Sie haben oft mehr Beine, als uns lieb ist oder gar keine. Manche können fliegen, andere weit springen. Sie haben einen Chitinpanzer und sind entweder mit Warzen, Dornen, Haaren, Borsten, Schuppen oder Höckern bestückt. Die Rede ist von der artenreichsten Tierklasse überhaupt: den Insekten. Beinahe eine Million Insektenarten wurden bisher wissenschaftlich beschrieben, damit sind mehr als 60 Prozent aller Tierarten Insekten.

Aus ernährungswissenschaftlicher und ökologischer Sicht bieten sie trotz ihres gruseligen Aussehens eine Menge Vorteile. Nicht nur uns, den Menschen, sondern auch der Umwelt. Das geht aus dem Fleischatlas hervor, der jedes Jahr von der Heinrich-Böll-Stiftung herausgegeben wird und die globale Industrialisierung des Fleischkonsums kritisiert.

Laut Atlas geht die UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) davon aus, dass Insekten zukünftig eine immer größere Rolle in der Ernährung der Weltbevölkerung spielen werden. Derzeit werden weltweit etwa 1.900 verschiedene Insektenarten konsumiert. Laut FAO sind das vor allem Käfer, Raupen, Bienen, Wespen und Ameisen. In einigen asiatischen, afrikanischen und lateinamerikanischen Ländern landen sie schon regelmäßig auf den Tellern.

In Europa werden neben dem Geschmack vor allem ökologische, wirtschaftliche sowie tierethische Gründe diskutiert, die für den Verzehr von Insekten sprechen. Denn auch wenn ihr Nährstoffgehalt je nach Spezies, Fütterung und Lebenszyklus (Ei, Larve, Puppe) stark variiert, gibt es kaum eine bessere Alternative zu herkömmlichem Fleisch. Derzeit sind in fast allen europäischen Ländern Insekten nur in unverarbeiteter Form zum Verzehr erlaubt. Ausnahmen bilden Belgien, die Niederlande und die Schweiz, wo es Nahrungsmittel mit verarbeiteten Insekten seit Mitte 2017 im Supermarkt gibt.

Hier kommen fünf Gründe, warum der Verzehr und Gebrauch von Insekten ernährungswissenschaftlich und ökologisch vorteilhaft ist:

1. Insekten haben einen höheren essbaren Anteil

Im Durchschnitt können 80 Prozent eines Insekts gegessen werden, während der essbare Anteil eines Rindes nur bei 40 Prozent liegt.

2. Insekten brauchen weniger Platz

Um sie zu züchten, könnten die meisten Arten nicht nur in riesigen Mengen, sondern auch artgerechter als zum Beispiel Schweine, Rinder und Geflügel gehalten werden.

Bei der Verwertung von Futter sind Insekten bei Weitem effizienter. Während Rinder etwa acht Kilogramm und Schweine etwa fünf Kilogramm Futter brauchen, um ein Kilogramm Fleisch aufzubauen, reichen Insekten dafür durchschnittlich zwei Kilogramm.

4. Insekten verbrauchen weniger Wasser

Für ein Kilogramm Rindfleisch braucht man bei der Herstellung durchschnittlich 15.500-mal mehr Wasser als für ein Kilogramm Insektenfleisch.

5. Insekten haben einen höheren Proteingehalt

Insekten sind hervorragende Energielieferanten und übertreffen sogar pflanzliche Nahrungsmittel wie Hülsenfrüchte, Getreide, Nüsse und Sprossen. Je nach Fütterung kann es hier innerhalb derselben Insektenart zu großen Unterschieden kommen. Eine mit Weizenkleie gefütterte Heuschrecke hat beispielsweise einen doppelt so hohen Proteingehalt wie ihre Artgenossen, die mit Mais gefüttert werden. Termiten und Ameisen haben einen extrem hohen Energiegehalt: je nach Art zwischen 400 und 1.300 Kilokalorien pro 100 Gramm.



[caption id="attachment_237199" align="alignnone" width="2067"] © Fleischatlas 2018, CC-BY 4.0[/caption]