Gut sieben Jahre ist es her, dass der damalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ankündigte, künftig auf die Wehrpflicht verzichten zu wollen. Gesagt, getan: Im Jahr 2011 wurde die Wehrpflicht abgeschafft. Nun bringt CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer das Thema zurück auf die Agenda. Wegen Rekrutierungsproblemen fordert sie eine Rückkehr zur Wehrpflicht oder die Einführung eines Pflichtjahres für Männer und Frauen im Dienste der Gesellschaft.

Kramp-Karrenbauer ist nicht alleine mit ihrem Vorschlag. CDU-Bundestagsabgeordnete Patrick Sensburg sagte zur Frankfurter Allgemeinen Zeitung: "Wir brauchen die Wehrpflicht, und sie soll für Männer und Frauen gelten". Auch sein Fraktionskollege Oswin Veith deckt ihm den Rücken: "Die Wehrpflicht soll zwölf Monate dauern und für junge Männer und Frauen über 18 Jahre gelten." Der Dienst könne wahlweise bei der Bundeswehr oder beim Technischen Hilfswerk, in der Pflege oder der Gesundheitsversorgung geleistet werden.

Wehrbeauftragte des Bundestags, Hans-Peter Bartels, zeigt sich hingegen skeptisch. Zur Nachrichtenagentur dpa sagte er: "Eine allgemeine Dienstpflicht ist zwar eine sympathische Idee, stößt aber verfassungsrechtlich an eine Grenze. Es gilt das Verbot der Zwangsarbeit." CDU-Verteidigungsexperte Henning Otte ist ähnlicher Meinung: "Eine allgemeine Wehrpflicht alten Zuschnitts hilft uns bei den aktuellen sicherheitspolitischen Herausforderungen nicht weiter", sagte der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag.

Schon am CDU-Parteitag Ende dieses Jahres soll das Thema als Leitfrage beschlossen werden. Konkrete Vorschläge, wie diese Dienstpflicht aussehen könnte, sollen dann im CDU-Grundsatzprogramm 2020 stehen.

Wir wollten auch von euch wissen, was ihr davon haltet

Hier sind eure Antworten:

Sicher nicht

"Die Wiedereinführung der Wehrpflicht wäre rückschrittlich. Die Probleme, die dadurch gelöst werden sollen (zu wenig Interessierte an Wehr- oder Freiwilligendienst, dadurch hohe Belastung im sozialen Sektor), sollte man lieber mit attraktiveren Bedingungen lösen. Und am Besten so, dass es für die Fachkräfte attraktiver wird und die Lücken nicht durch ungelernte Zivildienst- oder Freiwilligendienstleistende gestopft werden müssen."

Absoluter bullshit! War froh, als es abgeschafft wurde."

"Ein Rückschritt, der weder notwendig noch zielführend ist. Wir sind 'umzingelt von Freunden'. Zudem ist die BRD Mitglied der EU und der NATO. Beide Organisationen haben eine militärische Beistandspflicht. Sollte der unwahrscheinliche Fall eintreten und Deutschland müsste sich verteidigen, gäbe es demnach genug Truppen dafür. Dazu kommt, dass ein Jahr Wehrdienst den jungen Männern und Frauen ein Jahr Lebenszeit nimmt. Es belastet Freundschaften und potenzielle Beziehungen. Auch der Drill, der zu militärischen Einheiten dazugehört und dort zweifellos notwendig ist, ist nichts, dem sich jeder aussetzen muss. Viele ehemalige Wehrdienstler loben die Disziplin und die Ordnung, die sie dadurch beigebracht bekamen. Die Bundeswehr ist allerdings keine Kita für Erwachsene. Im notwendigen Maß sollten diese Fähigkeiten durch das Elternhaus mitgegeben worden sein."

"Ich halte nicht viel davon, weil ich an die freie Selbstbestimmung eines jeden Einzelnen glaube. Jeder Mensch hat selbst das Recht zu entscheiden, ob er dienen oder nicht dienen möchte."

"Komisch, dass vor allem Ältere sich so an der Idee aufgeilen. Vermutlich, weil es sie selbst gar nicht betrifft. Für andere etwas Verpflichtendes zu fordern, ist natürlich einfach und die Schulabgänger sind natürlich ein super Ziel. Sind ja eh alles verzogene, verwöhnte Gören, die kein Recht haben, selbst zu entscheiden, was sie nach dem Abschluss machen möchten. Wenn es doch angeblich so toll für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ist, einzelne Gruppen zu Zwangsarbeit zu verpflichten, sollte jeder, der das befürwortet, genauso verpflichtet werden und dafür ein Jahr lang auf Lohn, Weiterbildung und Karrierechancen verzichten, allen voran die CDU-Politiker. Mal sehen, wie viele es dann noch für eine super Idee halten!"

