Als ich die Liebe meines Lebens verlor, war ich am Boden zerstört. Alles erschien mir sinnlos, ich hatte an nichts mehr Freude und konnte mit mir selbst nichts anfangen. Ich saß allein in meiner Wohnung und die Welt drehte sich weiter. Nach Monaten voller Tränen und Selbstmitleid wusste ich: Das kriegst du allein nicht hin. Meine Rettung wartete im Internet: ein Liebeskummer-Coaching. Trotz meiner bis dato schlechten Erfahrungen versuchte ich es mit dem Mut der Verzweiflung. Und das Coaching brachte mich zurück in die Spur. Diese intensiven Wochen lösten einen wunderbaren Heilungs- und Entwicklungsprozess aus, der bis heute andauert und für den ich unendlich dankbar bin.

Wir reden ungern darüber, aber irgendwann erwischt es jede*n. Ob während des Studiums, der Ausbildung, später im Job oder wie bei mir im Privatleben: Manchmal stehen wir vor Hürden, über die wir einfach nicht drüber kommen. Sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht. Drehen uns hilflos im Kreis und wissen nicht, was wir tun sollen. Freund*innen sind überfragt, Ratgeberbücher nutzlos, unsere Eltern geht es nichts an und Google hat auch keine Lösung parat.

In solchen Krisen sehnen wir uns nach Klarheit und Orientierung. Nach jemandem, der*die uns darin unterstützt, den passenden Beruf oder zu uns selbst zu finden. Uns dabei hilft, uns in schwierigen Situationen zu behaupten und uns Wege zeigt, die wir nicht sehen konnten. Coach*innen können uns dabei helfen – vorausgesetzt, wir finden die*den richtige*n.

Der Begriff Coach*in ist nicht geschützt

Das Dumme ist nämlich: Coaches gibt’s mittlerweile fast so viele wie Katzenvideos auf YouTube. Weil sich immer mehr Leute Hilfe suchen. Aber auch, weil die Berufsbezeichnung Coach*in nicht geschützt ist. Während Ärzt*innen nur als Ärzt*innen arbeiten dürfen, wenn sie Medizinstudium und Staatsexamen geschafft haben, gibt es diese Vorgaben hier nicht. Heißt: Jede*r, die*der sich dazu berufen fühlt, darf sich Coach*in nennen. Und es fühlen sich viele berufen. Das macht es nicht leichter, etwas Passendes zu finden. Auch ich habe diese Odyssee mehrfach hinter mir. In den vergangenen Jahren habe ich vier Coachings gemacht und auch falsche Entscheidungen getroffen. Abgebrochene Coachings sind zwar kein Drama, aber du steckst Zeit, Geld, Energie und, ja, auch Hoffnung hinein. Und weil du davon nicht unbegrenzt viel zur Verfügung hast, willst du sicher das Risiko eines Fehlgriffs minimieren.

Welche Fragen du dir vorher stellen solltest

Wie gehst du die Mission "Den passenden Coach finden" also am besten an? Indem du dir Fragen stellst – und dem*der Coach*in in spe. Und zwar Fragen wie diese:

  • Wo stehe ich und warum will ich ein Coaching machen?
  • Kennst du die Ursachen?
  • Was hast du deswegen schon unternommen?
  • Wo hakt es genau?
  • Was brauchst du, um etwas zu ändern?
  • Warum denkst du, dass ein Coaching die Wende bringt?
  • Was erwartest du?

Über all das solltest du dir Gedanken machen. Am besten schriftlich. Auch wenn es nicht leicht ist, diese Erkenntnisse sind wichtig: Du musst schon ungefähr wissen, wobei du Hilfe brauchst. Oft wollen wir einen Schritt vor dem anderen machen und wählen das falsche Coaching.

Deshalb: Versuch dir klarzumachen, wo du stehst und wohin du möchtest. Je mehr du darüber weißt, desto besser erkennst du, wer dir helfen kann. Bist du unsicher, sprich es im Erstgespräch an.

Hilft mir ein Coaching oder brauche ich eine Therapie?

