Gigantische Schmolllippen à la "alles echt", vollwimprige Augenaufschläge wie aus der edelsten Mascara-Werbung und wallende Vollhaarmähne – ohne Kopftuch. Aufschrei im Iran! Die iranische Regierungsbehörde - das Zentrum zur Überwachung und Bekämpfung organisierten Cyberverbrechens -, auch Revolutionsgarde genannt, kämpft in seinen Operationen "Spider 1" und "Spider 2" gegen das Verbreiten vermeintlich unsittlicher Inhalte im Internet.

Exil-Webseite IranWire, sagte Mostafa Alizadeh, Sprecher der Revolutionsgarde, in einer iranischen News-Sendung.

Kardashian manipuliere zusammen mit Instagram-Chef

"Ms. Kim Kardashian is a popular fashion model so Instagram’s CEO tells her, ‘make this native’", zitiert IranWire Mostafa Alizadeh. Ziel von Instagram-Chef Kevin Systrom sei es demnach zusammen mit Kardashian "fashion modelling" im Iran zu etablieren. Es würde, so Alizadeh, kein Zweifel daran bestehen, dass sie zusammen gezielt junge Menschen und Frauen ansprechen wollten.

"When you draw the operational graph, you will see that it is a foreign operation."Alizadeh spricht außerdem von einer finanziellen Unterstützung des Vorgehens durch "ausländische Kräfte". "We are taking this very seriously", sagt Alizadeh.

Wie "seriously" die Behörden es meinen, wurde in den vergangenen Wochen offensichtlich: Ende Januar wurden sieben iranische Models von den Sicherheitsbehörden inhaftiert, sechs Frauen, ein Mann. Ihnen wurde vorgeworfen, sich unverschleiert auf Instagram gezeigt zu haben. Das sei ein Verstoß gegen das Gesetz. Seit 1979 müssen Frauen in der Öffentlichkeit ihre Haare verdecken. Was eigentlich dahinter stecke, sei die Angst der Regierung vor zu großer Popularität der Instagram-Stars, vermutet IranWire. Schließlich würden sie mit ihren Darstellungen die Ver-Westlichung des Irans fördern.

Elnaz Golrokh und Hamid Fadaei. Das Paar floh nach vorzeitiger Haftentlassung aus dem Iran. Elnaz Golrokh hat über eine halbe Million Follower auf Instagram, obwohl die App in der islamischen Republik gesperrt ist. Sie postete: "Unfortunately for the moment I will not be active in Iran, but I will continue my work outside Iran. Thanks for your support and your positive energy. I love you."

In den vergangenen Monaten wurden innerhalb der Operation Spider 1 insgesamt 350 Webseiten überwacht. Im Rahmen von Spider 2 wurden dann gezielt 170 Personen auf ihren sozialen Kanälen wie Facebook und Instagram ausgespäht: Aktive aus dem iranischen Modegeschäft, aber auch Journalist*innen und Fotograf*innen.

Javad Babaee, Staatsanwalt für Medien-Kriminalität in Teheran, äußerte sich dazu wie folgt: "Of this number, 29 will be prosecuted. Our aim is to teach them a lesson and make them wake up. In many cases, a warning was sufficient and we did not take legal action. Of the 29 individuals, eight have been arrested and their cases are being processed."

Falls Kim Kardashian tatsächlich Einfluss auf den Onlineauftritt iranischer Frauen haben sollte, wäre es jetzt an der Zeit, diesen zu nutzen, um ihnen offline zu helfen.