Es sind meistens einem nahestehende Menschen, die einen erwischen: Eltern, Geschwister, Mitbewohner*innen. Menschen, mit denen man vieles teilt, aber eben nicht den intimsten Moment. Wenn es dann doch passiert, ist das zwar nicht das Ende der Welt, aber zumindest erstmal das Ende des Geschlechtsverkehrs. Und dann folgt stundenlange Scham gepaart mit "Wie-kann-ich-ihm*ihr-jemals-wieder-in-die-Augen-schauen?"-Gedanken.

Aber, keine Sorge, auch solche Situationen kann man irgendwie überstehen. So gehen einige Psychologen*innen zum Beispiel davon aus, dass es entlastend wirken kann, wenn wir Katastrophenszenarien einmal gedanklich durchspielen. Denn dabei merken wir, dass das Schlimmste, das passieren kann, oftmals gar nicht so schlimm ist.
Maria, 24: "Seine Freundin wollte ihn überraschen"

Ich wusste, dass er eine Freundin hat. Trotzdem sind wir nach einer Party mal abgestürzt. Und dann nochmal. Und nochmal. Beim dritten Mal passierte es dann: Wir lagen im Dunkeln und waren beide schon nackt, da fing plötzlich jemand wild an zu schreien. Ich erschreckte mich zu Tode und dann ging alles ganz schnell: Ich konnte gerade noch die Decke über mich ziehen als seine Freundin auf mich zu stürmte und mir eine wuchtige Ohrfeige geben wollte. Danach rannte sie aus dem Raum.

Alex, mein Bettgefährte, saß einfach nur da und ließ die Szenerie über sich ergehen. Ich schrie ihn an: "Na, geh ihr hinterher!" Er lief los und ich sammelte meine Sachen zusammen und lief nach Hause.

Die Freundin tat mir leid, aber ich tat mir auch leid. So verletzlich hatte ich mich selten gefühlt, so ganz nackt und eben auch mit einem ziemlich schlechten Gewissen. Im Anschluss erfuhr ich, dass sie eigentlich das Wochenende verreist sein wollte, sich aber bei Alex’ Mitbewohner einen Hausschlüssel geliehen hatte, um ihn zu überraschen. Die beiden blieben trotz der Sache zusammen und zogen ein Jahr darauf sogar in eine gemeinsame Wohnung. Das habe ich damals nicht ganz verstanden. Und warum sie mir eine scheuern wollte und nicht ihm, weiß ich bis heute nicht.
Olga, 26: "Er schlug mit seinem Penis aus Versehen gegen den CD-Ständer"

Ich war mit meinem ersten Freund zusammen, wir waren so 18, glaube ich. Kurz nachdem wir Sex gehabt hatten, stand er auf und lief durchs Zimmer, um etwas zu holen. Dabei machte er sich einen Spaß daraus, mit seinen Hüften so zu kreisen, dass sein Penis hin- und herschlackerte. Wir lachten uns tot.

Doch dann drehte er sich etwas zu heftig und schlug mit seinem Penis volle Kanne gegen seinen CD-Ständer. Im gleichen Moment kam seine Mutter ins Zimmer. Er schrie und sprang zurück ins Bett und sie zog sofort die Tür zu. Der Arme hatte ziemlich große Schmerzen. Nach einer Stunde bin ich gegangen und traf seine Mutter in der Haustür. Sie sagte: "Gott sei Dank Olga, Du bist da! Ich dachte schon, er wär alleine."
David, 21: "Mein Bett stand mitten im Raum"

Es ist schon ein paar Jahre her. Ich war noch nicht lange mit meiner damaligen Freundin zusammen. Mein Bett stand damals in der Mitte meines Zimmers. Wir lagen mit unseren Gesichtern zur Tür. Die mein Vater, während wir gerade dabei waren, öffnete. Er schaute mir direkt in die Augen. Ich erschrak, aber so richti etwas ausgemacht, hatte es mir nicht. Mein Vater kriegt eh immer mit, wenn ich ein Mädel mit nach Hause nehme.

Damals zog er die Tür einfach wieder ran und ich machte weiter. Meine Freundin war total sauer deswegen! Aber das erzählte sie mir erst beim letzten Treffen. Sie hätte sich geschämt, wollte meinen Vater nicht mehr sehen und war wahnsinnig wütend auf mich, vor allem, weil ich einfach weitermachte. Heute tut mir das sehr leid. Mein Bett steht mittlerweile hinter einem Regal.
Linda, 22: "Die Putzfrau kam ins Hotelzimmer"

Mein Ex-Freund ist Engländer und ich besuchte ihn letztes Jahr in London zu einem Familienfest. Seine katholische Oma aus Irland hatte etwas dagegen, dass ich mit bei den Eltern schlief, deshalb nahmen wir uns ein Hotelzimmer. Am nächsten Morgen hatten wir dann Sex, das Bett war direkt neben der Tür.

Obwohl wir ein "Nicht stören"-Schild draußen angehängt hatten, kam plötzlich eine Putzfrau herein. Sie stand direkt neben uns. Ich schrie noch: "Tom, mach die Tür zu", aber er reagierte nicht schnell genug. Ich zog einfach schnell die Decke über meinen Kopf und wartete, bis die Frau wieder draußen war.

20 Minuten später kam sie wieder herein und wir hatten wieder Sex. Das gleiche Spiel: Ich kreische und ziehe die Decke über meinen Kopf, Tom reagiert nicht. Eigentlich war es ja nicht so schlimm, uns hatte ja niemand erwischt, den wir kannten. Aber ich war trotzdem so sauer auf Tom, weil ich den Eindruck hatte, er würde nicht genug für mich einstehen.
Leo, 28: "Es tut mir so leid, es tut mir so leid"

Ich war bei meiner Freundin und wir waren sicher, dass ihre Eltern noch länger weg sein würden. Also hatten wir Sex bei ihr im Zimmer. Ich lehnte an ihrem Schreibtisch und sie kniete vor mir. Mehr Beschreibung bedarf es wohl nicht. Plötzlich ging die Tür ihres Zimmers auf und ihre Mutter kam rein. Der Horror! Sie machte zwar sofort die Tür wieder zu, blieb dann aber draußen stehen und rief die ganze Zeit: "Es tut mir so leid, es tut mir so leid!"

Das machte es noch viel schlimmer. Meine Freundin war völlig fertig. Erst Stunden später trauten wir uns aus dem Zimmer. Wir hätten uns beide gewünscht, sie hätte lieber so getan, als wäre nichts passiert. Der Sex war dann übrigens eine ganze Weile lang nicht mehr so entspannt.