Happy Birthday, Rachel, Monica, Phoebe, Joey, Chandler und Ross! Vor 25 Jahren lief die erste Folge Friends, ein Grund, die Kaffeetassen zu schwenken und auf die sechs Freund*innen aus New York anzustoßen. Ihr habt uns an guten wie an schlechten Tagen zur Seite gestanden, uns zum Lachen und Weinen gebracht – und heute, ein Vierteljahrhundert nach der Erstausstrahlung, auch zum Nachdenken angeregt. Trotz der großen Beliebtheit, derer sich die Sitcom erfreut – Netflix ließ Anfang des Jahres sogar 100 Millionen US-Dollar springen, um sich die Ausstrahlungsrechte für ein weiteres Jahr zu sichern – wird immer wieder Kritik an dem Serienformat geäußert.

Zu wenig divers, dafür sexistisch und homophob sei die Serie – besonders bei der Generation Z kommen die Witze, die den Ton bestimmen, schlecht an. Gags darüber, dass Monica einmal dick war und Chandler aufgrund nicht nennbarer Eigenschaften für homosexuell gehalten wird. Auch die sexuellen Avancen, mit denen Joey immer wieder bei Frauen landet und die meist von der Frage "How you doin'?" begleitet werden, stößt bei vielen auf Unverständnis. Selbst unter jenen, die die Ausstrahlung von Friends und deren Erfolg damals live miterlebten, gibt es einige, die unter Berücksichtigung heutiger soziopolitischer Debatten nur mehr wenig mit dem Serienformat anfangen können.

Wer Diversität sucht, wird nicht fündig

Dem Vorwurf, der Cast der Serie sei nicht divers genug, ist nichts entgegenzusetzen. Rachel (Jennifer Aniston), Monica (Courtney Cox), Phoebe (Lisa Kudrow), Joey (Matt LeBlanc), Chandler (Matthew Perry) und Ross (David Schwimmer) sind alle weiß, mehr oder weniger privilegiert und aus den Staaten. Joey Tribbiani ist mit seiner Familie – italienischen Einwander*innen – anscheinend die einzige Hauptperson mit einem multiethnischen Hintergrund.

Auch in den Nebenrollen spielen andere Hautfarben kaum eine Rolle. Bis auf Julie und Charlie Wheeler, beides Freundinnen von Ross, sind alle Darsteller*innen mit einer wiederkehrenden Rolle weiß. Obwohl dies in Serien der 90er Jahre keine Seltenheit war, ist es besonders hinsichtlich des Wohnortes der Friends – New York City – eine sehr homogene Gruppenkonstellation, die dort abgebildet wird.

Auch religiöse Vielfalt spielt in der Serie kaum eine Rolle. Zwar sind die Geschwister Monica und Ross Geller jüdisch, dies wird aber außer in einer Folge, in der Ross seinem Sohn Ben Chanukka näher bringen möchte, nicht weiter thematisiert.

Die Witze über die ehemals dicke Statur von Monica gehören zu den Dingen, die im Unterhaltungsfernsehen lang etabliert und sogar Hauptbestandteil ganzer Serien waren, so heute aber nicht mehr vorkommen dürften.

Stereotypisierte Schönheit und Homophobie

Überhaupt kann das Schönheitsideal, das in der Serie propagiert wird, zu Recht kritisiert werden: In der zweiten Folge der vierten Staffel etwa möchte Monica mit Rachels ehemaligem Schulschwarm ausgehen. Rachel erinnert sie daran, wie gemein ihr Freund damals zu ihr war und ist empört. Monica aber erzählt von ihrer Schulzeit und wie dick sie damals gewesen sei. Man hätte ihr sogar die Schuluniform extra anfertigen müssen, sagt sie - mittlerweile dünn - und ergänzt: "Sie wollten mir nicht das Schulzelt überziehen." Sie würde es dem dicken Mädchen von früher schulden, jetzt mit dem damaligen Liebling ausgehen zu können.

