Eine Frau mit einer Make America Great Again-Cappy beginnt plötzlich zu brüllen, sie ruft nach strikteren Einwanderungsgesetzen und filmt sich dabei mit ihrem Smartphone. Sie und ihr Sitznachbar stehen auf und halten Plakate mit rassistischen Sprüchen hoch. Die Umherstehenden schweigen oder brüllen dazwischen. Die beiden Einwanderungsgegner*innen werden vom Sicherheitspersonal aufgefordert, den Raum zu verlassen. Soweit, so spektakulär. Doch das Video, das diese Szene zeigt, geht seit Mittwoch aus einem anderen Grund viral: In der vorderen Reihe sitzt ein Mann in einem grünen T-Shirt und tut nur eins: Eine halbe Minute lang schüttelt er sich vor Lachen.

Auf Twitter stellt sich Alex Kack zwar als "just another nobody" vor, also als "nur ein anderer Niemand". Doch das Video hat den 28-jährigen Menschenrechtsaktivisten bekannt gemacht und ihm nicht nur zu 20.000 neuen Twitter-Follower*innen verholfen, sondern auch zu einem eigenen Hashtag: #greenshirtguy. Unter dem Hashtag diskutieren Menschen in den sozialen Medien über seine außergewöhnliche Reaktion auf die Szene, die sich am Dienstag in einer Bürger*innen-Halle in Tuscon, im Süden Arizonas, abspielte. Hier hatte die Initiative People’s Defense, in der Kack engagiert ist, eine Anhörung vor dem Stadtrat. Die Aktivist*innen setzen sich für eine Änderung des Stadtgesetzbuches ein, die lokale Polizeibehörden hindern soll, bei der Durchsetzung nationaler Einwanderungsgesetze mit den Bundesbehörden zusammen zu arbeiten.

"Es passierte so plötzlich und es war total absurd"

Christine Teigen, US-amerikanisches Topmodel und Buchautorin, kommentierte das Video auf Twitter: "Der #greenshirtguy hat etwas an sich, das den dummen Scheiß, den die Frau von sich gibt, vernichtet. Du vergisst sie total. Er lenkt die Aufmerksamkeit komplett auf sich. Ohne ihn würde die Szene einen eigentlich traurig machen. Aber das macht glücklich." 

Im Interview mit der US-Tageszeitung Washington Posterklärt Kack: "Es passierte so plötzlich und es war total absurd. Die kommen in dieses formelle öffentliche Umfeld, nehmen sich die Zeit, um hierher zu reisen, aufzutauchen und rassistische Obszönitäten zu schreien. Zu welchem Zweck?" Die Ideologie dieser Menschen sei zwar offensichtlich gefährlich, aber von Natur aus albern. Für ihn sei es ein moralischer Imperativ, die Rechte von Migrant*innen zu schützen. "Ich denke, das Gelächter hat bei Twitter einen Nerv getroffen", so Kack, "denn es zeigt das, was ein Großteil der Menschen angesichts dieser Ereignisse fühlt."