Ein Restaurant auf der Insel Rügen verbietet Kindern abends den Zutritt. Ab 17 Uhr dürfen nur noch Menschen ab 14 Jahren Oma's Küche betreten. Der Inhaber Rudolf Markl möchte seinen Gästen damit eine "Oase der Ruhe" bieten. Die Diskussion um Kinder in Restaurants oder Cafés ist nicht neu. 2012 stellte ein Café-Betreiber in Berlin einen großen Betonpoller in seine Eingangstür – um zu verhindern, dass Menschen mit Kinderwagen es betreten. Im gleichen Café wurde 2016 einer Frau das Stillen ihres Babys untersagt. Wird Kinderfeindlichkeit mit solchen Ausschlüssen salonfähig?

Ich bin Mutter, ich kenne mich mit Kinderfeindlichkeit aus. Meine fünfjährige Tochter ist nicht überall erwünscht – übrigens unabhängig davon, wie sie sich benimmt. Manchmal reicht es, einfach nur mit ihr irgendwo aufzutauchen und ich weiß durch die Blicke der Leute: Wir gehen wohl lieber wieder. "Ich liebe Kinder", sagt der Inhaber von Omas's Küche in einem Interview und fügt hinzu: "Aber nur, wenn sie sich benehmen." Mit seinem Verbot schließt er aber nicht nur die Kinder aus, die sich – nach seinem Empfinden – nicht "benehmen", sondern er schließt ab 17 Uhr alle Kinder aus. Das ist nicht nur ungerecht, es ist diskriminierend.

Auch die Antidiskriminierungsstelle des Bundes findet den pauschalen Ausschluss von Kindern in Restaurants bedenklich. "Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) schützt vor Benachteiligungen aufgrund des Lebensalters, also auch des Kindesalters. Eine Regelung, bei der Restaurants Personen unter 12 Jahren ab 17 Uhr pauschal den Zutritt verwehren, könnte gegen das AGG verstoßen", sagte Bernhard Franke von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes. "Unterschiedliche Behandlungen sind nur dann zulässig, wenn es einen nachvollziehbaren, sachlichen Grund gibt. Argumente wie ein höherer Lärmpegel, durch den sich Gäste gestört fühlen könnten, reichen nicht unbedingt aus, um pauschal alle Kinder unter einem bestimmten Alter auszuschließen."

Menschen aufgrund eines Merkmals auszuschließen, ist und bleibt menschenfeindlich.

Es spricht nichts dagegen, Regeln für ein gemeinschaftliches Miteinander aufzustellen. Auch ich möchte manchmal meine Ruhe, beim Essen und auch sonst. Aber Menschen aufgrund eines Merkmals auszuschließen, ist und bleibt menschenfeindlich. Wollen wir so miteinander leben?

Dann stünde an meiner Restaurant-Tür: "Männer haben leider keinen Zutritt". Damit würde ich natürlich nicht alle Männer meinen, aber eben die, die mich so oft nerven und meine persönliche Ruhe stören. Männer, die alkoholisiert und häufig in Grüppchen herumgrölen. Männer, die Kellnerinnen betatschen. Männer, die nach dem Essen laut rülpsen und die Grenzen anderer Menschen nicht wahren. Alles schon viel zu oft erlebt.

Ich wünsche mir Restaurants mit Netiquette.

Aber nein, so ein Restaurant möchte ich gar nicht haben. Ich wünsche mir Restaurants mit Netiquette. Mit einer Netiquette, die lautet: Hier sind alle willkommen, die eine gute Zeit haben möchten. Mit Respekt für die anderen Gäste, mit Respekt für das Personal, mit Respekt für die Grenzen anderer. Wer dann dagegen verstößt – und das unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft –, kann ja immer noch rausgeschmissen werden.

Übrigens: In Oma`s Küche sind Hunde jederzeit herzlich willkommen. Laut Webseite des Lokals bekommen sie ein Lätzchen umgebunden und es gibt kulinarische Köstlichkeiten wie das Menü Aikas Beste: getrocknete Leckereien vom Perlhuhn an Pansen. Mjam. "Für ihren Liebling nur das Beste." Die hausgemachten Hundekekse gibt es auch zum Mitnehmen. Weiter auf der Webseite: "Uns fehlt Geborgenheit. Deswegen suchen wir nach einer stressfreien Ruheinsel, auf der die Welt noch beschaulich und gemütlich ist." Eine gemütliche Welt für Hunde, aber nicht für Kinder.

Im nächsten Leben dann vielleicht einfach keine Kinder kriegen, sondern Hunde.

Alle Texte der Kolumne Klein und groß.