Kinder aus aller Welt haben ihre Spielzeugwaffen beim Spielzeugmuseum Nürnberg abgeben. Nun entsteht daraus eine Skulptur für den Frieden.

Die Kongresshalle auf dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg gehört zu den größten in Deutschland erhaltenen Monumentalbauwerken der Nationalsozialist*innen. Neben dem Bau entsteht seit vergangener Woche ein neues Monumentalkunstwerk: Mehr als 1.000 Spielzeugwaffen werden an einem Stahlgerüstturm festgeschmolzen. Die Skulptur aus Kriegsspielzeug soll ein Zeichen gegen Kriege sein.

Hinter dem Projekt steht der Künstler Johannes Volkmann, der es während der sogenannten Konferenzen der Kinder entwickelte. Es basiert auf einem Wunsch, den Kinder im Rahmen der Events immer wieder formulierten.

Der meistgenannte Wunsch war der nach Frieden

Die Konferenzen der Kinder hatten vier Jahre lang in 30 Ländern stattgefunden. Jedes teilnehmende Kind erhielt ein Buch mit Fragen. Zum Beispiel: Was findest du gut an deiner Welt? Was fehlt dir? Was bereitet dir Sorgen? Welchen Satz würdest du auf eine riesige Wand schreiben wollen, sodass alle Menschen ihn lesen können? Was würdest du machen, wenn du 10.000 Euro hättest, um die Welt zu verändern?

Im Sommer 2018 wurden auf der sogenannten Gipfelkonferenz der Kinder die Fragebücher der Kinder ausgestellt und ausgewertet. Länderübergreifend nannten die Kinder immer wieder "Frieden für unsere Welt" als ihren Wunsch. Daraus entstand der Gedanke, ein internationales Friedensprojekt zu entwickeln, bei dem Kinder die Hauptakteur*innen sein sollten.

"Das Projekt polarisiert"

Ab Juli 2019 wurden Kinder und Eltern dazu aufgerufen, ausrangierte Spielzeugwaffen im Nürnberger Spielzeugmuseum abzugeben oder per Post einzusenden. Von alten Cowboypistolen, Wasserspritzpistolen, Laserschwertern bis hin zu Plastikkanonen wurde alles angenommen.

"Das Projekt polarisiert", sagt der Künstler Johannes Volkmann in einer Presseerklärung. "Es gibt Menschen, die die Haltung vertreten: 'Lasst doch den Kindern ihre Wasserspritzpistolen!' und 'Jetzt dürfen die Kinder wohl nicht mal mehr Räuber und Gendarm spielen?' bis hin zu: 'Das ist endlich mal ein Friedensprojekt, an dem Kinder mit ihrem Taschengeldbudget teilnehmen können!'"

Es seien sowohl einzeln verpackte Waffen als auch riesige Kartons mit Waffenlieferungen ganzer Schulklassen im Spielzeugmuseum angekommen, berichtet Museumsleiterin Karin Falkenberg in der gleichen Mitteilung. Im Foyer des Hauses stand am Juli eine Sammelbox, die mehrfach geleert werden musste, weil sie überfüllt war. Manchmal seien Kinder oder Erwachsene auch einfach persönlich ins Foyer gekommen, gezielt auf die Sammelbox zugegangen, hätten ihre Waffen eingeworfen und seien wieder gegangen, so Falkenberg.

Waffenlieferungen aus der ganzen Welt

Bis zum 17. Oktober kamen geschätzt 1.000 Waffen zusammen. Nicht nur aus Deutschland, auch aus Italien, Rumänien, Bosnien, Kroatien, den USA oder Australien kamen Pakete an. Das Team des Spielzeugmuseums musste mehrfach zum Nürnberger Zollamt fahren, um vom Zoll abgefangene Spielzeugwaffenlieferungen auszulösen. In den Kartons fanden die Mitarbeiter*innen des Museums immer wieder von Kindern handgeschriebene Zettel. Zum Beispiel mit der Botschaft: "Ich finde Waffen doof!"

Die Skulptur aus den Spielzeugwaffen soll für einen Monat im Innenhof der ehemaligen NS-Kongresshalle bleiben und kann dann ausgeliehen werden. Die Sammlung von Plastikwaffen soll drei Jahre weiter laufen, sagte Volkmann dem Monopol-Magazin: "Wir wollen zu einer Abrüstung von unten anregen, nach dem Motto: Entwaffnet euch selbst."