Indem die Künstlerin Marina Amaral weltbekannte Schwarz-Weiß-Fotos koloriert, bringt sie uns historische Ereignisse näher.
Historische Momente zum ersten Mal in Farbe
Eine Kombination aus Hitlers persönlicher Ausstrahlung, der brutalen Vorgehensweise der sogenannten Braunhemden der Sturmabteilung (SA) unter Ernst Röhm sowie einer von Joseph Goebbels koordinierten massiven Propagandaaktion machte die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) im November 1932 zu Deutschlands größter politischer Partei. Im Frühjahr 1933 war ihr Führer Adolf Hitler bereits Deutschlands Diktator geworden.
Als Reichskanzler und ab August 1934 auch als Reichspräsident leitete Hitler eine Nazifizierung des deutschen öffentlichen Lebens und eine Remilitarisierung ein. Unter anderem mussten alle deutschen Streitkräfte einen Eid auf ihren Führer ablegen und nicht wie bisher auf ihre Nation. Auf dem Foto ist er vor uniformierten Einheiten bei einer Kundgebung in Dortmund zu sehen.
© Roger Viollet/Getty Images
Der Südpol war das Ziel der Terra-Nova-Expedition von Captain Robert Falcon Scott, die im Juni 1910 mit dem gleichnamigen Schiff und einer Crew aus 65 Personen aus Cardiff, Wales startete. In der Antarktis waren bereits viele Forscher*innen, doch nie zuvor hatte jemand den Südpol erreicht, Scott wollte der Erste sein. Kurz nach der Landung in der Antarktis nahm der Expeditionsfotograf Herbert Posting dieses Foto auf: Der Blick aus einer Grotte in einem Eisberg auf den Geologen Thomas Griffith Taylor und den Meteorologen Charles Wright, ihr Schiff Terra Nova ist im Hintergrund zu sehen.
Am 17. Januar 1912 erreichten sie schließlich den Südpol und stießen auf ein Zelt mit norwegischer Flagge. Der Entdecker Roald Amundsen war ihnen etwa fünf Wochen zuvorgekommen. Auf ihrer Rückreise starben Scott und die anderen Männer im Eis.
© Herbert Ponting/Scott Polar Research Institute, University of Cambridge/Getty Images
Florence Owens war typisch für die Zeit. Sie stammte von vertriebenen amerikanischen Ureinwohner*innen ab und verbrachte ihr Leben damit, zehn Kinder von vier verschiedenen Männern durchzubringen und auf der Suche nach Arbeit durchs Land zu ziehen. Das Foto schoss Dorothea Lange, eine 40-jährige Fotografin, die im Auftrag der Umsiedlungsbehörde von US-Präsident Franklin D. Roosevelt von all jenen Porträts machte, die aufgrund des Wall-Street-Crashs von 1929 ihre Häuser und Jobs verloren hatten. Langes Chef, Roy Emerson Stryker, beschrieb die Aufnahme als das „ultimative“ Foto des Zeitalters.
© Getty Images
Im Jahr 1878 erhielt Thomas Edison das Patent für seinen Fonographen, ein Vierteljahrhundert später ging das Grammofon (ursprünglich ein Markenname) in Massenproduktion. So spielte das Gerät von Emil Berliner, ein in Deutschland geborener Geschäftsmann, bereits flache, gepresste Scheiben aus Schellack (Schellackplatten) ab, die für die Konsument*innen einfach zu handhaben waren.
1909 wurde schließlich das berühmte Grammofon-Label His Master’s Voice gegründet, auf dessen Logo ein Hund namens Nipper der Stimme seines Herrchens zuhörte. Dieses Foto eines Löwens, der dasselbe tut, wurde von dem deutschen Fotojournalisten Philipp Kester geschossen. Er inszenierte ähnliche Bilder mit einem Kamel, einer Giraffe und einem Elefanten.
In den 1900er Jahren kamen neben dem Grammofon weitere weltbewegende Produkte auf den Verbraucher*innenmarkt. Darunter benzinbetriebene Autos von Daimler, Benz oder Ford, Toaster von General Electric, Rasierer der Gillette Safety Razor Company, Cornflakes von Kellogg’s oder eine Brownie-Kamera von Kodak. Auch Staubsauger, Scheibenwischer, Klimaanlagen und diverse Kunststoffe wurden in diesen Jahren, vor allem in den USA, erfunden.
