Kolumnistin Katja Klengel findet, es sei an der Zeit, dass Männer endlich mal Frauen zuhören. Ihre Erlebnisse mit Sexismus verarbeitet sie in ihren Comics.Wie geht ein Mädchen damit um, wenn ihm der Bruder sagt, sie hätte ganz schön lange Haare an den Beinen? Warum lernt man den Begriff Vulva nicht schon im Kindergarten? Und warum verdammt noch mal läuft durch Spielzeugläden auch im Jahr 2018 noch eine tiefe Kluft zwischen hellblauen Ritterburgen und rosa Feenschlössern? Diese Fragen stellt sich Katja Klengel in ihrem Buch Girlsplaining. Darin erzählen verschiedene Episoden von den Problemen, vor denen die Gesellschaft sie als Frau stellt.

Seit 2012 veröffentlicht Klengel ihre Zeichnungen auf ihrem Blog Blattonisch. Im August 2017 startete ihre Comic-Kolumne auf Broadly, die nun auch in Buchform erschienen ist. In ihren Bildergeschichten geht Klengel verschienen Strukturen auf den Grund, die sie als ungerecht empfindet. Dabei beruft sie sich vor allem auf Erlebnisse aus ihrem Alltag und ihrer Jugend.

"Der persönliche Zugang war hilfreich, um mich mit meinen eigenen Erlebnissen auseinanderzusetzen", sagt sie. Manchmal sei es ihr trotzdem schwer gefallen, so offen von ihren Erfahrungen zu berichten. Aber oft habe ihre eigene Geschichte geholfen, über die persönliche Ebene auf strukturelle Probleme zu stoßen.

Probleme durch Comics benennen

Klengel liebt Comics seit sie in ihrer Kindheit die Mangakriegerin Sailor Moon entdeckt hat. Besonders reizvoll ist für sie das Zusammenspiel aus den zwei Ebenen Text und Bild: "Dadurch kann man die Erzählart total verändern." Klengel spielt mit offensichtlichen und versteckten Bezügen, popkulturellen Anspielungen und gesellschaftlichen Klischees. Dazu passt, dass Girlsplaining in zarten Pastelltönen koloriert ist. "Gerade weil Rosa immer mit Mädchen und Prinzessinnen verbunden wird, könnte man sich ja auch die Farbe zurückerobern und die Leute einfach mal überraschen." So finden sich in Klengels Buch Zeichnungen von Vulven, Penissen und Vampirjägerinnen in vermeintlich mädchenhaftem Altrosa.

Die Idee zum Titel ihrer Kolumne kam Klengel bei der Lektüre von Rebecca Solnits Buch Men Explain Things To Me, an das der Begriff Mansplaining angelehnt ist. Dieser bezeichnet das übergriffige Erklären von Dingen, die dem Gegenüber bereits bekannt sind. Mit dem Titel Girlsplaining wollte sie deutlich machen, dass es nun an der Zeit sei, dass Männer den Frauen und Mädchen zuhören. Doch darüber hinaus gibt es für Klengel noch eine weitere Erklärung der Titelwahl: "Girlsplaining ist auch so etwas wie eine Möglichkeit, meinem 15-jährigen Ich Dinge zu erklären."