Man sagt ja: einmal in der Friendzone, immer in der Friendzone. Dort gelandet, war's das. Bye-bye, ciao, auf Wiedersehen, adieu. Kein mögliches Date-Material mehr, sondern nur noch dieses sexlose Wesen, das einem Geschwisterteil oder einer Lampe gleicht.

Im Internet gibt es unzählige Memes dazu – eines lustiger als das andere. Galgenhumor? Irgendwie kann sich doch jede*r mit dem tragischen Schicksal identifizieren. Waren wir nicht alle schon mal in der Friendzone? Ich nicht. Ich war die Bitch, die den Friendzone-Stempel in der Hand hielt und anderen auf die Stirn drückte. Bis er vor Kurzem auf mich abfärbte.

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Ich habe dieses Problem mit Männern

Die, die an mir interessiert sind, sind gute Freunde. Im Laufe dieser Freundschaft wird regelmäßig der Punkt erreicht, an dem die Karten auf den Tisch gelegt werden. "Du bist für mich mehr als nur eine Freundin" oder "Das hier reicht mir nicht", sagt er zu mir. Und dann befinde ich mich zwischen fremdem Mitleid und meinem eigenen Willen.

Ich spreche aus, was niemand hören möchte: "Ich möchte nicht, dass sich etwas ändert" oder "Du bist ein guter Freund." Die ehemals guten Freunde werden zu entfernten Bekannten. Man sieht sich nur noch einmal im Jahr an Weihnachten in der Dorfdisko – wo die alten Gefühle aufgemischt werden wie die billigen Mojitos hinter der Bar. Beides bereitet Kopfschmerzen gleicher Art.

Auf einmal ist man weder Date-Material noch Freund. Dieser Zyklus wiederholt sich bei mir beinahe so häufig, wie es Regentage im April gibt.

Und dann war alles anders

Es war mein drittes "Ich muss mit dir reden". Aus der Vergangenheit lernend, wollte ich ein offenes und ehrliches Gespräch führen. Diesen einen Freund kenne ich seit der Schulzeit. Wir hatten täglich Kontakt und trafen uns, wann immer beide in der Heimat waren.

Er war nie mein Typ gewesen und generell gab es regelmäßig einen Grund meine Augen zu rollen, wenn er sprach. Doch siehe da, er zeigte Verständnis und wir blieben Freunde. Zwar nicht mehr so intensive, dennoch sehr gute.

Und dann änderte sich plötzlich meine Einstellung ihm gegenüber. Er fehlte mir. Es war fast ein Jahr vergangen und lange Diskussionen wurden langsam zu oberflächlichen WhatsApp-Updates unserer Leben in Small-Talk-Format.

Neues Jahr, neues Glück?

Als er Silvester vor mir stand, war alles wie früher. Leicht, unbeschwert und locker. Ich war erschrocken über meine Erleichterung, denn so kannte ich mich nicht. Ich werde normalerweise die Friendzonerin oder Die-mit-dem-eiskalten-Herz genannt – ohne darauf besonders stolz zu sein. Ich tue mich eben schwer darin, meine Gefühle zu zeigen, was nicht bedeutet, dass ich keine habe.

Der Stempel auf seiner Stirn war verschwunden. Wir dateten. Wir lachten viel und redeten offen. Aber wir waren offiziell kein Paar. Der Entfernung wegen. Alles andere kam einer Beziehung gleich. Es war kompliziert, aber es fühlte sich gut an. Das ging beinahe ein halbes Jahr so – bis ich aus dem Nichts eine WhatsApp-Nachricht bekam, in der stand, er möchte Freunde bleiben. Autsch.

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Moment mal, was passierte hier gerade? Wurde ich etwa gefriendzoned? Von jemandem, den ich zuerst gefriendzoned habe? Ich war darüber schockiert, wie sehr mich das traf. Was damals den Schalter in meinem Kopf umgelegt hatte, weiß ich bis heute nicht. Doch plötzlich stand ich in seiner Situation.

Jetzt war ich verletzt und fühlte mich verraten. Besonders von mir selbst. Denn ich hatte mein Abwehrsystem offengelegt und mich Schritt für Schritt einer Idee geöffnet, die es nicht schaffen sollte, Realität zu werden. Vielleicht waren wir im Endeffekt bessere Freunde, als irgendetwas anderes. Geschah es mir nicht recht nach all den Körben, die ich verteilte, auch mal einen einzustecken? So bitter das tragische Schicksal für mich war, ich habe daraus einiges gelernt.

Friendzones sind nicht permanent

Ich bin wahrscheinlich die Letzte, die das gedacht hätte, aber es gibt sie: die Möglichkeit einer Friendzone zu entkommen. Ein Rezept dafür habe ich nicht. Wahrscheinlich ist die beste Medizin Akzeptanz und Selbstachtung. Du kannst die Gefühle deines Gegenübers nicht ändern. Aber du kannst ihnen entgegen treten. Versuche, die Entscheidung zu verstehen und dich selbst in diesem Prozess nicht zu heilig zu betrachten. Es zeugt von Stärke und beeindruckt. Manchmal sogar so sehr, dass festgefahrene Entscheidungen überdacht werden und man sich auf Experimente einlässt, die so gar nichts mit einer Friendzone zu tun haben.

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Friendzones können auflauern, wenn man sie am wenigstens vermutet. Ich ging davon aus, dass ich zu Beginn das Problem unserer Freundschaftkiste war. Denn ich wusste nicht, was ich wollte. Er hingegen schon und nach meiner Sinneswandlung ging ich davon aus, das Problem sei gelöst. Ich ging davon aus, dass sich seine Einstellung nicht geändert hatte. Ich fühlte mich sicher. Ich dachte, er würde mich nicht enttäuschen. Doch es gibt keinen Friendzone-Freifahrtschein. Besonders nicht unter Freund*innen. Personen verändern sich und ihre Vorstellung von der anderen Person gleich mit.

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Friendzones tun weh

Auf beiden Seiten. Denn so schwierig es für mich war, sie zu akzeptieren, einfacher erging es ihm auch nicht, sie auszusprechen. Das weiß ich, weil auch ich mich oft genug schlecht fühlte, nachdem ich jedes Mal dieselben Parolen runterrasselte.

Manchmal ist es einfacher, losgelassen zu werden anstatt selbst loszulassen. Es bedeutet nämlich, Mut zu zeigen und eine Person zu verletzen, die einem wichtig ist. Wenn euch die Freundschaft am Herzen liegt, dann behandelt sie auch so. Versteckt euch nicht hinter Textnachrichten. Auch wenn sie einfacher erscheinen, weil man seinem Gegenüber nicht in die Augen schauen muss. Die Art und Weise wie ihr diese Situation löst, entscheidet darüber, was aus der Freundschaft wird. Freund*innen haben einen respektvollen Umgang verdient. Egal welche Art von Freund*innen.

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