18 Millionen Tonnen Lebensmittel landen laut WWF jährlich in Deutschland im Müll. Das ist – rein rechnerisch – alles, was von Jahresanfang bis zum 2. Mai erzeugt wird. Vieles davon ist noch essbar, hat aber ein abgelaufenes Haltbarkeitsdatum oder Druckstellen. Trotzdem ist es illegal, die weggeworfenen Lebensmittel aus Abfallcontainern und Mülleimern zu retten. Hamburgs Justizsenator Till Steffen von den Grünen möchte das nun ändern.

Lebensmittelverschwendung vergeudet wichtige Ressourcen und belastet die Umwelt. Wasser, Licht, Arbeitskraft, Transport – alles für die Tonne. Und diejenigen, die dagegen – wenn auch im Kleinen – vorgehen wollen, werden kriminalisiert. Eine Ungerechtigkeit, wie Steffen findet. Es könne nicht sein, dass Millionen Tonnen von Lebensmitteln im Abfall landen und gleichzeitig diejenigen strafrechtlich verfolgt würden, die gegen Lebensmittelverschwendung aktiv werden, sagte er dem NDR.

Positive Beispiele: Tschechien und Frankreich

Till Steffen greift damit einen Vorschlag der Linken auf, die bereits im April forderte, Containern zu legalisieren. Dadurch sollen diejenigen entkriminalisiert werden, die aus idealistischen oder finanziellen Gründen Essen aus den Mülleimern von Supermärkten und Fabriken einsammeln. Bisher gilt es als Hausfriedensbruch und Diebstahl, wenn man sich am Inhalt von Müllcontainern auf Privatgelände bedient und als schwerer Diebstahl, wenn man dafür zum Beispiel ein Vorhängeschloss knackt. Das Strafmaß fällt unterschiedlich aus. Im vergangenen Jahr wurden in München zwei Studentinnen zu einer Strafe von jeweils 225 Euro verurteilt, nachdem sie Lebensmittel aus den Müllcontainern eines Rewes fischten. Wie genau eine neue juristische Lösung in Hamburg und darüber hinaus aussehen könnte, soll nächste Woche bei einer Justizminister*innenkonferenz in Lübeck-Travemünde diskutiert werden.

Steffen schlug vor, man könne entweder über eine Legalisierung des Containerns diskutieren oder aber über eine Regelung nachdenken, die Supermärkte dazu verpflichtet, Lebensmittel zu spenden. Ein ähnliches Gesetz gibt es in Frankreich und Tschechien. Dort müssen Supermärkte Lebensmittel, deren Haltbarkeitsdatum überschritten ist, an Hilfsorganisationen spenden.