2011 gründete der Biochemiker Patrick Brown ein Unternehmen, das den Traum vieler halbherziger Vegetarier wahr machen sollte. Impossible Foods nahm sich zum Ziel, den ersten pflanzlichen Burger-Patty zu produzieren, der so aussieht, schmeckt und blutet wie ein Stück medium gebratenes Rindfleisch.

Große Investoren wie Bill Gates, der übrigens selber gar kein Vegetarier sein soll, investierten 150 Millionen Dollar in das experimentelle Food-Unternehmen im Silicon Valley. Fünf Jahre später ist es nun soweit: Das für seine pflanzliche Labor-Küche bekannte Restaurant Momofuku Nishi in New York bietet ab sofort blutige Veggie-Burger an.

Schlüssel-Zutat des veganen Burger-Pattys sind sogenannte 

Häme. Dabei handelt es sich um eisenhaltige Moleküle im Protein Hämoglobin, die dem Blut seine rote Farbe und den metallischen Geschmack geben. Diese Moleküle sind nicht nur im Blut, sondern auch vereinzelt in pflanzlichen Wurzeln enthalten. Um dem Blut-Patty seine Authentizität zu verleihen, werden die

Häme aus den Wurzeln extrahiert und mit Zutaten wie Weizen, Kokosöl und Kartoffelprotein zum Wannabe-Patty gepresst.

Ohne Hormone und Antibiotika

Auf der Webseite wirbt Impossible Foods damit, durch den Verzicht von Tieren 95 Prozent weniger Land, 74 Prozent weniger Wasser und 87 Prozent weniger Treibhausemissionen zu verbrauchen. Zudem verzichtet das Unternehmen bei der Produktion auf Hormone und Antibiotika.

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Der fleischlose Blut-Burger gilt als Sensation: US-amerikanische Medien feiern die Erfindung wie eine hochwissenschaftliche Innovation. "Ich war total baff, als ich den Burger probierte", sagte der Chefkoch und Besitzer der Ladenkette Mokufuku David Chang begeistert. "Das Team von The Impossible Burger hat herausgefunden, was Fleisch nach Fleisch schmecken lässt und eine vegetarische Variante davon produziert."

Blutige Burger – nee, danke!

Das alles klingt fantastisch und tut unserer Umwelt bestimmt gut. Der vegane Burger-Patty würde allerdings auch ohne Blut-Nachmache funktionieren. Denn im Kern sollte es dem Vegetariertum darum gehen, Großkonzerne und Massentierhaltung auszuschalten und sie durch umweltschonende Alternativen zu ersetzen.

Dazu muss sich etwas in den Köpfen eingefleischter Konsumenten ändern. Leckere, fleischfreie Burger-Alternativen tragen ihren Teil dazu bei – aber doch nicht künstliches Blut im Burger. Um Menschen auf einen anderen Geschmack zu bringen, ist es nicht förderlich, den Fleisch-Geschmack so authentisch wie möglich zu kopieren.

Es ist naheliegend, dass hinter dem großen Burger-Tohuwabohu ganz andere Absichten verbergen, als den Fleischessern Vegetarismus schmackhaft zu machen. Theorie eins: der Biochemiker Brown erfüllte sich mit seiner weltersten Erfindung einen Lebenstraum und lebenslange Anerkennung. Theorie zwei: Es geht wieder einmal allen –der Wissenschaft, den Restaurants, die den Burger verkaufen, sowie dem Hersteller selbst – ums Geld. Theorie drei: beides zusammen. Tier- und umweltfreundliche Absichten dienen dabei als herrliche PR-Instrumente. Na dann, Guten Appetit!