Das Fotografieren auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz ist nicht verboten. Einigen Besucher*innen scheint allerdings nicht bewusst zu sein, dass an einem derartig historisch bedeutsamen Ort ein sensibles Verhalten angebracht ist. Überwiegend junge Menschen werden derzeit immer wieder dabei beobachtet, wie sie respektlose Fotos schießen und ins Internet stellen. Der neueste Trend: auf Zuggleisen balancieren.

Diese Zuggleise haben Hunderttausende Menschen aus ganz Europa, mehrheitlich Jüd*innen, in ihren Tod geführt. Sie leiteten in ein Vernichtungslager, in dem von 1940 bis 1945 etwa 1,1 Millionen Menschen starben. Diese Schienen stehen heute noch, um der Opfer zu gedenken und sich den geschehenen Grausamkeiten bewusst zu werden. Dieselben Schienen werden heute zur Selbstdarstellung genutzt, um Instagram-Likes zu sammeln. Die Gedenkstätte sah sich genötigt, in einem Tweet darauf hinzuweisen, insbesondere ein bestimmtes Motiv zu überdenken.

"Es gibt bessere Orte, um das Laufen auf einem Schwebebalken zu lernen", schreiben die Verantwortlichen und fordern gleichzeitig mehr Respekt. Dem Tweet sind Fotos von Leuten angehängt, die sich beim Balancieren auf den Gleisen fotografieren ließen. In mehr als 700 Kommentaren pflichten User*innen dem Museum bei und bedanken sich für dessen Initiative.

Bereits in der Vergangenheit wurden junge Menschen angehalten, sich respektvoller zu verhalten. 2012 berichtete der Sprecher der Gedenkstätte Auschwitz Bartosz Bartyzel von Selfies direkt an der Todeswand, an der Erschießungen stattfanden, oder Duckfaces vor den Ruinen der Gaskammern. Wenn die Führer*innen organisierter Besucher*innengruppen so etwas bemerkten, würden sie in der Regel einschreiten.

Fotografieren soll aber erlaubt bleiben. Am Eingang der Gedenkstätte wird weiterhin zu einem angemessenen Verhalten aufgerufen. Das Museum pflegt selbst einen Instagram-Account und zeigt einen respektvollen Umgang mit Fotos der Gedenkstätte.