2016 war kein gutes Jahr. Viele trauern um große Künstler wie David Bowie, Prince oder George Michael. Es ist das Jahr des irrsinnigen Wahlkampfs und der Ernennung von Donald Trump zum 45. US-Präsidenten. Es fand das erste Brexit-Referendum statt, das zugunsten des EU-Austritts ausging. Es ist das Jahr der explodierenden Samsung-Handys, der Zikavirus-Epidemie und von Sichtungen sogenannter Horrorclowns. Es ist ebenso das Jahr zahlreicher terroristischer Attentate auf der ganzen Welt, darunter auch Berlin und München, und der abermaligen Zuspitzung des Syrienkriegs, damals konzentriert auf die Stadt Aleppo. In den Medien dominieren die Negativschlagzeilen.

Viele waren froh, 2016 mit der Hoffnung auf eine bessere Zeit hinter sich lassen zu können. Maggie West gehörte zu dieser Gruppe von Menschen. Die Fotografin aus Los Angeles wollte dazu beitragen, die allgemeine Stimmung etwas aufzuhellen. Mit einem Fotoprojekt, das simpler nicht sein könnte. Die Motive: Blumen, Pflanzen und Insekten, getaucht in grelle Neonlichter. Warum: Weil sie laut Maggie West ein Symbol der Wiedergeburt seien. "2016 war für alle ein so hartes Jahr. Ich wollte das nächste Jahr mit etwas Leichtem beginnen", sagt sie. Dieses Leichte können wir in einer Ausnahmezeit vier Jahre später, wie wir sie gerade erleben, ebenso gebrauchen.

Ein Hauch von frischer Luft

Fotos von Blumen und Pflanzen gibt es unzählbar viele. Viele Fotograf*innen haben sich im Laufe ihrer (Hobby-)Karriere mit dem Ablichten von Blumen beschäftigt, selbst die Prominenz der Szene von Robert Mapplethorpe über Irving Penn bis hin zu Nick Knight hat schon Fotoserien zum Thema geschossen. Maggie West wollte etwas Ähnliches, denn die Blumenfotografie "ist wie eine Signatur für Fotografen". "Ich habe mich für eine intimere Version mit Makrobildern entschieden", sagt sie, "um den Betrachtern einen Hauch von frischer Luft zu verschaffen und einem sehr weit verbreiteten Thema meinen Stempel aufzudrücken".

Wests Intention war es trotzdem, sich zu einem gewissen Grad von der klassischen Naturfotografie abzugrenzen: "Mit ging es darum, natürliche Dinge in surrealen Elementen zu beobachten und die Menschen dazu zu bringen, alltägliche Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten", sagt sie. Schrille Lichter, ein bunter, pechschwarzer oder gar kein Hintergrund, psychedelisch beleuchtete Schmetterlinge, Pflanzen und Blumen im Vordergrund – West fotografierte in einer möglichst künstlichen Umgebung, die in keiner Weise an Natur erinnert. Für einige Aufnahmen wählte sie zudem absichtlich Pflanzen, die im Begriff waren, zu sterben. Wenn sich die Enden eines Palmenblattes krümmen und zu zerfallen beginnen, oder ein Löwenzahn am Ende eine fast fremdartige Form annimmt, habe das für West eine anmutige Eleganz.

West hatte bei der Auswahl der zu fotografierenden Pflanzen immer spezifische Gründe. Das Fensterblatt (Monstera Deliciosa) oder den Eukalyptus wählte sie wegen ihrer "einzigartigen, lederartigen Textur und architektonischen Struktur", die Blüte einer Gerbera-Blume und der Hahnenfußes faszinierten sie, weil sie wie "Portale in eine andere Welt" aussehen würden.