Model und Aktivistin Nyome Nicholas-Williams sitzt auf einem Barhocker, lehnt ihr Gesicht mit geschlossenen Augen sinnlich nach hinten und bedeckt mit den Armen ihren nackten Oberkörper. Für Instagram hat dieses Foto nicht den Richtlinien entsprochen, es wurde gelöscht. Es enthalte "Nacktheit oder sexuelle Aktivität", hieß es in der Begründung. Neben der Entfernung des Fotos wurde Nicholas-Williams mit der Sperrung ihres Accounts gedroht.

Nicholas-Williams ließ sich das nicht gefallen: "Millionen von Bildern sehr nackter, dünner, weißer Frauen sind täglich auf Instagram zu finden", sagte das 28 Jahre alte Plus-Size-Model aus London dem Guardian. "Aber eine dicke Schwarze Frau, die ihren Körper feiert, ist verboten? Das war für mich schockierend. Ich habe das Gefühl, zum Schweigen gebracht zu werden." Fans standen ihr sogleich zur Seite. Unter dem Hashtag #IWantToSeeNyome versuchten sie, die zensierten Fotos von Nicholas-Williams zu verbreiten und beschuldigten Instagram, rassistisch gehandelt zu haben.

Ich habe das Gefühl, zum Schweigen gebracht zu werden.
Nyome Nicholas-Williams

Auch Alexandra Cameron, die Fotografin des Bildes, meldete sich zu Wort. Es bestehe ein Diskrepanz zwischen den positiven Aussagen über die Black-Lives-Matter-Bewegung einerseits und dem unfairen Verhalten gegenüber Schwarzen User*innen andererseits. "Ich habe Fotos von vielen Frauen veröffentlich – weißen Frauen – die weniger Kleider anhatten als Nyome, die nie gemeldet oder gelöscht wurden. Das war das erste Mal, dass mir das passiert ist. Und es passierte immer wieder, weil ich die Bilder immer wieder neu gepostet habe und sie immer wieder gelöscht wurden. Man muss sich fragen, warum. Was ist an dem Körper einer Schwarzen Frau in Übergröße so anstößig und so sexualisiert?" Der Playboy-Feed sei voller nackter weißer Models, sagt sie weiter.

Anpassung der Regeln

Bereits in der Vergangenheit wurde Instagram inkonsequente Zensur vorgeworfen. Es gäbe eindeutige Regeln, die aber nicht für alle gelten. Nach den offiziellen Nutzungsrichtlinien ist zwar Nacktheit oder sexuelle Aktivität verboten, allerdings wird die Einhaltung dessen von Fall zu Fall geprüft. Weibliche Brustwarzen sind beispielsweise schon lange tabu. Fotos, auf denen sie sichtbar sind, werden umgehend gelöscht. Männliche Brustwarzen hingegen dürfen gezeigt werden.

Die starke öffentliche Kritik hat Instagram umdenken lassen, zumindest in diesem Fall. Die gelöschten Fotos sind wieder online.

Anfang der Woche aktualisierten Facebook und Instagram die Nutzungsrichtlinien, um gegen Postings vorzugehen, die Darstellungen von Blackfacing, antisemitischen Stereotypen und Verschwörungsmythen enthalten. Laut den Community-Standards sollen Inhalte ausdrücklich entfernt werden, die Menschen beleidigen.

pk