Grindr führt die ersten offiziellen Gaymojis ein. Ob sie es auch in andere Messenger schaffen werden, ist noch nicht klar. Sie sollten es aber!

Mit einer eigenen App für iOS und Android kann man sich für die Dating-App für schwule und bisexuelle Männer die aktuell einhundert neuen Emojis kostenlos herunterladen. Für 3,99 Euro gibt es dann das ganze Paket mit fünfhundert verschiedenen Symbolen zu kaufen. Aber warum sind Gaymojis so wichtig und wieso sollten sie für alle Messenger nutzbar werden?

Gaymojis – gab es die nicht schon vorher?

Okay, es gab ? und natürlich ?. Und wer könnte ? vergessen? Explizite sexuelle Vorlieben oder alternative Liebesweisen konnten mit den bisher verfügbaren Emojis jedoch nicht ausgedrückt werden.

Das ändert sich mit den neuen Gaymojis gewaltig. Jetzt gibt es bei Grindr Emojis, die Polyamorie ausdrücken, sexuelle Vorlieben und die Vielfalt von Auberginen. Und natürlich gibt es auch ganz viel hiervon:

Emojis für zwischen den Zeilen

Optische Elemente wie Memes, Gifs, Sticker, Videos und Emojis haben mittlerweile großen Einfluss auf unseren Alltag. Unsere mediale Kommunikation wird von den kleinen bunten Bildern unterstützt und angereichert. Ein Symbol oder Bild ist schnell ausgewählt, prägnant und leicht verständlich. Es unterstreicht die Message und erweitert diese um Elemente, die sonst im geschriebenen Gespräch entfallen, wie Gefühle und Gesichtsausdrücke. 

Emojis übernehmen also eine wichtige Funktion in unserer digitalen Kommunikation. Wer unterwegs ist, sich schnell verabreden oder eine kurze Liebesbekundung senden will, greift auf sie zurück, um seiner Nachricht eine weitere Ebene zu geben – egal, ob heterosexuell oder homosexuell. Genau deshalb ist es ein logischer Schritt, dass die schwule Community ihre eigenen Emojis hat. Schwule Interaktion hat einen anderen Wortschatz als der Mainstream – und dafür braucht es dann eben auch andere Symbole. 

Emojis schaffen Sichtbarkeit

User*innen, die sich nicht für schwule Themen interessieren, werden die Symbole vielleicht gar nicht verwenden. Aber da Bilder Normen schaffen, ist es nur gut und richtig, dass es auch verstärkt solche gibt, die alternative Lebens- und Liebesweisen abbilden. Somit wird auch den heterosexuellen User*innen immer wieder ins Gedächtnis gerufen: Es gibt noch eine andere Realität und sie ist genauso Teil deiner Gesellschaft.

Erinnerst du dich zum Beispiel noch, als WhatsApp verschieden farbige Daumen einführte? Vielen von uns ist erst da klar geworden "Stimmt, dieser gelbe Daumen drückt aus, dass alle Menschen eine helle Hautfarbe hätten". Von da an konnten wir, wenn wir einen kleinen Daumen verwendeten, auswählen, ob er gelb, beige, braun oder schwarz sein sollte. Jedes Mal konnten und mussten wir unsere eigene Hautfarbe ins Verhältnis setzen und uns die Frage stellen: Was war das eigentlich für eine dumme Idee, dass alle sich mit einer Farbe identifizieren sollten?

Politischer Widerstand? Vorprogrammiert.

Genau darum wäre es auch großartig, wenn die Gaymojis den Sprung in die Mainstream-Medien und Messenger schaffen würden. Das dürfte aber vermutlich zu Kritik einiger Regierungen führen.

Als Facebook 2016 eine kleine Anzahl von LGBT-Emojis einführte, forderten indonesische Regierungsmitglieder, diese für User*innen zu blockieren. Ismail Cawidu, Sprecher des Ministeriums für Kommunikation und Information, meinte, dass die sozialen Medien die indonesischen Normen und die Kultur respektieren sollten. Obwohl Homosexualität in Indonesien nicht illegal sei, wäre es doch ein gesellschaftlich sensibles Thema.

Und wenn selbst Staaten wie Indonesien ein Problem mit Gaymojis haben, bleibt natürlich die Frage, was Staaten wie Ägypten, Tunesien oder Malaysia wohl zu deren Einführung sagen würden. Auf Homosexualität stehen in diesen Ländern eine Gefängnis- oder sogar die Todesstrafe.

¡Viva la Gaymoji Revolution!

Trotz möglicher Widerstände bleiben die neuen Gaymojis aber ein wichtiger und richtiger Schritt für mehr Sichtbarkeit der schwulen Community. Sie sind super, weil sich mit ihnen ausdrücken lässt, wofür es vorher noch keine digitalen Symbole gab. Sie erweitern unser Bewusstsein und können außerdem noch ganz amüsant sein.

Bisher sind die neuen Gaymojis allerdings vor allem für schwule Kommunikation gedacht. Dieses Angebot sollte möglichst schnell erweitert werden, um auch die Lebensrealitäten von Lesben, Bisexuellen, Transgender-Leuten und Intersexuellen zu repräsentieren.