"Es scheint, als würde spekuliert, durch die Wehrdienstverweigerer könnte der Pflegenotstand behoben werden. Ein Versäumnis der Regierung auf dem Rücken einer ganzen Generation ausbaden zu wollen ist widerlich. Der Mensch hat genug Einschränkungen, lasst ihn wenigstens ab der Volljährigkeit selbst entscheiden, wie seine Lebenszeit verbracht wird."

"Absoluter Schwachsinn, der gleichzeitig Versagen bei Bundeswehr und Pflege verschleiern soll, zulasten der Jugend."

"Es wäre ein entsetzliches Zeichen, sowohl nach innen als auch nach außen. Eine Demokratie, die sich im Frieden befindet, benötigt ein starkes Militär? Widerspricht sich das nicht selbst? Von mir aus sollen Menschen freiwillig zum Bund gehen, wenn sie denn Spaß an dem Gedanken haben, Menschen zu töten. Aber wir leben im 21. Jahrhundert und stellen uns als fortschrittlichen Staat dar – also wie kann man verdammt nochmal auf die Idee kommen, Menschen an die Waffe zu zwingen?"

"Ehrlich gesagt halte ich sie für unzeitgemäß. Ich verstehe, wenn einige ältere Mitglieder unserer Gesellschaft meinen, dass dies der Jugend wieder Gehorsam und Tugend beibringen würde, doch in Wahrheit beschneidet es doch die Freiheit dieser. Nämlich die Freiheit sich den Beruf auszusuchen (und sei es auch nur ein Jahr), den sie wollen, der ihnen Spaß macht. Es ist der zum Scheitern verurteilte Versuch einer gescheiterten und ratlosen Regierung."

"Ich war einer der letzten Zivildienstleistenden nach dem alten System und ich empfand es als einen gravierenden Einschnitt in meine Freiheit, den der Staat durch den Wehrdienst in meinem Leben einnahm. Niemand sollte sich rechtfertigen müssen, warum er den Dienst an der Waffe nicht absolvieren kann."

"Das kann doch nicht deren Ernst sein. Dass jedes Land im Notfall auf Soldaten zurückgreifen kann, ist notwendig, aber in der heutigen Gesellschaft liegt eine wiederkehrende Wehrpflicht völlig fern. Außerdem klingt mir das stark nach Mobilmachen beziehungsweise Aufrüsten für den Fall der Fälle. Ist das tatsächlich notwendig?"

"Wir leben im 21. Jahrhundert. Niemand sollte verpflichtet sein, irgendwas zu tun!"

"Ich finde den Vorschlag absolut inakzeptabel. Es zwingt Leute dazu, eine Arbeit auszuführen, die sie meistens gar nicht ausführen wollen und die Effektivität bleibt bei einem Jahr auch auf der Strecke. Anstatt den Wehrdienst wieder aus der Kiste zu holen, sollte der Staat lieber Ehrenämter unterstützen, da wird viel zu wenig getan."

"Momentan zieht die Bundeswehr nicht unbedingt diejenigen an, die ich mir zur Verteidigung unseres Landes wünsche – seien es Rechte oder perspektivenlose Menschen. Insofern halte ich einen neuen Rekrutierungsansatz für richtig. Allerdings finde ich es nicht richtig, Volljährige zu etwas zu zwingen – erst recht nicht zu einer Grundausbildung beim Militär. Auf der persönlichen (und leider sehr egoistischen) Ebene kommt außerdem hinzu, dass mein kleiner Bruder davon betroffen sein könnte. Deshalb bin ich gegen eine Wehrpflicht."

Ja, aber ...

"Ich (weiblich, 22) hätte wahrscheinlich keine Lust gehabt, nach der Schule ein solches Jahr zu absolvieren. Allerdings halte ich es für sinnvoll, wenn man bedenkt, wie viele ein x-beliebiges Studium anfangen und es dann wieder schmeißen, oder denen die Ausbildung zu blöd ist. Ich denke, ein solches Jahr hätte sicher einen positiven Einfluss darauf. Und wer in Australien für einen Billiglohn in der Ernte helfen kann, sollte sich auch ein Jahr für die Gesellschaft in Deutschland einsetzen können."

"Gar keine schlechte Idee – in Verbindung mit einer sozialen Alternative. Bisher hat weder Männern noch Frauen ein Freiwilliges Soziales Jahr geschadet und gerade wenn mit teilweise 17 Jahren das Abitur abgeschlossen wird, sind ein paar zusätzliche Monate Bedenk- und Orientierungszeit sinnvoll."

