Vor ein paar Wochen wirbelte TV-Köchin Sarah Wiener ordentlich Staub in Deutschlands vegane Küchen. Sie schrieb in einem Artikel des enorm-Magazins:

"Ich habe Hochachtung und Respekt vor Menschen, die aus Achtung vor dem Tier auf Fleisch und alles andere Tierische verzichten. Sie sind zu Recht wütend über die Zustände in der Landwirtschaft. Was mich aber stört, ist die Haltung vieler, die glauben, allein der Verzicht auf alle tierischen Produkte sei die richtige Antwort. Vegane Ernährung ist keine Lösung des Grundproblems!"

Im Folgenden schildert die 52-Jährige, dass es eben nicht reiche, nur vegan zu leben - also auf tierische Produkte zu verzichten -, um die präkeren Verhältnisse in der industriellen Lebensmittelherstellung zu verbessern. Vielmehr sei Veganismus immer mehr ein Trend, bei dem Ernährung zur "Ersatzreligion" werde, nur "um zumindest ein bisschen Kontrolle über unser zunehmend komplexes Leben zu gewinnen."

Wieners Kritik scheint durchaus plausibel – nur weil man etwa Soja-, statt Kuhmilch kauft, ist die nicht automatisch umweltschonender hergestellt, nur weil sie eben aus keiner Kuh kommt. Apropos Sojamilch: Das, was die veganen Gemüter erregte, formulierte Wiener wie folgt: "Die Sojamilch, die heute in jedem Supermarkt steht, ist ein hochverarbeitetes Industrieprodukt – und in etwa so künstlich wie eine Cola." Hat Wiener wirklich Recht?

Sojaanbau – Wirtschaft hui, Umwelt pfui

Das, worauf Wiener anspielt, ist im Prinzip schon ein Paradox: Umweltschädliche Landwirtschaft. "Auch vegane Industrieprodukte lassen Böden erodieren, versauen das Klima und vergiften das Wasser. Das System, in dem sie entstehen, ist ebenso grundlegend falsch wie das System der Fleischproduktion", sagt die Köchin. Eines dieser Systeme ist eben der Soja-Anbau.

Um Tofu-Produkte, Sojamilch oder auch Futtermittel herstellen zu können, brauchen Lebensmittelproduzenten Soja. Und zwar immer mehr davon, denn der Soja-Markt boomt. Da der regionale Anbau in Deutschland nicht mehr ausreicht, um die hohe Nachfrage zu decken, werden schon seit Jahren vor allem Sojabohnen aus Südamerika importiert. In Hauptanbaugebieten wie Brasilien und Paraguay  werden dafür riesige Flächen des Regenwalds gerodet, Pestizide eingesetzt und Kleinbauern von großen Agrarfirmen vertrieben. Gedanken, die vielleicht nicht jeden Veganer umtreiben, der hierzulande in sein Tofu-Würstchen beißt.

nbau von Soja als Monokultur, durch den immer aggressivere Pflanzengifte notwendig sind, die zur Vernichtung von Unkraut eingesetzt werden, hat nachhaltige Folgen: Die Pestizide sickern in die Böden und gelangen so ins Grundwasser. So kommt es zu verunreinigtem Wasser und Agrarwüsten – die Böden erodieren und werden dauerhaft unfruchtbar.

Was hat Soja-Anbau mit CocaCola zu tun?

Im Prinzip erstmal nichts. Das, worauf sich Sarah Wiener in ihrem Artikel bezieht, ist die Beimischung industrieller Geschmacksträger, damit Soja überhaupt genießbar wird: "Die Nahrungsmittelindustrie serviert [unser Essen] (von zett-Redaktion ergänzt) als sterilisierte Kunstprodukte, angereichert mit Aromastoffen, Geschmacksstoffen, Farbstoffen und Emulgatoren", schreibt Wiener. "Kochen und drücken Sie Sojabohnen einmal aus – die Brühe ist kaum trinkbar, die möchte sich niemand in seinen Latte Macchiato kippen." Zusätzlich zum teils fragwürdigen Anbau der beliebten Bohne kommt also ihre industrielle Verarbeitung, damit sie überhaupt genießbar ist. Und das ist bei Coca-Cola ähnlich. 

Eine weitere Gemeinsamkeit bezieht sich allerdings tatsächlich auch auf die umweltschädlich Produktion der Kultbrause. Schon oft wurde Coca-Cola vorgeworfen, vor allem in Indien, viel zu viel Trinkwasser abzuzapfen, um die schwarze Limo herzustellen. Um einen Liter Cola zu produzieren, braucht das US-Unternehmen, laut des ARD Markenchecks von 2012, rund zwei Liter Grundwasser. Zwar beteuert Coca-Cola, wasserneutral zu produzieren, vergleicht man allerdings die 38 Millionen Euro, die das Unternehmen 2012 in indische Wasserprojekte investierte, mit den zwischen drei bis vier Milliarden Euro, die jährlich für Marketingkampagnen ausgegeben werden, ist die Umweltstrategie des Konzerns immerhin fragwürdig.

regelmäßigen Demonstrationen in den betroffenen Gebieten Indiens scheinen mittlerweile immerhin dazu geführt zu haben, dass die indische Regierung selbst etwas unternimmt und das umstrittenste Werk

2014 schloss. Wer jetzt vor lauter Angst weder Cola trinken, noch Soja essen möchte, der sei beruhigt –

hier und

hier gibt es zum Beispiel genug Infos darüber, welche Lebensmittel mit ruhigem Gewissen gegessen werden können und von welchen man lieber die Finger lassen sollte.