Auch bei den weiblichen Darsteller*innen Courtney Cox und Jennifer Aniston kann in den zehn Staffeln beobachtet werden, wie die beiden deutlich dünner werden. Lisa Kudrow erzählte diesen Mai in WTF, dem Podcast des Comedian Marc Maron, wie sehr der Schlankheitswahn sie unter Druck setzte. Neben Cox und Aniston habe sie sich immer wie "ein Berg von Frau" gefühlt, weshalb sie ebenso versuchte abzunehmen. Doch statt sich besser zu fühlen, wurde sie anfälliger für Krankheiten, sobald sie weniger wog. "Unglücklicherweise sieht man als Frau gut aus, wenn man untergewichtig ist", sagt sie und zeigt damit, was Film und Fernsehen lange beworben haben und was trotz heutiger Hashtags wie #bodypositivity noch tief im Bewusstsein vieler Frauen steckt.

Besonders veraltet sind aus heutiger Sicht die homophoben Tendenzen, die bei Friends immer wieder auftauchen. Dass die Rolle von Chandler aufgrund angeblich femininer Wesenszüge automatisch homosexuell sein muss, ist der Running Gag, der die Serie durchzieht und heute wohl kaum mehr als witzig angesehen werden kann.

Krasser wird es noch bei der Figur von Chandlers Vater: Charles Bing aka Helene Handbasket wird zunächst als schwule männliche Dragqueen erwähnt, der mit seiner Tanzgruppe Viva Las Gaygas auftritt. In der siebten Staffel tritt er als trans Frau in Erscheinung – dargestellt von der Schauspielerin Kathleen Turner –, wird aber immer nur als Mann im Kleid bezeichnet. Die Frage, ob er nicht zu viel Penis habe, um ein Kleid zu tragen, die ihm von seiner Exfrau gestellt wird, zeigt, wie klischeehaft und unreflektiert die Serie nach heutigen Standards ist.

Die Angst vor Homosexualität scheint ein immer wiederkehrendes Thema bei den sechs Freund*innen zu sein. Besonders Ross fällt häufig durch negative Aussagen auf, indem er es beispielsweise als unnatürlich empfindet, dass sein kleiner Sohn Ben mit einer Barbiepuppe spielt. Aus Angst, er könnte zu feminin werden, da er bei zwei Frauen lebt, versucht Ross seinen Sohn mit einer männlichen Actionfigur zu ködern.

Bei der Suche nach einer Nanny für Ross‘ und Rachels Tochter Emma in Staffel 9 fragt Ross einen Bewerber tatsächlich, ob er schwul sei, aufgrund seiner Berufswahl. Dass dieser nicht auf Männer steht, aber trotzdem sehr sensibel ist, behagt Ross so wenig, dass er ihn deshalb feuert. Geht gar nicht!

Was häufig nicht thematisiert wird, wenn diese Beispiele auftauchen, ist, warum Ross so heftig reagiert. In einem Gespräch mit dem sensiblen Nanny am Ende, wird deutlich, dass er selbst darunter gelitten hat und immer noch leidet, als nicht männlich genug gesehen zu werden. Besonders sein Vater habe ihm dieses Gefühl als Kind gegeben. So gesehen, könnte man eine, wenn auch oberflächliche, Auseinandersetzung mit dem Thema toxische Männlichkeit hineininterpretieren, die sich bei genauerem Hinsehen auch in anderen Szenen wiederfindet.

Daraus lernen und zukünftig besser machen

Natürlich ist Friends heute veraltet: Sechs Freund*innen, die sich Wohnungen in Manhattan leisten können, obwohl sie die meiste Zeit des Tages im Coffeeshop abhängen? Unterhaltungen, bei denen niemand zwischendrin sein Smartphone zückt, um eingegangene Nachrichten zu checken oder ein Selfie zu machen? Come on.

Genauso überholt sind die Vorstellungen von Männlichkeit und weiblicher Schönheit sowie die ziemlich weiße Welt, in der die sechs leben. Unter Berücksichtigung des zeitlichen Rahmens – 1994-2004 –, in dem die Serie erschien, werden Themen angesprochen, die damals noch um gesellschaftliche Akzeptanz kämpften: alleinerziehende, berufstätige Mütter, homosexuelle Frauen, die ein Kind aufziehen und heiraten, Männer, die mit ihrer Männlichkeit hadern, Leihmutterschaft und Adoption bei Unfruchtbarkeit.

Es ist also nicht zwingend notwendig, die sechs Freund*innen sofort aus unserem virtuell-imaginären Freundeskreis zu verbannen. Denn wer sich all der genannten Kontroversen bewusst ist, hat mit Friends ein Zeitzeugnis komödiantischer Fernsehunterhaltung, das auch zeigt, was es zukünftig bei Serienformaten besser zu machen gilt.