Er ist 26 Jahre alt, groß, blond, supersportlich und kerngesund. Einmal die Woche geht Jacob spenden – und zwar sein Sperma. In Aarhus, wo er Medizin studiert, liegt der Sitz von Cryos, der weltgrößten Samenbank. Das Unternehmen hat derzeit Sperma von über 500 Männern auf Lager.

Auf ihrer Website lassen sich ausführliche Profile der Spender einsehen, inklusive Kinderfotos, Charakteranalyse oder Sprachaufnahme. Nur Angaben zum IQ gibt es nicht, das lehnt das Unternehmen grundsätzlich ab.

Die Kunden der Samenbank sind zum größten Teil Single-Frauen, meist Akademikerinnen mit unerfülltem Kinderwunsch. Aber auch lesbische oder heterosexuelle Paare kommen, wenn es auf natürlichem Wege nicht mit dem Nachwuchs klappt.

Samenspender kann nicht jeder werden, nur etwa zehn Prozent aller Kandidaten kommen in Frage. Sie haben Sperma, das den Anforderungen entspricht. Die Spender müssen gesund und sportlich sein, und dürfen keiner Risikogruppe angehören. Alle paar Wochen müssen sie außerdem zum Gesundheitscheck.

Die Sperma-"Do-it-Yourself"-Kits gehen um die ganze Welt

Dank Dänemarks liberaler Familienpolitik dürfen Samenspender anonym spenden, so können weder Eltern noch Kinder später Kontakt zu ihnen aufnehmen. In den meisten anderen EU-Staaten sind anonyme Spenden illegal, auch in Deutschland. Das Kind hat hier laut der deutschen Rechtsgrundlage einen Anspruch, seinen biologischen Vater kennenzulernen, theoretisch könnte der Spender auch unterhaltspflichtig werden.

In Dänemark sind die anonymen Spender von sämtlichen Konsequenzen befreit und deshalb viel spendierfreudiger. Dabei dürfen Samenspender selbst in Dänemark nicht für das Spenden bezahlt werden, dafür gibt es eine "Aufwandsentschädigung". Ungefähr zwölf Euro bekommt Jacob pro Spende. Bei exzellenter Spermaqualität gibt es einen Aufschlag bis maximal 60 Euro. Im teuren Dänemark ist das nicht besonders viel.

Das Geschäft boomt, die Samenbank verschickt Sperma in über 80 Länder. Eine Einheit Sperma kostet je nach Kategorie circa 60 bis 600 Euro und kommt tiefgefroren als "Do-it-Yourself"-Kit per Post. Mindestens 30.000 Babys sind auf diese Weise seit 1990 auf die Welt gekommen.

Ole Schou schaut sich gerne die Fotos und Grüße der frischgebackenen Eltern an. Darum geht es am Ende, sagt er, seine Firma verhelfe ja nur zum Familienglück. Im Prinzip sei sein Unternehmen so etwas wie eine Dating-Plattform, auf der Frauen den zukünftigen Vater ihres Kindes aussuchen.

Er könne verstehen, dass einige Menschen das ethisch bedenklich finden. "Aber der Bedarf ist einfach da, die Geburtenrate geht überall zurück. Jeder Versuch, fruchtbare Frauen mit Kinderwunsch in ihrem Bestreben zu unterstützen, ist deshalb wichtig. Und genauso wichtig ist es, dass die Politik dafür eine sichere, legale Grundlage schafft", fordert Schou.

Auch Jacob hat keine moralischen Probleme mit der Spermaspende. Er betont, dass er es nie für das Geld getan hat, auch wenn es ihm ein kleines Extraeinkommen einbringe. Bisher hat es auch kein Mädchen gestört, mit dem er zusammen war, auch wenn die erste Reaktion immer ein ungläubiges "Aber warum?" ist.

Jacob sagt, er spende um Gutes zu tun: "Ich will einfach Familien helfen, sich ihren Traum zu erfüllen und Kindern einen optimalen Start ins Leben verschaffen, weil ich denke, ihnen ein gutes Paar Gene anbieten zu können." Er hat sich zur non-anonymen Spende entschieden, sodass die Kinder, sobald sie volljährig werden, seine Identität erfragen können. Er findet das nur fair.

Das heißt aber nicht, dass er eine tiefere Beziehung zu den Kindern aufbauen möchte; das steht deutlich in dem Brief, den er an seine potentiellen Sprösslinge geschrieben hat:

„Ich schreibe dir nicht als Vater sondern als jemand, der dir das Allerbeste wünscht. Die Eltern die du hast werden immer die besten Eltern für dich sein.“

Diese Woche hat Jacob herausgefunden, dass die ersten Kinder von ihm auf dem Weg sind, wo und wie viele weiß er aber nicht. Eines Tages dann will er eigene Kinder haben, aber dann als Familie.