© Philipp Kester/ullstein bild via Getty Images
In der ersten Weltausstellung 1851 gab es mehr als 100.000 Objekte zu sehen. Etwa sechs Millionen Besucher*innen reisten zu dem extra dafür errichteten Kristallpalast in London und bestaunten Lokomotiven, Wandteppiche, Porzellan, Seidenstoffe, Juwelen (unter anderem den riesigen Koh-i-Noor-Diamant und einen 50 Kilogramm schweren Goldklumpen), einen Dampfhammer, eine Druckerpresse, ein kanadisches Löschfahrzeug, ein faltbares Klavier und verschiedene Rüstungen der Kosaken aus Russland.
Nach dem Ende der Ausstellung wurde der Kristallpalast 1854 südlich der Themse in Sydenham wiederaufgebaut. Aus diesem Jahr stammt auch das Foto. Die Weltausstellung wurde um neue Exponate erweitert. Darunter zwei Kolosse aus Alabastergips aus der Tempelanlage Abu Simbel in Ägypten.
© Mansell/Mansell/The LIFE Picture Collection/Getty Images
Nach dem Zweiten Opiumkrieg, als Kaiser Xianfeng mit seinem Hofstaat der Qing-Dynastie aus Peking geflohen war, rangierte sich eine politisch talentierte Frau an die Macht: Die Kaiserinwitwe Cixi. Gemeinsam mit der ranghöchsten Kaiserinwitwe Cian übernahm Cixi die Regentschaft für ihren noch minderjährigen Sohn Tongzhi (1856 bis 1875, Kaiser ab 1861) und nach dessen frühen Tod auch noch für ihren Neffen Guangxu (Kaiser von 1875 bis 1908).
Cixi und Cian regierten aus dem Hintergrund, denn Frauen war es offiziell nicht erlaubt, an den Regierungstreffen männlicher Amtsinhaber teilzunehmen. Cixi verfolgte eine offene, aber autoritäre Politik gegenüber westlichen Technologien und Bildungsaspekten, was ihr häufig Probleme in ihrem konservativen Umfeld einbrachte.
Das Foto zeigt Cixi im Jahr 1903, fünf Jahre vor ihrem Tod. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie schon seit vier Jahrzehnten die Kontrolle über China. Das Foto schoss Diplomatensohn und Amateurfotograf Xunling.
© Freer Gallery of Art and Arthur M. Sackler Gallery/MCT via Getty Images
Es ist einer der berühmtesten Bahnunfälle der Geschichte: der Unfall am Bahnhof Montparnasse in Paris am 22. Oktober 1895. Ein Zug, der von Granville nach Paris fuhr, kam am Ende des Gleises nicht zum Stehen, sondern überfuhr sowohl den Prellbock als auch den Bahnsteig, durchbrach dann die Außenwand des Kopfbahnhofs und stürzte auf den Place de Rennes. Dutzende Pariser Fotograf*innen kamen angerannt, um diesen spektakulären Unfall mit ihren Kameras einzufangen.
Dieses Foto wurde von der Agentur Léon & Lévy veröffentlicht, die auf Postkarten spezialisiert war. Bei der Entgleisung kam nur eine Person ums Leben: Marie Augustine Aguillard, eine Zeitungsverkäuferin, die von herunterfallenden Trümmern erschlagen wurde.
© LL/Roger Viollet/Getty Images
Dieses Foto wurde während den ersten modernen olympischen Spielen unter der Aufsicht des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) 1896 in Athen geschossen. Es zeigt die Teilnehmer des finalen 100-Meter-Laufs, den der Amerikaner Thomas Burke mit 11,8 Sekunden gewann. Auf der zweiten Bahn von links sieht man ihn bei seinem damals unüblichen Tiefstart.
Die Spiele in Athen waren der Startschuss für die regelmäßige Austragung von Sommer- und von 1924 an auch von Winterspielen, die nur durch die beiden Weltkriege unterbrochen wurden.
© Fine Art Images/Heritage Images/Getty Images
Am 14. August 1945 war Manhattan in Ekstase. Die Menschenmassen feierten in den Straßen der Stadt den „VJ Day“ („Victory over Japan Day“), die Kapitulation Japans. Darunter war auch der Fotograf Alfred Eisenstaedt. Er entdeckte einen Seemann, der übermütig „jedes Mädchen in Sichtweite“ packte. Eisenstaedt lief also diesem Seemann hinterher und fotografierte, wie er seine Arme auf dem New Yorker Times Square um eine Krankenschwester schlang und hemmungslos küsste, während sie noch erschrocken ihr Portemonnaie umklammert.
