In Indien ist was los: ein Anwalt beschwört den Zorn hinduistischer Götter herauf, weil er einen ihrer besten – Rama: hübsch, gebildet, kann mit Pfeil und Bogen umgehen – verklagt hat. Beziehungsweise verklagen wollte. Denn Chandan Kumar Singh ist mit seinem Anliegen vor Gericht gescheitert.

In seinen Augen hat Gott Rama seine Frau Sita ungerecht behandelt und er wollte dieses Verhalten juristisch prüfen lassen. Das zuständige Gericht im indischen Bundesstaat Bihar allerdings lehnte Singhs Bitte ab. Begründung: Kein praktischer Fall.

In hinduistischen Schriften ist der männliche Gott Rama (auch genannt Ram oder Ramachandra) der älteste von vier Söhnen. Und er ist Prinz. Am Hof von König Janaka lernt er Prinzessin Sita kennen, gewinnt einen Bogenschießwettbewerb und zugleich ihr Herz. Die beiden heiraten. Wenig später verbannt ihn seine böse Stiefmutter Kaikeyi in den Wald. Rama geht, sein Halbbruder Lakshmana und Sita kommen mit.

Im Wald helfen die drei Einsiedlern, bis Sita von Dämonenkönig Ravana entführt wird. Rama kämpft, lässt von Affen eine Brücke bauen und befreit Sita. Klingt nach einem feinen Kerl, eigentlich. Anwalt Singh misstraut ihm und begründet das gegenüber der BBC so: "Es ist bekannt, dass Rama Sita fragte, ob sie noch 'rein' sei, nachdem er sie aus den Fängen des Dämonenkönigs Ravana befreit hatte."

Dieses Verhalten würde, nach Meinung Singhs zeigen, dass Frauen in Indien schon in alten Zeiten nicht respektiert worden seien. "Ich weiß, dass das lächerlich klingen muss", sagt Singh "aber wir müssen diesen Teil unserer Religion diskutieren."[Außerdem bei ze.tt: Indien: Von Säure entstellte Frau wird Gesicht einer Modekampagne]

Obwohl ihm viele seiner Kollegen unterstellen, dass er lediglich Aufmerksamkeit auf sich ziehen möchte, will Singh nun einen weiteren Fall bei Gericht einreichen. In Indien kommt es immer wieder zu Übergriffen auf Frauen und sie werden in vielerlei Hinsicht gegenüber Männern benachteiligt. Zudem hat die hinduistische Religion eine große Bedeutung in der Gesellschaft. Vielleicht ist das Vorhaben Singhs daher doch gar nicht mal so lächerlich, wie es zunächst klingt.