Kurz gesagt: Beim Coaching geht es um Hilfe zur Selbsthilfe. Ein*e Coach*in löst weder deine Probleme, noch nimmt sie*er dir Entscheidungen ab. Vielmehr ist sie*er Impulsgeber*in und unterstützt dich mit Fragen und Übungen dabei, deine Ziele zu erkennen und zu erreichen. Sie*er geht davon aus, dass du alles, was du dazu brauchst, schon in dir trägst und hilft dir, deine Stärken und Fähigkeiten zum Vorschein zu holen.

Auch wenn Coaching oft auf psychologischen Ansätzen basiert – ein Therapieersatz ist es definitiv nicht. Hast du zum Beispiel Ängste oder Zwänge, die dein Leben stark beeinträchtigen, gehört dein Seelenleben in die Hände einer*s erfahrenen Therapeut*in. Seriöse Coach*innen erkennen und sagen dir das auch.

Und wo finde ich nun meine*n Coach*in?

Höchstwahrscheinlich im Internet. Aber wie das im Netz nun mal so ist – es gibt alles und es gibt sehr viel davon. Je nachdem, ob du nach einem beruflichen oder privaten Coaching suchst, wirst du in Datenbanken entsprechender Coaching-Verbände fündig. Eine gute Übersicht und weitere Infos liefert die Stiftung Warentest. Dort kannst du auch deren Qualitätskriterien checken, etwa anhand dieser Liste des Deutschen Bundesverbandes Coaching. Bleib aber kritisch. Eine Verbandsmitgliedschaft ist kein Seriositäts- oder Erfolgsgarant. Das gilt auch für unabhängige Plattformen, auf denen sich Coaches vorstellen.

Natürlich kannst du auch die Suchmaschine anwerfen. Kombinier dein zentrales Problem mit den Suchbegriffen Coach*in oder Coaching; eventuell noch mit deinem Wohnort, falls du ein persönliches Coaching machen möchtest. Viele arbeiten auch übers Telefon oder Videotelefonie. Wenn das etwas für dich ist, kannst du theoretisch weltweit suchen.

Auch hilfreich: Empfehlungen. Wenn du jemanden kennst, der*die ein Coaching in der gleichen Richtung gemacht hat, frag nach seinen*ihren Erfahrungen. Oder hör dich in Facebook-Gruppen oder Foren um. Egal welchen Weg du wählst, am Ende landest du auf einer persönlichen Coaching-Webseite. Und bereits dort findest du Anzeichen dafür, ob das Angebot seriös ist oder nicht. Mehr zu unseriösen Anbietern erfährst du zum Beispiel in der Coach-Datenbank.

Macht die Coaching-Webseite einen seriösen Eindruck?

Schau dir die Webseite genau an. Vielleicht gibt’s dort sogar Audio- oder Videoaufnahmen, die dir einen persönlicheren Eindruck ermöglichen. Das alles hilft dir, erst mal grundlegend zu klären: Findest du die Person sympathisch? Ja? Prima. Doch Sympathie allein reicht nicht. Nett sein kann schließlich jede*r. Zu einem seriösen Angebot gehört mehr – zum Beispiel die folgenden Inhalte auf der Webseite:

  • Impressum: Abgesehen von der gesetzlichen Pflicht solltest du wissen, mit wem du es zu tun hast. Also ein Must-have.
  • Konkrete Infos zu Ablauf, Methoden und Preisen, vielleicht auch Coaching-Pakete: What you see is what you get. Dagegen haben unrealistische Versprechen à la "Mit mir wirst du reich/berühmt/glücklich/schön" auf einer seriösen Webseite nichts zu suchen. Fehlende Preise sind okay, solange du auf Nachfrage alle vertraglichen Infos bekommst.
  • Klare Themenschwerpunkte und Zielgruppen, auf die das Coaching zugeschnitten ist: Du solltest dich und dein Problem wiederfinden und keine Hilfe in allen Lebenslagen kaufen.
    Überzeugende Infos zur Qualifikation: Ein Studium, eine jahrelange Ausbildung oder ein Zertifikat sind nicht alles. Aber gerade beim Jobcoaching kannst du eine gewisse Expertise und Branchenkenntnisse erwarten. In jedem Fall sollte sich ein*e Coach*in einige Jahre mit der Thematik beschäftigt haben und bestenfalls psychologische Kenntnisse mitbringen.
  • Glaubwürdige Kundenstimmen: Positive Bewertungen sind gut. Aber Vorsicht bei durchweg frenetischer Lobhudelei – achte auch auf Zwischentöne und Details.
  • Angebot eines (kostenlosen) Erstgesprächs: Seriöse Coach*innen drehen dir keine Zusammenarbeit an, ohne dass ihr euch vorher beschnuppert habt. Sollte das Gespräch etwas kosten, lass dir vorab schlüssig erklären, warum.

