Eigentlich verlief der Samstag Abend in Bagdad so, wie wir uns einen Schönheitswettbewerb vorstellen: Frisierte Frauen in schimmernden Kleidern schreiten über den Laufsteg, eine Jury bewertet ihre Kleidung, ihr Aussehen, ihre Haltung. In der letzten Reihe stehen junge Männer auf den Stühlen, um einen Blick auf die Schönheiten zu erhaschen.

Doch etwas ist anders: Die Teilnehmerinnen tragen keine Bikinis; ihre Kleider reichen mindestens über die Knie. Auch Alkohol wird bei dieser Veranstaltung nicht getrunken, das versagt der muslimische Glaube. Und vor den Türen stehen Männer. Männer, die mit Kalashnikovs bewaffnet sind.

Dieses Detail verrät, dass sich das Event in einem Land abspielt, das Krieg gegen den Terror führt. Immer noch sind Teile der Provinzen nördlich beziehungsweise westlich von Bagdad unter Kontrolle der Terrororganisation IS (Islamischer Staat in Irak und Syrien). Die irakischen Regierungstruppen möchten diese Gebiete zurückerobern, aktuell insbesondere die Provinzhauptstadt Ramadi. Dort herrschen katastrophale Zustände, Frauen werden wie Gegenstände behandelt: Sie werden verkauft, misshandelt, vergewaltigt.

Mit dieser Misswahl möchten die Iraker zeigen, dass sie trotz aller Not das Lächeln nicht verlernt haben. Sinan Kamel, Modedesigner und Richter, berichtet im Interview, dass das normale Leben in Bagdad trotz der Kämpfe seinen Lauf nimmt. "Der Irak wird nicht sterben, der Irak lebt!", sagt er und fasst sich dabei mit der Hand an die Brust.

Die Schönheit war nur ein Nebenaspekt der Veranstaltung. Vielmehr war sie symbolisch: Ein Zeichen an den Rest der Welt. "Viele Menschen da draußen denken, dass wir unser Leben nicht lieben," sagte Humam al-Obeidi, einer der Organisatoren. So soll es nicht sein.

Darüber hinaus bezweckten die Organisatoren des Wettbewerbs, das Bild der irakischen Frau zu stärken. Im Vorhinein besuchten die Teilnehmerinnen wohltätige Projekte, um ein Zeichen für den Willen einer besseren Zukunft zu setzen.

Die Gewinnerin Shaymaa Abdelrahman ist 20 Jahre alt und kommt aus der multi-ethnischen Stadt Kirkuk im Norden des Landes. Sie möchte ihre Popularität dafür einsetzen, die Chancen auf Bildung in ihrem Land zu verbessern.