"Vorzuziehen wäre meiner Meinung ein verpflichtendes Jahr für die Gesellschaft, wo man sich frei aussuchen kann, ob man es als Bufti oder Wehrdienstleistende*r verbringen möchte. Grundsätzlich finde ich die Idee aber nicht schlecht, da es dazu führen könnte, dass Menschen mit unterschiedlicher sozialer und geografischer Herkunft und anderer politischer Meinung miteinander Zeit verbringen. Außerdem könnte man mit meinem Vorschlag etwas gegen den Personalmangel in der Pflege tun und es würde dazu führen, dass alle jungen Menschen in Deutschland ein umfassenderes Bild von den gesellschaftlichen Herausforderungen haben."

"Ich finde, nicht die Wehrpflicht sollte für Männer und Frauen verpflichtend eingeführt werden, sondern eine Art soziales Jahr. In diesem sozialen Jahr können sich die Leute dann entscheiden, ob sie ein Jahr lang einen sozialen Beruf machen wollen, oder eben zum Bund gehen."

"Ich war zwei Jahre beim Bund. Der Job ist nur für Leute ohne Perspektive interessant. Diese Menschen gehen traditionell zum Militär. Gut ausgebildete engagierte Soldaten sind schwer zu finden, da sie meistens im zivilen Leben einen Job finden. Da könnte die Wehrpflicht helfen, jungen Leuten einen Einblick zu gewähren und Vorurteile ab zubauen."

"Ob die Wehrpflicht wieder eingeführt wird, darüber kann man streiten. Aber wenn sie wieder eingeführt wird, dann für alle. Also Männer und Frauen. Sonst hat das mit Gleichberechtigung nichts zu tun."

Auf jeden Fall

"Für die Wiedereinführung der Wehrpflicht bin ich aus zwei Gründen: Erstens, die veränderte Sicherheitslage in Europa (Russland) und zweitens der Staat wird sich mit einer Wehrpflichtarmee nicht dasselbe trauen, wie mit einer Armee, die aus Berufssoldaten besteht (siehe USA). Allerdings bin ich dagegen, dass sie eingeführt wird, um den Personalmangel in sozialen Einrichtungen zu kompensieren."

"Ich bin dafür. Die Zwangszeit beim Bund kann charakterbildend sein. Und viele entdecken ihre Begabung oder die Lust für den Bund erst dort. Viele, die sich vorher nie hätten träumen lassen, überhaupt zum Bund zu gehen. Und wenn man wirklich nicht will, geht verweigern sicher auch wieder."

"Vernünftig! Dadurch lernen viele, endlich Verantwortung zu übernehmen. Wichtig ist, dass es für alle gleich gilt und ordentlich organisiert ist. Nicht zwingend Wehrpflicht, aber ein Jahr im Dienst an der Gesellschaft halte ich für viele als Augenöffner dafür, wie gut es uns geht und dass so etwas nicht von alleine kommt."

"Ich fände es super! Was ist das für ein Staat ohne Armee? Das heißt ja nicht, dass wir morgen einen Angriffskrieg starten wollen, wir müssen nur im Verteidigungsfall unseren Partnern zur Seite stehen. Ich (weiblich) empfinde es als Mangel meiner Ausbildung, nicht zu wissen, wie man eine Waffe bedienen kann."

"Ich als Frau finde das klasse. Selbst in dem noch so unwahrscheinlichen Fall eines Krieges würde ich mich gerne verteidigen können. Außerdem verkommt unsere Jugend. Man sieht, dass die Wehrpflicht fehlt, die Disziplin, Recht und Ordnung vermittelt hat."

"Bin ich komplett dafür! Nicht, um Krieg zu führen, sondern um jungen Erwachsenen wieder ein Gefühl für Zusammenhalt, Respekt und Ordnung zu geben. Ich bin heute dankbar dafür, dass ich die Erfahrung als einer der letzten Wehrpflichtigen vor neun Jahren noch machen durfte. Auch den Zivildienst fänd ich sinnvoll im Hinblick auf den Personalmangel in der Pflege."

"Notwendig, damit wieder Disziplin, Anstand und Respekt Einzug in der nächsten Generation halten. Stehen Jugendliche heute noch auf, um älteren Menschen einen Platz anzubieten? Bitte und Danke oder ein einfaches ,Grüß Gott' und ,Servus' – muss man fast schon erbetteln. Aufgrund des desolaten Personalmangels in der Truppe bin ich ohne Einschränkungen dafür (...)"

Weiß ich nicht

"Ich bin sehr zwiegespalten – einerseits halte ich es für sehr hilfreich für die Pflege, wo Kräfte benötigt werden. Andererseits bin ich froh, dass ich diesen Dienst nicht erfüllen musste und will mir nicht anmaßen, das Schicksal aller unter 18-Jährigen zu bestimmen, die selbst nicht mitreden dürfen. Zudem war ich nach dem Abitur heilfroh, ausziehen zu können und wäre wütend gewesen, wenn ich wegen des Dienstes noch ein Jahr bei meinen Eltern hätte leben müssen."