Eine Woche später wurde das Foto im Life Magazine veröffentlicht und damit zum Symbol der Freude über das Kriegsende. Die Namen der beiden Beteiligten blieben unbekannt.
© Alfred Eisenstaedt/The LIFE Picture Collection/Getty Images
Die Idee für den Sueskanal, einen künstlichen Wasserweg, über 160 Kilometer durch die ägyptische Wüste am Isthmus von Sues gegraben, kam dem französischen Diplomaten Ferdinand de Lesseps. Er hatte genug Einfluss auf den Wali (Vizekönig) von Ägypten, um diesen von der Idee zu überzeugen. Am 16. und 17. November 1869 wurde der Kanal im Zuge großer Feierlichkeiten für Schiffe aller Nationen geöffnet.
Der Kanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer, stellt somit die Grenze zwischen Afrika und Asien dar und erspart den Handelsschiffen den Weg um Afrika herum.
Im darauffolgenden Jahrhundert wurde Afrika aufgrund der verkürzten Transportwege für Europa enorm interessant und die Bedeutung des Kontinents für den Welthandel stieg – und damit auch seine Anfälligkeit für Kolonialansprüche und Ausbeutung.
© Otto Herschan/Getty Images
Der indische Anwalt und Bürgerrechtskämpfer Mohandas Gandhi wählte als Taktik gegen die britische Herrschaft in Indien das „Satyagraha“, übersetzt in etwa Gewaltlosigkeit. 1930 konzentrierten sich seine Bemühungen auf eine einzige Ware: das Salz. Unter britischer Herrschaft wurde Salz von der Regierung hergestellt, versteuert und mit erheblichem Aufschlag an die Inder*innen verkauft. Am 12. März verließ Gandhi Ahmedabad, um einen Marsch von mehr als 320 Kilometern zur indischen Westküste zu starten, wo er aus Protest Salz aus Meerwasser herstellen wollte. Einen knappen Monat später erreichte er sein Ziel – gemeinsam mit zehntausenden Menschen, die ihm gefolgt waren.
Gandhi wurde trotzdem verhaftet und mehrere Wochen eingesperrt. Doch sein gewaltfreier Protest hatte Folgen: weitere Salzrebellionen und andere Formen des zivilen Ungehorsams in ganz Indien. Die Brit*innen antworteten mit deren gewaltsamer Niederschlagung und machten die Ungerechtigkeit der imperialen Herrschaft für die ganze Welt noch deutlicher.
Auf dem Foto ist Gandhi während des Salzmarsches zusammen mit der indischen Dichterin und Aktivistin Sarojini Naidu, einer seiner langjährigen Unterstützerinnen in Indiens Unabhängigkeitsbewegung, abgebildet.
© Popperfoto/Getty Images
Franz Ferdinand gehörte der österreichischen Adelsfamilie der Habsburger an und wurde 1896 Kronprinz und Thronfolger der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn. Entgegen der damaligen Konventionen heiratete er keine der europäischen Prinzessinnen, sondern die Hofdame Sophie Chotek. Am späten Vormittag des 28. Juni 1914 wurden die beiden in Sarajevo, der Hauptstadt des von Österreich annektierten Bosnien und Herzegowina, auf offener Straße in ihrem Auto erschossen. Der Student Gavrilo Princip war ein jugoslawischer Nationalist und löste mit seiner Tat den Ersten Weltkrieg aus.
© Getty Images
Der britische Naturforscher Charles Darwin veröffentlichte 1859 sein Hauptwerk On the Origin of Species (Die Entstehung der Arten), das bis heute grundlegende Werk der Evolutionsbiologie. Demnach verändern sich Tier- und Pflanzenarten durch natürliche Selektion im Laufe langer Zeiträume und alle heute existierenden Lebewesen stammen von gemeinsamen Vorfahren ab.
Damit stellte er die Schöpfungsgeschichte infrage, was viele Geistliche gegen ihn aufbrachte. 1871 verfasste er mit The Descent of Man (Die Abstammung des Menschen) ein weiteres, ähnlich kontrovers aufgenommenes Werk.
Das Foto entstand gegen Ende seines Lebens im damals berühmten Fotostudio Elliot & Fry. 1882 starb er nach langer Krankheit.
