Bei den olympischen Spielen oder der Fußballweltmeisterschaft gibt es sowohl Wettkämpfe für Männer als auch für Frauen. Auch die Giro d'italia, das zweitgrößte Etappenrennen des Radsports, bietet seit 1988 einmal jährlich auch Radsportlerinnen eine Wettkampfgelegenheit.

Für die Tour de France hingegen, dem wichtigsten Event im Hochleistungsradsport, gibt es keine Entsprechung für Sportlerinnen. Eine Gruppe von Profi-Radsportlerinnen möchte das nun ändern. Deshalb starten dreizehn Frauen einen Tag vor Beginn der offiziellen Tour de France auf derselben Strecke.

Sport trifft auf Aktivismus

Die Radsportlerin Claire Floret war eine der 13 Frauen, die am 7. Juli die erste Etappe antraten. Sie rief das Projekt Donnons des elles au vélo vor vier Jahren ins Leben und setzt sich damit für eine weibliche Tour de France ein. Gegenüber dem US-amerikanischen Radiosender npr sagte sie: "Wir machen gemeinsam diese Tour, um unserer Forderung nach einer Tour de France für Frauen Gehör zu verschaffen". Die 33-jährige Profisportlerin betont, dass die Radfahrerinnen beim Zurücklegen der Etappen sportliche Höchstleistungen erbringen müssen, aber gleichzeitig als Aktvistinnen unterwegs sind. Zwei Herausforderungen, die es auf einmal zu meistern gilt.

Weniger Geld und Komfort für Frauen im Radsport

Die Sportlerinnen müssen außerdem auf einige Dinge verzichten, die ihren männlichen Kollegen die Tour erleichtern. Zum Beispiel wird die Strecke für die Fahrerinnen nicht extra abgesperrt. Sie müssen also zusätzlich noch auf den Verkehr und auf ihre eigene Sicherheit achten.

Radsportlerinnen arbeiten nicht nur unter weniger komfortablen Bedingungen als ihre männlichen Kollegen, sie wurden und werden häufig auch deutlich schlechter entlohnt, wie aus einem Bericht des Women's Media Center hervor geht. Während der Gewinner des UCI Road World Champtionship 2015 noch 18.000 US-Dollar mehr Preisgeld gewann als die Siegerin der Tour, bekommen 2018 beide Gewinner dasselbe Preisgeld in Höhe von 20.000 US-Dollar.

Auf der Strecke begegnet den aktivistischen Sportlerinnen häufig Solidarität

Die Fahrerinnen und Aktivistinnen sind nicht allein: Als das Event vergangenes Jahr statt fand, fuhren insgesamt 400 Radler*innen streckenweise an ihrer Seite, um Solidarität mit dem Anliegen der Sportlerinnen zu zeigen. Heute startet die Gruppe bereits in die vierte Etappe.