Erst diesen Mittwoch sind bei Luftangriffen im Jemen mindestens 30 Menschen getötet worden. Dort herrscht seit Jahren Krieg. Während wir viel über den Bürgerkrieg in Syrien und beinahe täglich über den Twitter-Account von Trump lesen, wird der Krieg im Jemen vergessen.

Was passiert eigentlich im Jemen?

Beginnen wir ganz am Anfang: Wo liegt eigentlich der Jemen? Die Republik befindet sich im Süden der Arabischen Halbinsel und ist etwa anderthalbmal so groß wie Deutschland.

Seit Jahrzehnten ist der Jemen eine politisch unruhige Region, in der Machtkämpfe immer wieder eskalieren. Abdullah Saleh reagierte die Republik 30 Jahre lang. Er selbst ist Zaidit – eine Sonderform unter den Schiit*innen. Während des arabischen Frühlings musste er zurücktreten und der sunnitische Abed Rabbo Mansur Hadi folgte ihm nach. 2014 stürmten die Huthi-Rebell*innen die Hauptstadt und zwangen die Regierung ins Exil.

Um den Konflikt zu verstehen, muss man wissen, dass fast alle Einwohner*innen des Jemens muslimisch sind. Der größte Teil davon sunnitisch, jedoch 30 bis 45 Prozent schiitische Zaidit*innen. Seit Jahrhunderten werden Kriege auf der ganzen Welt zwischen Schiit*innen und Sunnit*innen geführt.

Doch den Krieg im Jemen nur auf die Religion herunterzubrechen, wäre falsch. Schließlich war Abdullah Saleh selbst Zaidit und ging trotzdem gegen die zaiditischen Huthi-Rebell*innen vor. Tatsächlich aber wird der Bürgerkrieg durch mehrere, quer verlaufende Konfliktlinien bestimmt.

Im Februar schlossen sich außerdem die USA und Großbritannien dem Konflikt an, indem sie die saudische Allianz mit Waffen und Know-how unterstützten. Und auch die deutsche Bundesregierung genehmigte Waffenexporte, wie einige Zeitungen berichteten.

Terrorgruppen und Geflüchtete

Als wäre das nicht schon kompliziert genug, versuchen auch extremistische Gruppen wie Al-Kaida und der sogenannte Islamische Staat den Konflikt für sich zu nutzen, um ihre Macht im Land auszubauen. Zusätzlich flüchten Tausende Menschen über das Meer nach Jemen. "Trotz des andauernden Konflikts schätzen die UN, dass pro Monat 10.000 Migranten in den Jemen kommen", sagte Olivia Headon von der Internationalen Organisation für Migration.

Auf Krieg folgt humanitäre Krise

Der Krieg hat den Jemen zu einer fruchtbaren Umgebung für Cholera gemacht, eine bakterielle Infektion, die sich durch mit Fäkalien verunreinigtes Wasser verbreitet. Aufgrund von Müll und nicht funktionierenden Abwassersystemen verbreitete sich die Infektion im Trinkwasser. Im April folgten zudem starke Regenfälle und kurbelten die Kontamination der Brunnen an.

Eigentlich ist Cholera keine tödliche Krankheit und kann mit Antibiotika relativ schnell in den Griff gebracht werden. Durch die starke Unterernährung von Kindern im Land und fehlende Behandlungsmöglichkeiten breitet sich Cholera aber wie eine Epidemie aus und fordert zahlreiche Todesopfer.

Sollten die Infektionszahlen weiter steigen, befürchten Forscher*innen, dass die Fälle letztlich mit dem größten Cholera-Ausbruch in Haiti konkurrieren könnten, der nach einem verheerenden Erdbeben im Jahr 2010 mindestens 750.000 Menschen infizierte. Die Vereinten Nationen beschreiben die Situation im Jemen als die weltweit größte humanitäre Krise, mit mehr als zehn Millionen Menschen, die sofort Hilfe benötigen.

Kein Ende in Sicht

Die Chancen für signifikante Verbesserungen stehen schlecht, solange der Krieg nicht endet. "Wir haben mittlerweile fast drei Jahre Krieg und nichts wird besser", sagt Meritxell Relano die Vertreterin der der Vereinten Nationen für Kinderfonds im Jemen. "Es gibt Grenzen, was wir in einem zusammengebrochenen Land ausrichten können."