© English Heritage/Heritage Images/Getty Images
Er war der Erste, der die seit mehr als 200 Jahren gültigen Überlegungen Isaac Newtons zu Zeit, Raum, Energie und Masse kippen sollte. Ein deutscher Patentprüfer namens Albert Einstein, auf diesem Foto im mittleren Alter zu sehen, stellte das wissenschaftliche Verständnis darüber, wie das Universum aufgebaut ist, auf den Kopf.
Seine berühmteste Theorie ist bis heute wohl die spezielle Relativitätstheorie mit der Gleichung E = mc². Zehn Jahre später präsentierte Einstein 1915 eine zweite Theorie: die allgemeine Relativitätstheorie (ART). 1921 gewann Einstein den Nobelpreis für Physik.
Als Jude wurde er 1934 von Deutschland zwangsausgebürgert und emigrierte in die USA. Dort arbeitete er bis zu einem Tod 1955 weiter an seinen Überlegungen zum Universum.
© Ullstein Bild/Ullstein Bild via Getty Images
Die deutsche Armee marschierte im Herbst 1939 in Polen ein. Die große jüdische Gemeinde in Warschau wurde gezwungen, sich mit weißen Armbinden zu identifizieren, ihre Bankkonten wurden eingefroren. 1940 wurde die jüdische Bevölkerung aus den Vorstädten und ländlichen Gegenden in die Innenstadt getrieben, wo ein Ghetto mit einer drei Meter hohen Mauer errichtet wurde. Innerhalb dieser Mauern mussten auf etwa 3,4 Quadratkilometern mehr als 400.000 Menschen unter schrecklichen Lebensbedingungen leben. Es wurde eine Hungerration von 150 Kilokalorien pro Tag festgelegt. Die Infektionskrankheit Typhus breitete sich aus. Im Jahr 1942 begannen die Deutschen, die jüdischen Bürger*innen in Zügen in das Vernichtungslager Treblinka zu verfrachten und zu ermorden.
Dieses Foto wurde 1943 während des Aufstands im Warschauer Ghetto aufgenommen. Am 19. April begannen sich mit Benzinbomben und Pistolen bewaffnete Rebell*innen gegen die Nazis zu wehren. Der Aufstand dauerte fast vier Wochen, bis das Ghetto im Mai mit Brand- und Sprengstoffsätzen zerstört und die letzten Häftlinge erschossen oder deportiert wurden.
Die Identität des abgebildeten Kindes ist unklar. Der Soldat mit dem Gewehr ist Josef Blösche, Mitglied der paramilitärischen Schutzstaffel (SS) der Nazis, verantwortlich für die Hinrichtung hunderter Juden und Jüdinnen in Warschau.
© Roger Viollet Collection/Getty Images
Hitlers Mein Kampf war voll von antisemitischen Passagen. Als Reichskanzler wurde die Schikanierung, Verfolgung und später der Massenmord an der jüdischen Bevölkerung zu einem zentralen Ziel der NS-Politik. Als Hitler 1933 an die Macht kam, wurde Jüdinnen und Juden aus vielen Berufsfeldern wie Medizin, Recht, Film und Journalismus exkludiert. Sie durften kein Ackerland besitzen. Jüdische Kinder wurden aus den Schulen entfernt. Nach den im Jahr 1935 erlassenen Nürnberger Gesetzen wurden jüdische Personen ihrer Staatsbürgerschaft und ihrer Grundrechte beraubt. Gemischte Ehen wurde ihnen verboten, genau wie der Gebrauch der deutschen Flagge.
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 koordinierten SA-Paramilitärs die sogenannte Reichspogromnacht, in dem sie Synagogen und jüdische Ladenfronten, wie auf dem Foto zu sehen, zertrümmerten, verbrannten und zerstörten. Tausende Unternehmen waren ruiniert. Es war das Ergebnis der Eskalation offener, brutaler Gewalt der antisemitischen Nazi-Politik.
Goebbels redete ausländischen Medien anschließend ein, dass diese Pogrome eine spontane Protestaktion aufgrund des Mordes an einem Diplomaten namens Ernst vom Rath in Paris gewesen seien. Dieser wurde von einem Jugendlichen namens Herschel Grynszpan, einem polnischen, aus Deutschland vertriebenen Juden begangen. Eine offensichtliche Lüge.
