"Ich bin Arriell Sky Williams, ich bin acht Jahre alt. Ich bin unbewaffnet und habe nichts bei mir, das Sie verletzen könnte." Ein kleines Mädchen sitzt mit erhobenen Händen auf einem Stuhl. Aber warum betont eine Achtjährige, sie trage keine Waffe bei sich? "Das sind Sätze, die wir zu Hause üben", sagt der Vater, der neben ihr sitzt. Arriell und ihr Vater bereiten sich nicht auf eine Filmrolle vor, sie üben für ein Szenario, das für Schwarze Menschen nicht nur in den USA ein ernstzunehmendes Risiko darstellt.

Polizeigewalt gehört (nicht nur) in den USA zum Alltag insbesondere Schwarzer Menschen. Laut dem Datensammeldienst Mapping Police Violence sterben Schwarze Menschen in den USA dreimal so häufig durch polizeiliche Übergriffe wie Nicht-Schwarze.

Schon 2017 veröffentlichte Cut auf YouTube einen Videobeitrag, in dem Schwarze Eltern ihren Kindern erklären, wie sie mit Situationen umgehen sollen, in denen sie mit der Polizei konfrontiert sind. Durch den gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd, der am 25. Mai bei einem Polizeieinsatz in Minneapolis ums Leben kam, gewinnt das Video einmal mehr an Aktualität – und wird derzeit von Tausenden in den sozialen Medien geteilt. Der 46-jährige Floyd starb bei seiner Festnahme, nachdem Beamte ihn am Boden fixierten und einer von ihnen neun Minuten auf seinem Hals kniete. In vielen Städten kam es nach dem Tod Floyds zu Protesten gegen Polizeigewalt und strukturellen Rassismus.

"Vielleicht wegen meiner Hautfarbe?"

Von ihren teils gewaltvollen Begegnungen mit der Polizei berichten die Schwarzen Eltern in dem Video von Cut. "Ich erinnere mich, wie mir Handschellen angelegt wurden, für etwas, das nichts mit mir zu tun hatte – ich lief bloß durch ein Einkaufszentrum. Polizist*innen warfen mich zu Boden, dabei ist mir ein Stück vom Zahn abgesplittert", erzählt Arriells Vater.

Eine Frau erzählt von einer Situation, in der sie von der Polizei im Auto angehalten worden sei. "Wisst ihr noch, wie sie uns anhielten und mich verhafteten", fragt sie die Jungs neben sich. Laut der Polizei habe die Stoßstange heruntergehangen. Man habe sie mitgenommen und die minderjährigen Jungen im Auto sich selbst überlassen. "Warum sollte ein Polizeibeamter annehmen, dass du etwas Falsches getan hast?", fragt eine Mutter an anderer Stelle ihre jugendliche Tochter. Unter Tränen antwortet diese: "Vielleicht wegen meiner Hautfarbe?"

Ruhe bewahren, Hände zeigen und Anweisungen folgen

Um die Gefahren, die ein Zusammentreffen mit der Polizei mit sich bringen kann, wissen auch die Eltern im Video und warnen ihre Schützlinge davor. Wann immer sie mit Polizist*innen in Kontakt kämen, sollten sie ruhig bleiben, ihre Hände stets sichtbar halten und sämtlichen Anweisungen Folge leisten. "Es gibt großartige Polizist*innen dort draußen, aber es gibt auch schlechte", sagt Arriells Vater. Leider kämen viele von ihnen bereits vorurteilsbeladen in ihren Job, heißt es an anderer Stelle. Um diese Vorurteile zu beseitigen, müsse man intern daran arbeiten.

Obwohl das Video bereits drei Jahre alt ist, hat es nichts an Aktualität verloren, wie sich auch den Kommentaren darunter entnehmen lässt. Viele von ihnen sind in den vergangenen Tagen, nach George Floyds Tod, entstanden. So schreibt eine Person: "Jemand muss ein Video drehen, in dem weiße Eltern ihren weißen Kindern Rassismus erklären. Es ist nicht die Aufgabe Schwarzer Menschen, mit Rassismus aufzuräumen." sz