Jennifer Weist sitzt splitterfasernackt vor einer weißen Wand. Die Kamera filmt sie von unten in ihren Schritt, den sie mit ihren Händen bedeckt. "Ich glaube nicht daran, dass mein Geschlecht das schwache ist, ich glaube nicht, dass mein Körper meine Waffe ist", singt sie dazu.

"Hengstin" heißt der Song. Es sei das außergewöhnlichste Lied auf dem neuen Album der Band und verdiene daher auch ein besonderes Musikvideo, schreiben Jennifer Rostock auf Facebook. Anders als von den Musiker*innen gewohnt, packten sie den Liedtext in das Klanggerüst aktueller Rap-Künstler*innen wie etwa Iggy Azalea.

Wo der Musikstil Geschmacksache ist, ist der Text ein Statement, auf das sich alle einigen dürften: Die Band möchte gegen Frauenfeindlichkeit und Sexismus ankämpfen. Sie garniert das mit wütenden Passagen wie: "Ich seh' so viele Männer und so wenig Eier."

"Frauen haben nach wie vor weniger Karrierechancen, verdienen in gleichen Jobs weniger als Männer und haben mit krasseren Vorurteilen zu kämpfen. Grade deswegen ist es für Frauen wichtig, selbstbewusst und eigenständig zu sein, keinem Hengst hinterherzurennen, sondern selber Hengstin zu sein", schreibt die Sängerin auf Facebook.

Liebe Mädchen, liebe Frauen, traut euch was! Tretet nach vorne, sagt wer ihr seid und habt keine Angst vor Rückschlägen! Ihr könnt alles erreichen was ihr wollt, lasst euch von niemandem was anderes erzählen!"

Jennifer Weist

In den sozialen Netzwerken löste das neue Video hitzige Debatten aus. Dabei hält sich etwa die Waage zwischen wohlgesonnenen und kritischen Stimmen. So finden die einen das Video gut gelungen: Sie loben die progressive Herangehensweise und den Facettenreichtum der Band. In der Sängerin sehen sie ein Vorbild.

Andere sagen, ihnen gefalle zwar der Inhalt des Textes, ihnen sei das Video jedoch zu heuchlerisch und aufgesetzt. Und wieder andere werfen Jennifer Weist umgekehrten Sexismus ("keine Eier") vor, der auch keine Lösung sein könne. Eine Userin sagt etwa, die Band habe "Feminismus" missverstanden und schaffe durch diese Inszenierung ein Frauenbild, das allen schaden werde.

Am Ende bleibt die Frage, ob die wichtige Grundbotschaft von "Hengstin" bei der Diskussionen um Musikstil, Video, Text auch ankommt – oder ob sie in all der Aufregung versiegt.