Ich will keine Angst haben müssen.

Ich will keine Angst vor Einwanderern haben.

Ich will keine Angst vor Männern haben.

Ich will keine Angst vor Dunkelhäutigen haben.

Ich will keine Angst haben, wenn ich allein nach Hause gehe.

Ich will keine Angst haben, dass ich begrapscht werde.

Ich will keine Angst haben, dass ich vergewaltigt werde.

Ich will keine Angst haben, dass ich die Nächste bin.

Ich will.

Ich will mein Leben genießen.

Ich will Fremden ohne Vorurteile begegnen.

Ich will, dass Deutschland Flüchtlingen ein Zuhause gibt.

Ich will nicht wahrhaben, dass es Männer, die unter uns leben, waren, die Frauen überfielen, begrapschten, ihnen den Slip zerrissen.

Ich wünschte, es wäre anders. Aber es ist nicht anders und ich denke nicht mehr wie vorher. Und das gefällt mir nicht. Aber wenn in der Öffentlichkeit Frauen überfallen, beraubt und begrapscht werden, dann ist der Gedanke da: Das hätte ich sein können.

Die Silvesternacht in Köln ist nicht nur ein Kriminalfall. Sie hat Deutschland in einen Schockzustand versetzt. Wir müssen uns davon erholen und weiterleben. Wir müssen herausfinden, wie wir weitermachen können. Es wird nicht leicht. Aber wir müssen uns erholen, damit wir eine Gemeinschaft werden können.

Stattdessen diskutieren wir über die Überwachung des öffentlichen Lebens, mehr Polizeipräsenz im Alltag, über ungeschickte Aussagen von Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker und über eine unsinnige Pressemeldung der Polizei.

Diese Debatten lassen mich ratlos und etwas einsam zurück. Darf ich über meine Gedanken sprechen? Ich möchte diesen Scheiß nicht denken, aber ich würde gern darüber reden.