Um nach draußen zu dürfen, braucht es in Corona-Zeiten in vielen Gegenden triftige Gründe. Notwendig muss es sein, wichtig und zweckerfüllend. Es reicht nicht, bloß frische Luft schnappen oder die Sonne genießen zu wollen. Eine Aufgabe, die in einem funktionierenden Haushalt nicht zu kurz kommen darf, ist die Müllentsorgung. Auch wenn Menschen in ihrer Bewegungsfreiheit zum Schutz der Gesellschaft eingeschränkt sind, konsumieren sie weiter. Wer konsumiert, produziert Müll. Und Müll muss irgendwann aus dem Haus.

Den Müll rauszubringen, bietet daher gerade eine willkommene Abwechslung, der Tristesse zu Hause zu entkommen. Für manche Menschen werden die wenigen Minuten, vielleicht nur Sekunden, die das dauert, zum Highlight des Tages. Sie haben beschlossen, die Müllentsorgung zu zelebrieren, indem sie sich verkleiden. Sie werfen sich in ihre Abendrobe, ziehen die Klamotten ihrer Partner*innen an oder werfen sich witzige Kostüme über, die vom letzten Halloween oder Karneval übrig geblieben sind.

Als Joker oder Arielle vor die Tür

Die Facebook-Gruppe Bin isolation outing sammelt Fotos und Videos von Menschen, die sich eben diesen Spaß erlauben. Die Idee scheint beliebt zu sein. Allein in den vergangenen 24 Stunden haben 2.000 Menschen Postings veröffentlicht. Sie zeigen den unglaublichen Hulk, den Joker, Arielle, die kleine Meerjungfrau oder Supermario bei der Müllentsorgung, sie zeigen Männer in Frauenkleidern, Frauen in Ballroben oder Kinder in Superheld*innenkostümen.

Was lernen wir daraus? Wahrscheinlich, dass wir in einer Zeit der gesellschaftlichen Isolation kreativ werden – aus Mangel an Beschäftigung und anderen Reizen. Wenn das Müllrausbringen zum Tageshöhepunkt wird, warum sollte man ihn dann nicht auch gebührend begehen? Vor allem, wenn man damit auch andere zum Lachen bringen kann. Denn ein wenig Spaß können wir gerade gut gebrauchen.