© Getty Images
Es war auf den windigen Dünen von Kill Devil Hills bei Kitty Hawk im US-Bundesstaat North Carolina, wo die amerikanischen Brüder Orville und Wilbur Wright mehr als 700 Flüge mit einem Segelflieger versuchten. Am 17. Dezember 1903 gelang ihnen schließlich der erste erfolgreiche Flug mit einem Luftfahrzeug, das schwerer war als Luft und einen Motor besaß. Der Flug dauerte zwölf Sekunden und ging in die Geschichte ein.
Die Brüder nannten das Fluggerät Wright Flyer. Es war ein Doppeldecker aus Fichtenholz, das ein Pilot auf dem Bauch liegend steuerte. Nach vier kurzen Flügen an diesem Tag wurde das zerbrechliche Gerät von einem starken Windstoß ergriffen und zerstört.
Die Brüder Wright arbeiteten weiter an Verbesserungen. Im Jahr 1908 gelang es ihnen, ein Fluggerät mehr als eine Stunde in der Luft zu halten. Ihre öffentlichen Vorführungen in Europa und den USA machten die beiden berühmt. Später gründeten sie eine Flugschule in Ohio und verkauften fabriksfertige Flieger.
© Getty Images
Da Hitler während des Zweiten Weltkriegs nicht in der Lage war, eine Invasion Großbritanniens über den Seeweg durchzuführen, startete er einen Luftangriff, den die Brit*innen „Blitz“ nannten. Er richtete sich gegen zivile und industrielle Ziele in London, Hull, Liverpool und Glasgow. Alleine auf London wurden 18.000 Bomben abgeworfen. Die Stadt wurde im Herbst und Winter 1940 in 57 aufeinanderfolgenden Nächten angegriffen.
Diese inszenierte Fotografie betont die Notlage der Kinder während dieser Bombenangriffe. Während der Luftangriffe wurden mehr als 40.000 Zivilist*innen getötet und beinahe eine Million Häuser zerstört.
© Hulton-Deutsch Collection/CORBIS/Corbis via Getty Images)
Die französische Schauspielerin Sarah Bernhardt ging in den Jahren 1891, 1896 und 1901 in den USA auf Tournee und begeisterte das Publikum, wie es nur selten zuvor jemand tat. Die Zuschauer*innen sprangen von ihren Stühlen, als sie in Werken berühmter französischer Bühnenautor*innen wie Victorien Sardous La Tosca und Edmond Rostands Cyrano de Bergerac spielte. Bernhardt ließ es sich nicht nehmen, manchmal selbst die Rollen berühmter Männer zu übernehmen. So spielte sie Shakespeares Hamlet oder auch Napoleons Sohn in Rostands L’Aiglon (Der junge Adler).
Auf diesem Foto aus dem Jahr 1890 ist Sarah Bernhardt in die Hauptrolle von Sardous Théodora geschlüpft. Zu diesem Zeitpunkt galt die „göttliche Sarah“ als beste Schauspielerin der Welt. Sie war nicht nur für ihre gewaltige Bühnenpräsenz und ihre unvergessliche Stimme bekannt, sondern auch für ihr Temperament. Einmal zerbrach sie einen Regenschirm auf dem Kopf eines Türstehers. Bei einer Aufführung in San Francisco 1891 bedrohte sie einen Bühnenarbeiter mit einem Revolver. 1915 musste ihr rechtes Bein nach einer Knieverletzung amputiert werden, dennoch setzte sie ihre Arbeit fort. Sie starb 1923, als sie gerade an einem Film in ihrem Haus in Paris arbeitete.
© The Print Collector/Print Collector/Getty Images
Das Foto entstand 1881 in der Pariser Werkshalle der Gießerei Gaget, Gauthier & Co und zeigt Kunsthandwerker, wie sie an der linken Hand der späteren Freiheitsstatue arbeiten. Sie hält eine Tabula ansata, eine Inschriftentafel mit dem Datum der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, dem 4. Juli 1776. Bildhauer der gewaltigen neoklassizistischen Statue der römischen Freiheitsgöttin Libertas war Frédéric Auguste Bartholdi.
Das Projekt entstand als gemeinschaftliches Vorhaben französischer und amerikanischer Bürger*innen. Die Figur wurde in Einzelteilen in Frankreich gefertigt und später vor Ort in den USA auf dem Sockel errichtet, für den die Amerikaner*innen zuständig waren. Die Statue wurde am 28. Oktober 1886 im Hafen von New York als Wahrzeichen enthüllt. Ihre Außenhülle besteht fast komplett aus Kupfer. Erst nach Jahrzehnten, als das Kupfer langsam oxidiert war, entstand die uns so vertraute grüne Schattierung. Mitsamt des Sockels misst Lady Liberty 93 Meter.
