Normalerweise streichen sich Rockfans das erste Juniwochenende immer ganz dick im Kalender an. Denn dann findet traditionell mit Rock am Ring, eines der größten Festivals Europas, statt. In diesem Jahr hingegen ist bekanntlich alles anders. Denn headbangende Metaler*innen und kopfnickende Hip-Hopper*innen wird man auf den Festivalgeländen Deutschlands in diesem Jahr vergeblich suchen.

Die Coronavirus-Pandemie sorgt dafür, dass der Sommer 2020 für viele Festivalfans wohl der traurigste ihres Lebens werden könnte. Kein Rock im Park, keine Liebe auf der Fusion und keine Moshpits in Wacken. Große und mittelgroße Festivals sind in diesem Jahr abgesagt. Auf Rennstrecken in der Eifel, im Berliner Olympiastadion, auf alten Flughäfen in Mecklenburg oder an sachsen-anhaltischen Seen wird es daher in diesem Sommer ungewöhnlich ruhig. Die Instagram-Feeds, die sonst mit Bildern feiernder Menschenmassen gefüllt würden, bleiben leer.

Diese Leere bietet aber auch die Möglichkeit, sich mal den heimlichen Stars der Festivals zu widmen: Den Festivalgeländen selbst. Nirgends ist Rock am Ring so wie in der "Grünen Hölle", das Melt! wäre nicht das Melt!, würde es nicht im Schatten der riesigen Schaufelradbagger in Ferropolis stattfinden und das Wacken Open Air ohne Wacken? Undenkbar.

Ein Blick auf die Veranstaltungsorte und deren Geschichte lohnt sich.

Rock am Ring, Nürburgring, Nürburg

Rock im Park, Zeppelinfeld, Nürnberg

Splash! und Melt!, Ferropolis, Gräfenhainichen

Fusion Festival, Flugplatz Lärz

Wacken Open Air, Wacken

Lollapalooza, Olympiagelände, Berlin

Böse Zungen würden behaupten, ob das Olympiastadion in Berlin nun mit Menschen gefüllt oder leer sei, mache für die Stimmung von Heimspielen des Fußballclubs Hertha BSC keinen großen Unterschied. Das erkannte auch die Fußballbundesligistin und bemüht sich daher aktuell um einen Standort für eine neue, kleinere Arena. Denn so viel Historisches in dieser riesigen Schüssel auch steckt, so erweckt sie ihren atmosphärischen Geist erst dann, wenn sie bis auf den letzten Platz mit Menschen gefüllt ist. Diesen konnte zuletzt das jährlich auf dem Olympiagelände stattfindende Lollapalooza wecken.

Das ursprünglich aus den USA stammende Festival fand im September 2015 erstmals in Europa statt – auf dem Tempelhofer Feld in Berlin. Anschließend wechselte es in der Hauptstadt mehrmals das Veranstaltungsgelände, bis es im Jahr 2018 schließlich seine vorläufige Heimat auf dem Olympiagelände in Berlin fand. 2020 sollte das Festival wieder im Olympiastadion stattfinden. Zudem planten die Veranstalter*innen ein riesiges Schwesterfestival mit dem Namen Superbloom in München, das nun ebenfalls abgesagt werden musste.