Seit fast 30 Jahren lebt Ra Paulette in der Einöde New Mexicos, um wie ein Verrückter einer kräftezehrenden Beschäftigung nachzugehen: Mit Schaufeln und Spitzhacken gräbt er eindrucksvoll verzierte Höhlen in die hügelige Landschaft.
In diesen Höhlen könnt ihr zu euch selbst finden
Ra Paulette hat keinen Abschluss in Architektur oder Bildhauerei, er hat sich das Aushöhlen und Verzieren selbst beigebracht. Umso beeindruckender sind Werke wie sein „Tree of Human Kindness“, der mehrere Meter hoch in einer Höhle im Norden New Mexicos emporragt. Annähernd 900 Stunden hat der 69-Jährige an dem Sandsteinbaum gearbeitet.
1986 soll Paulette mit seiner ungewöhnlichen Kunst angefangen haben. Lange Zeit arbeitete der Amerikaner abseits der Öffentlichkeit nur für sich selbst, begleitet von seinem Hund.
2010 wurde der Filmemacher Jeffrey Karoff auf Paulette aufmerksam und drehte eine Doku über den eigenwilligen Künstler. Es folgten Auftragsarbeiten, für die Paulette lächerliche zwölf US-Dollar die Stunde nahm. Inzwischen schauen häufiger Touristen, Fotografen und Modeblogger vorbei.
Paulette scheinen die Touristen und auch Geld allerdings egal zu sein. Für ihn sei das Graben wie eine Meditation, ein Zu-sich-selbst-Finden. Man kann sein Treiben aber auch als Sucht verstehen: „Wenn eine Höhle fertig ist, ziehe ich weiter“, sagt Paulette. Im Moment arbeitet Paulette an seiner letzten Höhle, seinem Opus Magnum, dem großen Highlight: Wenn das aufwändige Zehn-Jahres-Projekt abgeschlossen ist, soll die Höhle zum Wallfahrtsort für Spirituelle werden. Paulette hofft, dass die Menschen durch seine Bauwerke wie er durch das Graben sich selbst näher kommen.