Kumi Naidoo stammt aus Südafrika und kämpfte dort gegen das Apartheidsregime. 1989 musste er deshalb ins Exil fliehen. Später promovierte er in Oxford und war einer der Organisatoren von Mandelas erstem Wahlkampf. Seit sechs Jahren ist er Chef von Greenpeace.

Diplomaten aus 196 Staaten verhandeln derzeit in Paris über einen neuen Weltklimavertrag. Es gäbe zwar Fortschritte, aber "was wir hier sehen sind Babyschritte", sagte Naidoo. Bereits zu viele Leben habe der Klimawandel auf dem Gewissen.

Um das Schlimmste zu verhindern, müsse die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzt werden, forderte der Greenpeace-Chef. Die in Paris vorgelegten Klimaschutzpläne liefen jedoch auf bis zu 3,5 Grad Erwärmung hinaus – eine Katastrophe für  besonders verwundbare Länder.

Naidoo stellt unbequeme Fragen, auch das ist sein Job. "Warum gibt es diesen Mangel an Dringlichkeit? Weil der Klimawandel nur Menschen in kleinen Staaten besonders hart trifft? Nein, die Philippinen und Bangladesh haben große Bevölkerungsgruppen. Ist es weil die betroffenen Menschen zu weit weg sind von den Zentren der Macht in Washington und Brüssel? Oder weil diese Menschen nicht auf einem riesigen Haufen Rohstoffe sitzen?"

Der Greenpeace-Chef fuhr fort: "Oder ist es wegen der Hautfarbe der Menschen in diesen Ländern? Die Menschen in den Ländern, die am meisten CO2 ausgestoßen haben, sind zum größten Teil weiß. Und die große Mehrheit der Menschen, die als erstes und am meisten dafür bezahlen müssen, sind farbig."

In der Tat sind vor allem westliche Industriestaaten für den Klimawandel verantwortlich. Der Klimawandel hat zwar auch in Deutschland Konsequenzen. Staaten im globalen Süden sind aber bereits heute betroffen – und deutlich stärker. Dürren, Stürme und Überschwemmungen zerstören dort die Heimat der Menschen.

Kumi Naidoo wurde noch deutlicher: "Meiner Meinung nach gibt es keinen Zweifel, dass Rassismus in diesen Verhandlungen eine Rolle spielt." Und er fügte hinzu: "Wenn ich das in einer Pressekonferenz sage, werden mich die Medien töten. Denn es ist sehr sehr unangenehm, das auszusprechen."

Die Hautfarbe sei ein Grund, warum die Klimapolitik in Ländern mit vor allem weißen Menschen nicht ambitionierter verfolgt werde. "Das ist, was ich Klima-Apartheid nenne", so Kumi Naidoo.

In den nächsten 48 Stunden wird in Paris ein neuer Weltklimavertrag beschlossen. Es müssten laut Naidoo junge Menschen sein, die ihre Regierungen zur Vernunft bringen, wenn Paris nicht ausreiche, um den Klimawandel effektiv zu stoppen.