Und, wie schneidet die Webseite ab? Erfüllt sie (fast) alle Punkte? Wenn ja, kannst du einen Termin für ein Erstgespräch vereinbaren.

Wie läuft das erste Kennenlerngespräch idealerweise ab?

Meist dient das Erstgespräch dazu, die Chemie zu checken und offene Fragen zu klären. Notier dir deine Fragen am besten, damit du sie nicht vergisst. Um das Gespräch objektiver einzuordnen, kannst du dir währenddessen und danach die folgenden Fragen stellen: Wie fühlst du dich? Auch wenn ein intensives Coaching keine Wellnesskur ist, ist es essenziell, dass du dich mit der*dem Coach*in und der Gesprächsumgebung so wohlfühlst, dass du dich öffnen und ihr*ihm vertrauen kannst.

Wirkt die*der Coach*in interessiert und fühlst du dich verstanden? Du stehst im Mittelpunkt. Coach*innen sollten also möglichst viel über deine Situation wissen wollen und dir auf Augenhöhe begegnen. Habt ihr die gleiche Vorstellung vom Ablauf und der Dauer des Coachings? Die*der Coach*in sollte dir sagen können, wie er*sie sich das Coaching vorstellt und wie viele Sitzungen du in etwa brauchst. Ist sie*er seriös, weist sie*er dich auch auf die Grenzen eines Coachings hin und sagt dir, wenn deine Erwartungen zu hoch sind.

Ist klar, was das Coaching umfasst und erscheint dir der Preis angemessen? Lass dir neben einer mündlichen Erklärung das Angebot noch einmal schriftlich geben. Schau, ob alle deine Fragen geklärt sind. Du brauchst nicht zwingend einen umfangreichen Vertrag, eine ordentliche Rechnung reicht, doch du solltest etwas Schriftliches in der Hand haben, auf das du dich berufen kannst.

Bekommst du ausreichend Bedenkzeit? Wenn du dich gedrängt fühlst, Fragen bewusst offen bleiben oder du dich wegen etwas anderem unwohl fühlst, spricht das nicht für eine Zusammenarbeit.

Wie fälle ich eine finale Entscheidung – und was, wenn ich falsch liege?

Du hast nun tonnenweise Infos und es ist Zeit für ein Resümee: Überwiegen die positiven Aspekte deutlich? Passen Ablauf und Preis? Wenn ja, entscheide aus dem Bauch heraus. Selbst wenn vieles für den Coach spricht: Sagt die innere Stimme Nein, ignorier sie nicht, sondern vertrau deiner Intuition.

Coach*innen sollten dir auf Augenhöhe begegnen."

Aber auch der beste Eindruck garantiert nicht, dass du im Laufe des Coachings merkst, dass es nicht funktioniert. Wie in jeder Beziehung zeigt erst die Zeit, was daraus wird. Bevor du jedoch die Flinte ins Korn wirfst, gib dem*der Coach*in die Chance zu reagieren. Sag offen, warum du unzufrieden bist. Denn auch daran erkennst du Professionalität: Gute Coach*innen kennen nicht nur Schema F, sondern sind flexibel und stellen sich auf jede*n Coachee individuell ein. Und wenn du nun denkst: "Boah, so viele Fragen sind mir zu anstrengend", solltest du dir überlegen, ob ein Coaching wirklich etwas für dich ist. Denn Coach*innen tun vor allem eins: die richtigen Fragen stellen.