Seit Donnerstag läuft der letzte Teil der "Tribute von Panem"-Buchverfilmungen in den Kinos. In der Dystopie kämpft Jennifer Lawrence als Katniss Everdeen gegen eine Obrigkeit, die die Bewohner von Panem mit Gewalt und Zensur im Zaum hält. Ironischerweise ist ein Filmplakat zu "Mockingjay – Part 2" in der realen Welt ebenfalls der Zensur zum Opfer gefallen: In Israels Hauptstadt Jerusalem sowie im nahe von Tel Aviv gelegenen Bnei Brak hängt ein ganz bestimmtes Motiv nicht.Das Plakat zeigt Jennifer Lawrence in heroischer Pose; in einen roten Ganzkörperanzug gehüllt setzt sie im Sprung zum Schuss mit Pfeil und Bogen an. Ein Hingucker. In sehr religiösen und konservativen Teilen Jerusalems sowie Bnei Braks gilt ein solches Motiv jedoch als zu unzüchtig. Dort hängt jetzt das Plakat ohne Lawrence aus.

Zeitungen und Werber retuschieren für die Gegenden allzu aufreizende Frauen häufig einfach weg. In Bnei Brak kann man dabei tatsächlich von Zensur sprechen: Die Kommunalverwaltung unterbindet Darstellungen, die ihnen zu extrem erscheinen. In Jerusalem sind viele vermeintlich unzüchtigen Poster in der Vergangenheit von Wänden gerissen worden, weshalb Filmfirmen inzwischen gleich die biederen Plakate verwenden.

Kein Knutschen, kein Sex – aber große Brüste

Was wann zensiert werden muss, ist weltweit ein Streitthema. Daniel Craigs letzter Einsatz als Doppelnull-Agent spielt weltweit Millionen in die Kinokassen, über eine halbe Milliarde US-Dollar hat "Spectre" bereits eingebracht. In Indien sorgte der Film auch aus Zensurgründen für Wirbel: Pahlaj Nihalani, der Chef der indischen Filmprüfung, ließ mehrere Szenen aus dem Action-Film streichen – unter anderem Kussszenen zwischen Daniel Craig und Monica Belluci.

Für die Zensur wurde Nihalani sogar von seinen eigenen Mitarbeitern kritisiert. "Es klingt wie ein Witz", sagte Ashoke Pandit zur BBC. "Soetwas einem James-Bond-Film anzutun, ist beschämend." Auch auf Twitter gab's viel Spott für die Aktion. Unter dem Hashtag #SanskariJamesBond (Sanskari bedeutet "keusch" auf Hindi) setzten Nutzer Posts wie diese ab:

Im September kündigte Ngo Phuong Lan, Kopf des nationalen Filmbüros in Vietnam, an, Sexszenen weitestgehend aus Filmen zu verbannen. So dürften in vietnamesischen Filmen künftig nur noch "drei heiße Szenen" mit einer Länge von je fünf Sekunden in einem Streifen gezeigt werden. Hätte sich "Fifty Shades of Grey" an diese Regeln halten müssen, hätte die erste scharfe Szene beispielsweise nur noch so ausgesehen:

Kurios ist auch der Umgang der USA mit aufreizender Darstellung von Körpern. Den zweiten Teil von "Sin City" bewarb das Filmstudio 2014 unter anderem mit Darstellerin Eva Green in einem durchsichtigen weißen Seidenkleid. Der Motion Picture Association of America (MPAA), die Altersempfehlungen für Filme vergibt, ging das zu weit: Grafiker mussten noch mal ran und Eva Greens Gewand weniger durchsichtig shoppen, um die prüde US-Gesellschaft vor Nippelblitzern zu schützen.

Andererseits verpassten US-Werber der britischen Schauspielerin Keira Knightley 2004 wiederum eine Brustvergrößerung: Während das britische Filmplakat zu "King Arthur" sie mit flachem Busen zeigt, bekam sie für das US-Motiv mindestens eine BH-Größe mehr vor die Brust gesetzt.

Sind Quentin Tarantinos Filme Kunst?

Das deutsche Strafgesetzbuch stört sich insbesondere an der Verwendung von Hakenkreuzen in Filmen und Computerspielen. Zum Beispiel musste die Swastika von Plakaten, DVD-Covern und aus dem Logo des Quentin-Tarantino-Films "Inglourious Basterds" verschwinden.

Grundsätzlich gilt, dass Hakenkreuze, SS-Runen oder auch der "Hitlergruß" öffentlich nicht dargestellt oder ausgeführt werden dürfen, auch nicht in Medien. Ausnahmen sieht das Strafgesetzbuch vor, sobald es um die Berichterstattung über den Nationalsozialismus beziehungsweise dessen Geschichte geht. In fiktionalen Unterhaltungsmedien wird die Darstellung zwar in der Regel geduldet – ist aber oft umstritten. Häufig ist die Frage, ob Filme oder Games "der Kunst dienen", und wie wir wissen, kann Kunst alles oder nichts sein. Für Tarantino-Filme jedenfalls gilt: Ist Kunst, kann bleiben; dort durften die nationalsozialistischen Symbole gezeigt werden.