Das hatten sie sich wohl ganz anders vorgestellt: Bei dem Versuch, das Militärgelände Area 51 im US-Bundesstaat Nevada zu betreten, sind zwei Youtuber festgenommen worden. Die 20 und 21 Jahre alten Niederländer hatten Kameras, Laptops und eine Drohne dabei und konnten knapp fünf Kilometer in das Gebiet vordringen, ehe sie von der Polizei gestoppt und verhaftet wurden. Zunächst hatte das Onlinemagazin BuzzfeedNews darüber berichtet.

Gegenüber der Polizei sagten die beiden jungen Männer, dass sie sich das Gelände anschauen wollten. Hintergrund der waghalsigen Aktion dürfte eine Facebook-Veranstaltung sein, die so nicht mehr wie geplant stattfinden wird. Aber noch einmal von vorn:

Let's see them aliens!

Der 20. September 2019 war das Datum, an dem die Wahrheit über außerirdisches Leben ans Licht kommen sollte. Der Student Matty Roberts erstellte Anfang Juli eine Veranstaltung auf Facebook und rief dazu auf, die Area 51 an diesem Tag gemeinsam zu stürmen. In der Eventbeschreibung hieß es: "Wenn wir schnell genug rennen, sind wir schneller als deren Gewehrkugeln. Lasst uns ein paar Aliens sehen!", oder um es in den Worten der Area 51-Stürmer*innen zu sagen: "Let's see them aliens!"

Um die US-Luftwaffenbasis im Nirgendwo Nevadas ranken sich die wildesten Verschwörungserzählungen. Zu den wohl bekanntesten gehört, dass auf dem Militärgelände Experimente an den konservierten Leichen von Außerirdischen durchgeführt werden.

Der Plan sah vor, dass sich zunächst alle Teilnehmer*innen im Besucherzentrum des Militärstützpunkts in der Wüste von Nevada treffen. Anschließend sollte sich eine mit Energydrinks aufgeladene Infanterie frontal dem Haupttor der Militäranlage nähern, während sogenannte Naruto-Runners (benannt nach einem bekannten Manga-Charakter) mit Höchstgeschwindigkeit das Gelände flankieren.

Bereits im Juli sah sich eine Sprecherin der Air Force dazu gezwungen, die Teilnehmer*innen davor zu warnen, ihr Unterfangen in die Tat umzusetzen. Die Area 51 sei ein offener Trainingsbereich für die US-Luftwaffe. "Wir würden jeden davon abhalten, in Gebiete zu kommen, in denen wir amerikanische Streitkräfte ausbilden", sagte sie der Washington PostDas unerlaubte Betreten des Geländes wird mit einer hohen Geldstrafe oder Gefängnis bestraft.

Festival statt Stürmung

Aber soweit wollte es Initiator Matty Roberts wohl doch nicht kommen lassen. Inzwischen sind ein paar Wochen vergangen und mehr als dreieinhalb Millionen Menschen haben über Facebook ihr Interesse an der Veranstaltung bekundet. Der Aufruf entpuppte sich zwar als Spaß, ein Musikfestival namens Alienstock sollte aber allemal noch dort stattfinden – ein Happening mit Livemusik, Foodtrucks und Camping.

Von Anfang an war allerdings völlig unklar, wie das überhaupt funktionieren soll. Wie das Magazin egoFM schreibt, habe das Örtchen Rachel, in dem das Festival stattfinden sollte, nur etwa 50 Einwohner*innen. Außerdem befinde sich dort lediglich ein Diner, ein Motel mit einer überschaubaren Zimmeranzahl und eine Tankstelle. Einen Bahnhof gebe es nicht und die nächste Stadt mit Flughafen liege rund 80 Kilometer entfernt. Das für das Areal zuständige Nye County Sheriffs Office rief die Anwohner*innen Rachels dazu auf, vorsichtshalber für ausreichend Nahrung, Medikamente und Benzin zu sorgen. Auf der eigenen Webseite hatte die Gemeinde den Alienfans dringlich davon abgeraten, die Ortschaft an einem Wochenende alle auf einmal zu besuchen.

Party statt Stürmung statt Festival

Doch auch dazu wird es nun wohl nicht mehr kommen. Wie das Magazin Gizmodo berichtet, wurde das Festival abgesagt. Als Grund für die Absage nennen die Organisator*innen auf der offiziellen Webseite verschiedene Hürden, etwa den Mangel an Infrastruktur und Sicherheitsvorkehrungen. Roberts zeigte sich gegenüber dem Las Vegas Review-Journal erleichtert über die Absage. Er hatte ein ähnliches Fiasko wie bei dem spektakulär gefloppten Fyre-Festival im April 2017 befürchtet. "Wir mussten eine humanitäre Katastrophe befürchten", so Roberts. Stattdessen soll nun am 19. September in Las Vegas eine Area 51 Celebration stattfinden – eine Feier in viel kleinerem Rahmen.

Die jungen Niederländer sind derweil wieder aus dem Gefängnis entlassen worden. Ihnen drohen nun Strafen von bis zu 500 US-Dollar und sechs Monate Haft.