Die diesjährige Preisverleihung der Golden Globe Awards fiel vor allem durch die einheitliche Farbwahl der Roben auf: schwarz. Unter anderem die Schauspielerinnen Emma Watson, Diane Kruger und Meryl Streep verzichteten auf schillernde Roben. Letztere hatte sich bereits vor der Preisverleihung entsprechend geäußert, auf Farbe verzichten zu wollen, um auf die Opfer sexueller Übergriffe in Hollywood aufmerksam zu machen. Die männlichen Kollegen, die meist sowieso schwarzen Smoking oder Anzug tragen, warteten dieses Jahr zusätzlich mit schwarzen Hemden und Krawatten auf.

Emma Watsons Date war eine Aktivistin für Frauenrechte

Einige Schauspielerinnen erschienen in Begleitung von Frauenaktivistinnen. Emma Watsons Date war Marai Larasi, die sich als Vorsitzende der Organisation Imkaan für die Rechte von Frauen aus ethnischen Minderheiten einsetzt. Der Slogan #TimesUp führte die Bewegung #MeToo weiter.

Eine richtig politische Preisverleihung also? Meryl Streep schien es so empfunden zu haben. Laut dem Forbes Magazin sagte sie: "Die Menschen sind jetzt darauf aufmerksam geworden, dass die Machtverhältnisse in vielen Branchen ungerecht sind – und wir daran etwas ändern wollen. Wir fühlen uns ermutigt zusammenzuhalten [...]."

Dass die Aktion viel Aufmerksamkeit bekommen hat und dass das an sich ein guter erster Schritt ist, ist richtig. Aber die gut gemeinte Symbolpolitik, die sich vor allem auf Pressebildern der Veranstaltung gut hervortut, sollte weder in Hollywood noch in anderen Branchen überschätzt werden. Sie schafft vor allem Aufmerksamkeit in den sozialen Netzwerken und in den Medien, aber ändert damit nicht automatisch Strukturen. Dass das Thema sexueller Übergriffe in den vergangenen Monaten endlich ausgesprochen wurde, öffnet zwar eine lange totgeschwiegene Debatte, aber lässt viele Betroffene weiterhin alleine damit, sich aus der jeweiligen Situation einen Ausweg zu schaffen. Es müssen Ansprechpartner*innen und Anlaufstellen her.

Der Preis für Oprah Winfrey ist mehr als nur ein Symbol

Dass die Moderatorin Oprah Winfrey als erste Schwarze Frau den Cecil B. DeMille Award als Preis für ihr Lebenswerk erhielt, kann schon viel eher als konkreter Schritt zur Verbesserung der immer wieder als sexistisch und rassistisch kritisierten Branche gedeutet werden. Die Dankesrede gab Winfrey die Gelegenheit, zu verdeutlichen, was es für sie als schwarze Frau bedeutet, mit dieser Ehrung ausgezeichnet zu werden. Sie wies außerdem auf diejenigen Frauen hin, denen keine öffentliche Aufmerksamkeit und Unterstützung zuteil wird und die genauso davon betroffen sind, dass Männern zu häufig die Möglichkeit geboten wird, ihre Macht zu missbrauchen. Winfrey würdigte die kürzlich verstorbene Recy Taylor. Eine Jury die ausschließlich mit weißen Männern besetzt war, hatte sich 1945 geweigert, eine Verurteilung ihrer Vergewaltiger zu erwirken, obwohl diese die Tat bereits gestanden hatten. Wie bewegt die Moderatorin davon war, dass sie mit dieser Ehrung ausgezeichnet wurde, zeigt wie wichtig es weiterhin ist, dass Frauen offiziell und öffentlich Anerkennung für ihren oft hindernisreichen Weg bekommen.

Dass der Preis an Oprah Winfrey ging, ist mehr als ein Symbol. Es zeigt, dass sich Strukturen tatsächlich ändern können und alte Muster durchbrochen werden können. Letztendlich sind es konkrete Dinge, wie dass vermehrt Angebote für Frauen geschaffen werden, die am Arbeitsplatz sexuelle Belästigung erfahren, die die Zustände für die Betroffenen tatsächlich und langfristig verändern.

Beschwerdestellen helfen Betroffenen konkret

Der Interessenverband deutscher Schauspieler und der Bundesverband Schauspiel regten deshalb an, eine überbetriebliche Beschwerdestelle einzurichten, um Betroffenen zukünftig konkrete Hilfe anzubieten. Es bleibt zu hoffen, dass es in Zukunft mehr solcher konkreter Reformen gibt. Auf Symbolpolitik dürfen sich Feminist*innen in Zukunft nicht ausruhen, wenn sie ihr Ziel erreichen möchten.