Hundebesitzer*innen haben ein besonderes Verhältnis zu ihrem Hund. Sie pflegen eine ganz eigene Kommunikation, lesen gegenseitig ihr emotionales Verhalten und gleichen sich manchmal sogar optisch einander an. Bei Trauer kommt Luna kuscheln und spendet Trost, bei Wut verhält sich Balu so tollpatschig, dass er einen zum Lachen bringt. Und bei Angst? Was passiert, wenn sich das eigene Herrchen oder Frauchen fürchtet?

Dass der Mythos, Hunde könnten Angst riechen, vielleicht doch wahr sein könnte, will eine Forscher*innengruppe um Biagio D’Aniello von der Universität Neapel Federico II in Italien herausgefunden haben. "Die Wissenschaft konnte bereits zeigen, dass Hunde die Zeichen menschlicher Emotionen sehen und hören können", sagt D’Aniello zu New Scientist, "aber niemand hat bisher erforscht, ob Hunde auch olfaktorische Hinweise des Menschen aufgreifen können." Das läge daran, dass das Geruchssystem bei Hunden immer noch teilweise unterschätzt wird.

Angst riecht

Aber können Hunde nun menschliche Gefühle wirklich nur an Gerüchen ablesen? Ohne Augenkontakt, ohne einer bestimmen Mimik oder Gestik? Zoologieprofessor D’Aniello sagt, ja. Für ein Experiment ließ er drei Gruppen von Männern, die nicht Besitzer der Hunde waren, Videos anschauen, die verschiedene Emotionen hervorriefen. Einmal Glücksgefühle, einmal Angst und einmal eine neutrale Reaktion. Im Anschluss sammelte das Forscher*innen-Team den Schweiß der Menschen ein und legte ihn Labrador und Golden Retrievern zum Geruchstest vor.

Als die Hunde den Angstschweiß der Probanden rochen, zeigten sie Anzeichen von Stress und hatten eine höhere Herzfrequenz. Daraus schließt D’Aniello: Hunde können nicht nur Angst riechen, sondern fürchten sich selbst auch. Sie suchten auch vermehrt nach Zuneigung und Beschwichtigung von ihren Besitzer*innen und traten weniger in Kontakt mit Fremden.

Stinken im Namen der Wissenschaft

Damit stehen sie dem Homo Sapiens um nichts nach. Selbst wir, mit unseren weitaus schlechter funktionierendem Geruchssinn, können Angst riechen. Studien haben gezeigt, dass auch der Mensch chemische Signale, die jemand in Form von Schweiß ausstößt, wahrnehmen kann. Diese Pheromone können unbewusst Angst auslösen und übertragen. Angst ist demnach ansteckend, von Mensch zu Mensch genauso wie von Mensch zu Hund.

Herausgefunden haben das Wissenschaftler*innen von der Stony Brook University in New York. Sie untersuchten die schweißnassen Achseleinlagen von Menschen, die kurz davor waren, ihren ersten Fallschirmsprung zu absolvieren.
Hinweis: In einer älteren Version des Artikels stand, dass die Hunde an Schweißproben ihrer Besitzer*innen rochen. Der Fehler ist im Text korrigiert.