In 65 Städten in sechs Ländern demonstrierten am Samstag Menschen für sichere Fluchtwege über das Mittelmeer. Wir zeigen euch Eindrücke der Demonstrationen.

Mehrere zehntausend Menschen haben für eine Aufnahme von aus Seenot geretteten Geflüchteten demonstriert. "Für die Rechte von Geflüchteten" lautete das Motto, dem am Samstag Menschen in 65 Städten weltweit gefolgt waren. Unter anderem in Berlin, Hamburg und Köln gingen die Demonstrant*innen am Samstag auf die Straßen, um für sichere Fluchtwege, eine schnelle und menschenwürdige Aufnahme in Deutschland und gegen die Kriminalisierung der Seenotrettung zu protestieren. Bereits mittags versammelten sich dutzende Menschen vor dem Bundeskanzler*innenamt in Berlin. Zu der Demonstration hatte die Initiative Seebrücke aufgerufen.

Die Kundgebungen, denen unter anderem Vertreter*innen von den Grünen und Linken beiwohnten, folgten nach Angaben der Initiative Seebrücke bis zum frühen Abend bundesweit 30.000 Menschen, davon etwa 8.000 in Berlin. Bereits im Vorfeld meldeten sich Tausende Facebook-User*innen zu den verschiedenen Demonstrationen an. Auf Twitter sorgten zahlreiche Stimmen dafür, dass der Hashtag #Seebrücke trendete.

Carola ist frei, aber nichts ist okay.
Initiative Seebrücke auf Facebook

Ursprünglich war geplant, auch die Freilassung der Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete zu fordern. Sie hatte 14 Tage lang gemeinsam mit ihrer Besatzung und 42 Geflüchteten an Bord der Sea Watch 3 vor der italienischen Küste ausgeharrt, ehe sie sich am 27. Juni dazu entschied, in den Hafen von Lampedusa einzufahren und die Geflüchteten an Land zu bringen. Ihr Vorgehen bezahlte sie bekanntlich vorübergehend mit ihrer Freiheit.

Mittlerweile hat eine italienische Richterin die Festnahme der Kapitänin für ungültig erklärt und den gegen die 31-Jährige verhängten Hausarrest aufgehoben. Nach Angaben von Sea-Watch argumentierte die Ermittlungsrichterin, die Kapitänin habe "in Erfüllung einer Pflicht" gehandelt. Sie habe keine andere Wahl gehabt, als die Geflüchteten nach Italien zu bringen. Wie die Hilfsorganisation mitteilt, soll sich Rackete mittlerweile an einem "sicheren Ort" befinden. An den sei sie gebracht worden, nachdem sie nach ihrer Freilassung mehrere Drohungen erhalten hatte.

Die Mittelmeerroute ist gefährlicher denn je

Die Mittelmeerroute ist laut Zahlen des UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) gefährlicher denn je. Die Todesrate der Menschen, die versuchen, von Libyen über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen, hat sich in der ersten Jahreshälfte 2018 im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Im Durchschnitt überlebt laut UNHCR eine*r von 18 Menschen die Flucht nicht. Liza Pflaum, Sprecherin der Initiative Seebrücke, forderte daher, die Bundesregierung müsse bis auf Weiteres die Aufnahme aller Menschen, die über das zentrale Mittelmeer fliehen, verbindlich zusagen.

Momentan wartet mit der Alan Kurdi ein weiteres Rettungsschiff einer deutschen Hilfsorganisation darauf, in den Hafen von Lampedusa einfahren zu dürfen. Italien soll dem Schiff mit 65 Menschen an Bord die Einfahrt untersagt haben.