Warum ist die Klimakonferenz von Paris so wichtig?

Selten standen die Chancen für einen weltweiten Klimadeal so gut wie jetzt. Die jahrelangen Klimaschutz-Blockierer USA und China bewegen sich endlich. China allein wird dieses Jahr fast so viel CO₂ einsparen wie Großbritannien insgesamt ausstößt. Erneuerbare Energien haben sich viel schneller weiterentwickelt als vorhergesagt. Zum ersten Mal haben über 150 Länder bereits im Vorfeld ein offizielles Klimaschutzziel eingereicht. Seit fast 20 Jahren gab es keine besseren Aussichten für ein weltweites Klimaabkommen.

Was passiert gerade in Bonn?

Diplomaten aus 196 Ländern sind schon diese Woche nach Bonn gereist, um dort ein weltweites Klimaabkommen vorzubereiten. Sie werden viele entscheidende Weichen für Paris stellen. Ziel ist es, Vorschläge zu verfassen, die die Verhandlungsgrundlage für ein Pariser Abkommen sein könnten. Was es in diese List schafft und was nicht, ist entscheidend für den Erfolg der Pariser Konferenz.

Worum geht es?

Das Hauptziel ist, die schlimmsten Folgen des Klimawandels zu verhindern und die Erwärmung auf zwei Grad zu begrenzen. Schon heute zerstört der Klimawandel die Lebensgrundlagen von mehr als 25 Millionen Menschen jährlich. In den nächsten 35 Jahren könnte der Klimawandel bis zu 200 Millionen Menschen zur Flucht zwingen. Die Staaten verhandeln deshalb, wer wie schnell den Einsatz fossiler Energieträger wie Kohle und Öl unterlassen muss. Die Diplomaten diskutieren aber auch weniger offensichtliche Fragen: Wie können arme Länder den Klimawandel finanzieren? Wie sollen Länder für Schäden durch den Klimawandel entschädigt werden? Und wer überprüft das alles?

Was sind die kritischen Punkte?

Ohne ein Klimaabkommen steuert die Welt auf eine Erwärmung von bis zu vier Grad bis zum Ende des Jahrhunderts zu. Das hätte katastrophale Folgen. Die bisher eingereichten Klimaschutzziele für Paris würden die globale Erwärmung immerhin auf 2,7 Grad begrenzen. Für viele Länder würde das aber immer noch sehr starke Orkane und Dürreperioden bedeuten. Viele Staaten und NGOs wie Greenpeace fordern deshalb, die Pariser Klimaschutzziele alle fünf Jahre zu überprüfen und ehrgeiziger zu gestalten.

Besonders Entwicklungsländer erwarten, dass die reichen Industriestaaten ihrer historischen Verantwortung gerecht werden und beim Klimaschutz eine Vorreiterrolle übernehmen. Armen Ländern fehlt oft das Geld für Klimaschutz oder Anpassung an Schäden durch den Klimawandel. Wer dafür wie viel zahlt, wird ebenfalls viel debattiert.

Was muss ein Klimadiplomat wissen und können?

Klimaverhandlungen haben eine ganz eigene Sprache. Niemand spricht von Klimaschutz, sondern nur von INDCs (Intended National Determined Contributions). Es gibt hunderte solcher Abkürzungen und wer den Verhandlungen folgen will, muss sie kennen. Neben Fachwissen und Verhandlungskünsten brauchen Diplomaten vor allem Durchhaltevermögen. Viele Verhandlungen starten um acht Uhr morgens und dauern bis fünf Uhr morgens am nächsten Tag. Ab dem zweiten oder dritten Tag einer Klimakonferenz sieht man viele Delegierte auf den Fluren der Konferenz schlafen.

Nehmen auch junge Menschen an den Verhandlungen teil?

Es gibt ein Netzwerk von Nachwuchsdiplomaten und jungen Aktivisten auf der Konferenz: YOUNGO. In Bonn sind nur etwa 30 von ihnen dabei, aber in Paris werden es mehrere hundert Mitglieder sein. Sie planen diverse Aktionen oder Lobbyarbeit für Generationengerechtigkeit und ehrgeizige Klimaschutzziele.

Was ist Deutschlands Rolle bei den Klimaverhandlungen?

In den Klimaverhandlungen ist Deutschland nicht als einzelnes Land vertreten, sondern als Teil der Europäischen Union. Bisher war Deutschland an allen Erfolgen der internationalen Klimapolitik maßgeblich beteiligt. Bei den offiziellen Verhandlungen ist die Bundesrepublik bisher aber erstaunlich passiv. Umweltschutzorganisationen kritisieren außerdem, Deutschland untergrabe mit seiner umstrittenen Kohlepolitik die eigene Glaubwürdigkeit beim Klimaschutz. Am 30. November startet die Klimakonferenz in Paris. Dort kann Merkel zeigen, ob sie wirklich Klimakanzlerin ist.

Disclaimer: Andreas Sieber wird von "Global Call for Climate Action" (GCCA) mit einem "Climate Tracker Stipendium" gefördert. Die GCCA ist ein internationaler Zusammenschluss mehrerer NGOs, Think Thanks und Stiftungen.