18 Millionen Tonnen. Diese Masse an noch genießbaren Lebensmitteln wird laut Berechnungen der Natur- und Umweltschutzorganisation WWF jährlich allein in Deutschland weggeschmissen. Das entspricht etwa einem Drittel des gesamten Verbrauchs an Lebensmitteln. Nach Recherchen der Zeit tragen vor allem Privathaushalte mit 61 Prozent die Hauptschuld an dieser kolossalen Verschwendung. Gaststätten, Kantinen und die Industrie verantworten 17 Prozent.

Auch in Norwegen sieht es nicht anders aus: Spiegel Online berichtete, dass nach Angaben einer großen Molkerei knapp jede*r dritte Norweger*in schon mal abgelaufene Milch in den Müll geworfen hat, ohne vorher überhaupt zu überprüfen, ob das Produkt wirklich schlecht ist. Deshalb haben sich nun norwegische Molkereien zusammengetan und darauf geeinigt, ein neues Haltbarkeitsdatum auf ihre Produkte zu drucken. So wird auf vielen Milchflaschen und Milchprodukten wie Sahne oder Joghurt ab kommender Woche "Mindestens haltbar bis, aber nicht schlecht nach" stehen. Dadurch wird deutlich, dass die Lebensmittel nicht sofort nach dem Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums ungenießbar oder gefährlich sind – es geht vielmehr darum, bis wann das Produkt mindestens haltbar ist.

Weniger wegwerfen!

Ein Twitter-User postete vergangene Woche ein Foto: "Es heißt ,Mindestens haltbar bis' und nicht ,Sofort tödlich ab'" und bringt es damit auf den Punkt. Oft werden Lebensmittel viel zu voreilig weggeschmissen, denn Mindesthaltbarkeitsdatum ist nicht gleich Verfallsdatum. Gegenüber dem Radiosender Deutschlandfunk Nova gibt der Geschäftsführer des Bundes für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde, Peter Loosen, zu verstehen: "Mindestens haltbar bedeutet, dass die Lebensmittel mindestens bis zu diesem Datum ihre spezifischen Eigenschaften wie Farbe und Geschmack behalten."



Um der Lebensmittelverschwendung entgegenzuwirken, fordert auch die Verbraucherzentrale Hamburg zu mehr Achtsamkeit auf. In einer Veröffentlichung heißt es: "Vieles ist länger haltbar: Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) ist kein Verfallsdatum!" Den Konsument*innen wird geraten, die Haltbarkeit selbst zu testen. Außerdem geben sie praktische Tipps:

  • Brot ist meist auch nach Ablauf des Mindeshaltbarkeitsdatums genießbar. Am besten solltet ihr es bei Zimmertemperatur luftdicht aufbewahren. Falls ihr doch Schimmelpilze an dem Brot feststellen solltet: Werft den ganzen Laib weg.
  • Auch Müsli und Getreide können oft noch deutlich länger als auf dem MHD angegeben gegessen werden. Eine trockene, kühle Lagerung in einem geschlossenen Gefäß eignet sich am besten.
  • Kartoffeln lagert ihr am besten an einem dunklen, kühlen und trockenen Ort. Solltet ihr grüne, giftige Stellen an den Kartoffeln entdecken, bedeutet das nicht, dass ihr sie gleich komplett wegwerfen müsst. Sind es nur kleine Stellen, könnt ihr sie großzügig wegschneiden und die Kartoffel schälen. Sind die Stellen jedoch größer, ist es ratsam die Kartoffel zu entsorgen.
  • Nudeln und Reis können oft noch deutlich länger als auf dem MHD angegeben gegessen werden, sofern ihr sie trocken lagert.
  • Gleiches gilt für Mehl: Das Getreideprodukt ist oft länger haltbar. Ihr solltet es jedoch in einem verschlossenem Behälter trocken lagern. Aber Vorsicht: Vollkornprodukte sind auf Grund des hohen Fettanteils nicht ganz so lange haltbar.
  • Bei Obst und Gemüse gilt: Sobald ihr Schimmel an den Produkten feststellt, solltet ihr sie wegwerfen, da sich die Pilze auf Grund des hohen Wassergehalts der Produkte schnell verbreiten.
  • Milch ist nach Ablauf des MHBs in der Regel knapp drei Tage haltbar. Gleiches gilt für Milchprodukte: Auch sie sind meist noch mehrere Tage haltbar.
  • Eier können sogar noch bis zu zwei Wochen nach Ablauf des MHDs verwendet werden und eignen sich dann besonders zum Kochen und zum Backen.
  • Fleischprodukte haben ein Verbrauchsdatum. Das gibt an, bis wann das Produkt verbraucht sein sollte. Daran solltet ihr euch auch halten, da rohes Fleisch oder roher Fisch eine Keimzelle für Krankheitserreger sein können.

Grundsätzlich gilt: Wenn ihr unsicher seid, prüft die Lebensmittel mit euren Sinnen. Oft geben euch Augen, Nase und Mund schon Aufschluss darüber, ob die Produkte noch genießbar sind oder tatsächlich in die Tonne gehören.