© Library of Congress/Corbis/VCG via Getty Images
Sein Porträt entstand, als er als Gefangener auf der USS Saugus auf seine Verhandlung wartete.
© Library of Congress
Camerons Karriere war kurz, aber intensiv. Sie begann mit der Fotografie als ihre Kinder ihr 1863 eine Kamera schenkten und hörte 1875 wieder auf. Trotzdem zählt sie bis heute zu den bedeutendsten britischen Fotograf*innen der viktorianischen Zeit. Sie galt als eine der Ersten, deren Fotos nicht nur Tatsachen dokumentierten, sondern auch Gefühle vermitteln konnten.
© SSPL/Getty Images
Das Genie hinter der wohl bekanntesten Formel der Physik, E = mc², kennen wir. Aber welche Augenfarbe hatte Albert Einstein eigentlich? Und in welcher Farbe war das Kleid der Frau, als ihr legendärer Kuss mit einem Matrosen auf dem Times Square nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs aufgenommen wurde? Von all diesen historischen Ereignissen gibt es überlieferte Fotos, die um die Welt gingen und als Teil der Geschichte selbst in die Geschichte eingingen – nur eben in Schwarz-Weiß. Genauso schwarz-weiß erinnern wir uns heute an diese Ereignisse, wir waren ja schließlich nicht dabei. Und so kann es vorkommen, dass wegen dieser Farblosigkeit manchmal Informationen verloren gehen. Oder wer weiß heute noch, dass die Freiheitsstatue eigentlich aus Kupfer besteht und jahrzehntelang rotbraun war, bevor sie sich aufgrund der Oxidation zu dem grün änderte, das wir alle kennen?
[Außerdem auf ze.tt: Hier siehst du die Geschichte der Welt in 20 Minuten]
Erste Versuche mit der Fotografie in Farbe hatte es zwar bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts gegeben. Ihren Siegeszug startete die angewandte Farbfotografie allerdings erst in den 1930er Jahren, als sie in Werbung, Mode und Industrie kommerziell genutzt wurde, im Fotojournalismus dann ab etwa 1945. Bedeutende Momente der Geschichte kennen wir bis dahin also nur in Schwarz-Weiß. Sei es die erste Weltausstellung 1851 in London, die ersten Olympischen Spiele 1896 in Athen oder die Eröffnung des Sueskanals 1869.
Die Künstlerin Marina Amaral möchte uns die großen Ereignisse unserer Geschichte ein wenig näher bringen. Deshalb kolorierte sie mittels digitaler Bildbearbeitung 200 ikonische Fotos und machte aus alten, monochromen Bildern lebhafte Farbfotos. So lässt sie die Geschichte der Welt von 1850 bis 1960 wieder aufleben, zeigt uns die Haar- und Bartfarbe berühmter Persönlichkeiten und gibt den Betrachter*innen einen ganz neuen Zugang zu vergangenen, oft verblassten Ereignissen. Die Ergebnisse veröffentlichte sie in einem Bildband.
[Außerdem auf ze.tt: Überlebende des Zweiten Weltkriegs schreiben Briefe an geflüchtete Kinder]
Die Künstlerin schreibt darin, dass sie die Originalfarben nur mit sehr viel Recherche ausfindig machen konnte. Die Originalfarben würde man nämlich nicht anhand der Grautöne alter Fotos erkennen. Gleichzeitig, wenn das Graben nach Details erfolglos blieb, habe sie manchmal auch künstlerische Entscheidungen, ebenso wie es Historiker*innen tun, treffen müssen. Waren genügend Informationen gesammelt, konnte sie mit dem Kolorieren beginnen. „Die Werkzeuge sind digital, aber die grundlegenden künstlerischen Techniken haben sich seit Leonardo da Vinci nicht geändert“, schreibt sie. Schicht für Schicht, Farbe für Farbe, mit Augenmerk auf Ausleuchtung und Textur, erweckte sie jedes Foto von Hand zum Leben. Dabei dauerte die Kolorierung eines einzelnen Fotos manchmal eine Stunde, manchmal einen Monat oder funktionierte allzu oft gar nicht.
[Außerdem auf ze.tt: Das sind die 100 einflussreichsten Fotos der Geschichte]