Am Anfang stand das Problem: Laut Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen landet weltweit ein Drittel der produzierten Lebensmittel im Müll. Gleichzeitig geht jeden Abend einer von neun Menschen hungrig zu Bett.

Diese Ungerechtigkeit tut weh. Doch wir können die Komplexität und das Ausmaß dieses Missstands kaum einschätzen – geschweige denn von jetzt auf gleich eine Lösung dafür finden. Was wir aber tun können, ist, auf uns selbst zu gucken, Lebensmittel mehr schätzen zu lernen und gegen die Lebensmittelverschwendung anzugehen: sowohl im Handel als auch auch bei uns zuhause.

Diese Gedanken beschäftigten auch Nadja Flohr-Spence und Hendrik Haase – damalige Slow Food Youth-Aktivisten. Doch mit dem leidigen Thema an Menschen ranzukommen ist schwierig. Deshalb schufen sie im Rahmen von Slow Food – eine internationale Organisation, die sich für ein faires Lebensmittelsystem einsetzt – die Schnippeldisko! Ein Event, bei dem die Missstände der Landwirtschaft mit Spaß und Freude angegangen werden.

Bei Musik, Tanz, krummen Gemüse und Protestsuppe feiern die Teilnehmenden gegen die unfairen Verhältnisse unserer Landwirtschaft an. Während die einen fleißig Gemüse für die Suppe schnippeln, tanzen die anderen zum DJ oder nehmen nebenan am kulturellen Programm – allerlei Vorträgen und Diskussionen – teil.

Knubbeliger Sellerie, krumme Gurken und dreibeinige Pastinaken

Diese Idee fruchtete und entwickelte sich zu einem ganz eigenständigen Erfolgskonzept. Erstmals fand eine Schnippeldisko 2012 in der Markthalle Neun in Berlin statt, wo sich damals 200 Menschen anlässlich der alljährlichen "Wir haben es satt"-Demo versammelten. Drei Jahre später waren es schon knapp 1000 Teilnehmende in Berlin.

Die Schnippeldisko blieb nicht nur ein Berliner Ding. Rasant verbreitete sich die Idee in Frankreich, Südkorea, Brasilien, Irland, Kenia, den USA, Indien und viele weitere Länder.

요리가무 YORIGAMU @Seoul City hall square from

Sinae Stream on

Vimeo.

In Frankreich resultierte aus der Schnippeldisko gar eine Disco Soupe-Bewegung. Ganz einfach seine eigene Schnippeldisko zu verschiedensten Anlässen – sei es Dorffest, Demonstration oder Wochenmarkt – planen und sie auf der Website offiziell anmelden. In Frankreich stehen im Januar wieder vier Schnippeldiskos an.

Mit Gemüse protestieren? Klingt komisch, aber es funktioniert

Am 15. Januar 2016 feiert die Schnippeldisko ihr fünfjähriges Bestehen. Im Zentrum für Kunst und Urbanistik in Berlin erwartet Slow Food Deutschland rund 1000 schnippelfreudige Besucher. 2000 Kilogramm Gemüse – zu krumm, zu dünn, zu klein – aus dem Kreis Brandenburg werden vor Ort geschält und geschnippelt und zu einer veganen Suppe verarbeitet.