Es gibt kein Entrinnen. Mitte Februar ist die Welt in eine rosarote Wattewolke aus Romantikglitzer gehüllt, überall Herzen, Rosen, Pralinen und forciertes Pärchenglück. Wer darin versagt, dem*der Partner*in zum Valentinstag absonderlich überflüssige und kostspielige Liebesbeweise zuteil werden zu lassen, liebt nicht richtig – jedenfalls nicht nach den gängigen Maßstäben der Konsumgesellschaft. Bedauernswerter als die unzureichend Beschenkten sind demnach lediglich Leute, die über niemanden verfügen, dessen*deren Zuneigung sie nach Blumenstraußgröße, Schokoladenvielfalt und Grußkartenpoesie-Talent bewerten können – Singles.

Als Umkehreffekt der gesellschaftlich verankerten Idealform der romantischen Zweierbeziehung sollen sie sich am Valentinstag fühlen, als würde ihnen etwas fehlen. "Niemand schenkt dir Baccara-Rosen? Du bist unwürdig! Niemand zeigt durch kostbare Liebesgaben, dass er*sie sich dir monogam verbunden fühlt? Du hast versagt! Tja, also, ICH habe da ja jemanden …"

Die Gleichung geht nur nicht für jeden Menschen auf. Denn das hieße, dass sich nur in einer Beziehung Glück finden und erleben ließe. Und das ist, mit Verlaub, absoluter Nonsens. Natürlich gibt es auch unglückliche Singles, aber längst nicht alle Menschen sind unfreiwillig allein und/oder dabei zutiefst betrübt. Im Gegenteil. Fürs Single-Dasein gibt es unzählige Gründe, jeder davon ist berechtigt.

Single zu sein heißt allerdings nicht, den Valentinstag nicht zu feiern. Hier sind ein paar alternative Vorschläge:

Valentinstag ignorieren

Die wohl gängigste Methode, vor allem unter lässigen Langzeit-Singles verbreitet. Was soll der ganze Wirbel? Das omnipräsente rosarote Herzchenfeuerwerk ist nichts anderes als eine Anregung zu purem Konsum und sagt rein gar nichts aus. Wichtig, um die Augenroll-Frequenz so niedrig wie möglich zu halten: Social-Media-Nutzung am Valentinstag stark einschränken und bestimmte Hashtags muten. Sonst drohen Küsschenfotos, Datenight-Pics und #couplegoals galore. Ja, und damit verbundener latenter Brechreiz.

Fotos von dem*der Ex schreddern

Besonders geeignet für Singles, die ihre letzte Beziehung noch nicht so ganz verarbeitet haben. Bestimmte Gesichter (oder andere Körperteile, je nachdem) leise surrend im Schredder verschwinden zu hören und sehen, kann tief befriedigend sein. Deshalb gibt es zum Beispiel in einer Cocktail-Bar in Dublin seit 2017 die Shrex your Ex-Night. Eine Anti-Valentinstag-Party, auf der Singles nicht nur gemeinsam Fotos ihrer Verflossenen vernichten, sondern auch Erinnerungsstücke entsorgen oder mit anderen tauschen können.

Mit Freund*innen feiern

Seit neun Jahren gibt es den Galentine’s Day, der einen Tag vor dem Valentinstag gefeiert wird. Seit Amy Poehler alias Leslie Knope 2010 in der US-Serie Parks and Recreation den Galentine’s Day erwähnt hat, breitet sich dieses popkulturelle Phänomen kontinuierlich im echten Leben aus. Gal ist ein englischer Ausdruck für Mädchen; für Leslie ist der 13. Februar der beste Tag des Jahres, an dem "Ladies andere Ladies feiern". Im Grunde geht es also darum, dass Frauen einen Tag vor dem Valentinstag die wichtigsten Frauenbeziehungen in ihrem Leben zelebrieren. Mit gemeinsamen Restaurant- und Spa-Besuchen oder Pyjamapartys, auf denen Nagellack getauscht, am Karriereplan gefeilt oder der Sturz des Patriarchats geplant wird. Weibliche Solidarität ist wichtig und nötig. Und wer hat mehr Liebe verdient als gute Freund*innen?

Sich selbst zelebrieren

Ja, zugegeben, das ist auf den ersten Blick lediglich eine Variation des Konsumthemas. Aber sich selbst bewusst etwas Schönes gönnen, was auch immer das im Einzelfall heißt, ist eine wichtige Maßnahme zur Eigenpflege – gut auf sich aufpassen, gut zu sich sein. Egal, ob ausgiebig shoppen gehen, Pornos gucken, einen One-Night-Stand haben, Pommes essen, einen Kurztrip machen, einen Sprachkurs buchen oder ein faszinierendes Buch lesen. Was auch immer das Single-Herz begehrt. Klar ließe sich das auch an jedem anderen Tag tun, aber am Valentinstag ist der ausgestreckte Mittelfinger gefühlt 1,5 Millimeter länger.

Der Katze was Schönes schenken

Mal so richtig einen raushauen und für Mucki, Miezi oder Hubert eine Dose Thunfisch kaufen, muss ja auch kein Petersilienblättchen obendrauf liegen. Jaja, nicht jeder Single hat eine Katze oder einen Hund. Oder einen Hamster. Oder eine Hausspinne namens Ekel Alfred. Macht aber nichts, Tierliebe geht immer. Wie wäre es alternativ mit einer Spende ans örtliche Tierheim?

Liebe kann verschiedenste Formen annehmen. Warum am Valentinstag nicht mal jemandem ein bisschen Liebe geben, der sonst nicht so viel davon bekommt? Funktioniert prima in Form simpler Freundlichkeit: Nett zu Kolleg*innen und Vorgesetzten sein, Menschen aus Bus und Bahn aussteigen lassen, eine Tür aufhalten, jemandem Geld in die Sammeldose tun, jemanden ausreden lassen, ein großzügiges Trinkgeld geben, ein ehrliches, unverfängliches Kompliment machen – einfach so.

Also, es ist überhaupt nichts dagegen einzuwenden, dem*der Liebsten am Valentinstag zu zeigen, wie sehr man den Boden unter seinen*ihren Füßen anbetet. Ob mit einer putzigen Postkarte, einem Schmuckstück, oder was Hübschem aus Salzteig. Aber es gibt neben Pärchen nun mal auch Menschen, für die eine romantische Zweierbeziehung nicht das ultimativ Erstrebenswerte ist. Happy Singles-Day!

Außerdem auf ze.tt: Dieser Instagram-Account zeigt dir, wie schön und schmerzhaft Liebe sein kann