Rechts, links, rechts, rechts, links, rechts – immer wieder schlagen die kleinen Handschuhe in das unnachgiebige Leder der Boxsäcke. Die Fäuste in den Handschuhen gehören elf Mädchen zwischen acht und 17 Jahren alt. Sie gehen mehrmals die Woche nach der Schule in den Pak-Shaheen-Box-Club in Karatschi, der größten Stadt Pakistans. Der Box-Club liegt in einem Viertel, das eher für seine Bandenkriege als für Frauensport bekannt ist.

In der islamischen Republik Pakistan ist es für Mädchen oft schwierig, dieselbe Bildung wie Jungen zu erhalten oder denselben Sport auszuüben. Zudem sind sie häufig Opfer häuslicher Gewalt. Nicht selten rächen sich Familienmitglieder für "Schandtaten" an den jungen Frauen, die mit unziemlichen Verhalten, zum Beispiel einem Kuss vor der Heirat, angeblich den Ruf der Familien verunglimpft haben.

"Letztes Jahr kam ein Mädchen zu mir und fragte mich, warum Mädchen nicht boxen dürften. Ich war berührt, als sie sagte: 'Keiner bringt uns bei, wie wir uns selbst verteidigen können'", sagt Younis Qambrani, Gründer des Box-Clubs. Im Oktober 2015 fand ein Box-Camp für Frauen in Karatschi statt. Es war das erste staatlichgeförderte Sportevent für Frauen in Pakistan. Weil auch Qambranis Töchter und Nichten an dem Camp teilnahmen, entschied er sich, ab sofort auch Boxtraining für Mädchen in Karatschi anzubieten.

Seit ein paar Monaten trainieren die elf Mädchen jetzt fast jeden Tag ihre Jabs, Haken und Geraden. "Ich will eine internationale Boxerin werden", sagt die 15-jährige Urooj, Qambranis Tochter, "Ich will Pakistans Namen berühmt machen."