In einem Wachsfigurenmuseum im indonesischen Yogyakarta stand bis vor Kurzem eine Adolf-Hitler-Figur vor einem Foto von Auschwitz. Sie galt als Attraktion, unzählige Menschen, darunter Kinder, machten Fotos, auf denen sie neben ihr zu sehen sind. Viele fühlten sich dazu eingeladen, den Hitlergruß zu zeigen.

Die Figur wurde nun aus dem Museum entfernt, nachdem es massive Kritik daran gegeben habe, wie der Standard mit Bezug auf die Nachrichtenagentur AFP berichtet. Zuvor waren einige Besucherfotos bei ausländischen Medien veröffentlich worden. Das Simon-Wiesenthal-Zentrum in Los Angeles, das sich mit der Aufarbeitung des Holocaust beschäftigt, hatte darauf gepocht, dass die Statue verschwindet.

Mangelndes Wissen über die NS-Zeit

"Wir wollen keine Empörung hervorrufen", sagte Museumsdirektor Jamie Misbah der AFP. "Unser Ziel ist es, mit der Hitler-Figur zur Bildung beizutragen." Obwohl es normal sei, dass Menschen vor den Exponaten posieren, respektiere das Museum, wenn die Hitler-Figur Menschen auf der ganzen Welt verärgert habe.

Laut Expert*innen haben die Menschen in Indonesien ein mangelndes Wissen über die NS-Diktatur und den Holocaust. In der Stadt Bandung auf Java gab es mehrere Jahre lang ein Café, in dem die Gäste von Kellnern in SS-Uniform bedient wurden. An den Wänden prangte ein großes Hitler-Foto, zusätzlich waren einige Hakenkreuze aufgestellt.

Wer denkt, das Bildungsproblem beträfe nur Indonesien, liegt falsch. Auch an Gedenkstätten in Polen werden etwa ganze Schulklassen lächelnd vor dem Arbeit-macht-frei-Schild fotografiert. Andere hüpfen fröhlich durch das Holocaust-Mahnmal in Berlin.

Solange also nicht alle Menschen gleichermaßen über die NS-Zeit aufgeklärt werden, ist das Entfernen einer Hitler-Statue aus einem indonesischen Museum womöglich nur eine schnelle Lösung – die aber das Problem nicht behebt, sondern es lediglich verschiebt.