Seit mehreren Wochen trendet eine neue Challenge im Internet. Unter dem Hashtag #fillthebottle posten überwiegend junge Menschen Fotos von mit Zigarettenkippen gefüllten Plastikflaschen. Die Zigaretten haben sie nicht etwa selbst geraucht, sondern als Müll vom Boden aufgeklaubt. Der Trend ploppte ursprünglich in Frankreich auf. Inzwischen ist er in Deutschland angekommen.

Genauer: in Freiburg in Baden-Württemberg. Dort veranstalteten die Musiker Felix und Till Neumann der Band Zweierpasch am Montagabend eine #fillthebottle-Aktion. Zuvor hatte Felix die gleiche Aktion bereits in Kehl bei Straßburg durchgeführt und etwa 5.500 Zigarettenreste eingesammelt.

Rauchende Green City Freiburg

Am Telefon erzählt der Nichtraucher Till, dass die beiden eigentlich damit rechneten, dass sie in der vermeintlichen Green City Freiburg weniger Zigarettenmüll finden würden: "Doch wir wurden eines Besseren belehrt." Zusammen mit 13 Freund*innen, Familienangehörigen und Menschen, die über öffentliche Aufrufe von der Aktion gehört hatten, sammelten sie insgesamt etwa 9.500 Kippen auf und füllten mit ihnen zwischen 18 und 20 Plastikflaschen – und das in nur einer Stunde. "Die Ausmaße sind auch hier katastrophal", meint Till.

In eine 1,5-Liter-Flasche würden mit ein bisschen pressen etwa 1.100 Zigarettenstummel passen. Till brauchte für das Füllen seiner Flasche lediglich 40 Minuten. Er sammelte im Freiburger Colombipark. "Die Zigaretten liegen traurigerweise gerade da, wo sie erst recht nicht hinsollten, in Parks und Grünflächen, weil sie da, anders als auf Asphalt, direkt ins Grundwasser gespült werden", erzählt Till.

Laut Angaben des BUND werden in Deutschland jährlich etwa 106 Milliarden Zigaretten geraucht. Diese Zahl deckt sich mit der des Deutschen Zigarettenverbands. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) landen zwei Drittel aller gerauchten Zigaretten auf dem Boden. Das wären etwa 70.666.666.666 Zigarettenreste, die in Deutschland jedes Jahr auf dem Boden landet.

Die Kippen sind nicht einfach nur Müll. In Zigaretten sind laut BUND über 7.000 Schadstoffe enthalten, 50 davon sind nachweislich krebserregend. Gelangen diese Stoffe in Böden und Gewässer, sind sie beispielsweise eine Gefahr für Fische oder Schnecken. Die Zigarettenfilter bestehen aus dem Kunststoff Celluloseacetat. Es kann bis zu 15 Jahre dauern, bis sie sich zersetzen.

Der Kampf gegen den Zigarettenmüll

Viele Städte versuchen inzwischen, mit Geldstrafen den Zigarettenmüll zu bezwingen. In Berlin droht Menschen, die ihre Kippen nicht in den Restmüll, sondern auf den Boden werfen, ein Ordnungsgeld zwischen 20 Euro in Lichtenberg und bis zu 100 Euro in Pankow, berichtet der rbb. In Freiburg kostet die Tat 25 Euro, so der Südkurier.

In Berlin startete die Initiative Der Aufheber eine Petition, die Pfand auf Zigaretten und Schachteln fordert: "20 Cent pro Kippe an Pfand, das heißt etwa 4 Euro Pfand pro Packung – zu bezahlen beim Zigarettenkauf, zurückzuerhalten bei der Abgabe", heißt es in der Petition. Fast 60.000 Menschen haben mittlerweile unterschrieben.

Seit der Sammelaktion in Freiburg sei sein Blick für den Zigarettenmüll geschärft, erzählt Till. "Normalerweise fallen einem die Zigarettenstummel gar nicht auf, aber es sind mehr, als man denkt." In Deutschland hat es bislang nur in Freiburg und Kehl kollektive #fillthebottle-Aktionen gegeben. "Wir hoffen auf ein paar Nachahmer", sagt Till. Die einzige Gefahr, die die Aktion birgt: Muskelkater vom vielen Bücken.

Entsorgt wurde der gesammelte Müll in Freiburg übrigens vorbildlichst: Die Gruppe hatte einen gelben Sack für die Plastikflaschen dabei und einen normalen Müllsack für die Zigarettenkippen, die von einem Mitarbeiter der Abfallwirtschaft direkt mitgenommen wurden.