Beim Marsch indigener Frauen in Brasilien versammelten sich Tausende Demonstrierende, um gegen die Politik von Präsident Bolsonaro zu protestieren.

Seit Anfang der Woche gehen Menschen in Brasilien auf die Straße, um gegen die Politik von Präsident Bolsonaro zu demonstrieren. Die meisten von ihnen sind Frauen. Sie protestieren gegen Bolsonaros Umwelt- und Bildungspolitik, eine geplante Gesundheitsreform und für mehr Frauenrechte.

Die Demonstrationen begannen am Montag, als mehrere Hundert indigene Frauen und Männer vor dem Gesundheitsministerium in der Hauptstadt Brasília eine bessere Gesundheitsversorgung für indigene Menschen forderten. Präsident Bolsonaro möchte das Gesundheitssystem so reformieren, dass die Kommunen für die Gesundheitsversorgung der indigenen Bevölkerung zuständig sind. Doch die Menschen befürchten, dass es den Städten und Kommunen an Geld und Infrastruktur fehlt, um eine umfassende Gesundheitsvorsorge zur Verfügung zu stellen. Die Demonstration, die im Vorfeld des Marsches indigener Frauen in Brasilien stattfand, dauerte zehn Stunden. Letztendlich erklärte sich Gesundheitsminister Luiz Henrique bereit, mit den Oberhäuptern der Protestierenden zu sprechen.

100.000 sangen und tanzten auf den Straßen

Zwei Tage später kamen über 100.000 Demonstrierende in Brasília zusammen, um ihren Unmut über Bolsonaros Politik deutlich zu machen. Der Politiker hatte angekündigt, das Land, das aktuell dem indigenen Teil der Bevölkerung zugesichert ist, zu verkleinern. Stattdessen will Bolsonaro die Gebiete für die landwirtschaftliche Nutzung freigeben. Auch die Umweltpolitik des Präsidenten treibt viele Menschen auf die Straßen. Die Rodung des Regenwaldes stieg im Juni 2019 um fast 90 Prozent im Vergleich zum Vorjahr an.

Intersektionale Politik für mehr Gerechtigkeit

Neben Umweltthemen setzen sich die Protestierenden für mehr Frauenrechte und ein Ende der Ungleichbehandlung ein. Seit dem Mord an der Bäuerin Margarida Maria Alves in den 1980er Jahren hat sich eine brasilianische Frauenbewegung mobilisiert, die über die Ungleichbehandlung der Geschlechter hinaus- und dabei auch soziale Klasse und rassistische Erfahrungen mitdenkt. Themen wie Landverteilung, Umweltschutz und eine sichere Lebensgrundlage für indigene Menschen gehören genauso dazu wie das Recht auf körperliche Selbstbestimmung oder Lohnungleichheit.

Zeitgleich mit dem Frauenmarsch versammelten sich in Rio de Janeiro 10.000 Akademiker*innen, die sich gegen geplante Kürzungen im Bildungsbereich einsetzen. Durch Reformen der vorangegangenen Regierung wurde es für einen größeren Teil der Bevölkerung möglich, eine Universität zu besuchen. Doch nun will Bolsonaro sparen und staatliche Stipendien sowie die finanzielle Unterstützung von Bildungsstätten kürzen.