Juan Manuel Santos wurde mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Wir haben für euch die wichtigsten Infos zusammengestellt: Wer ist das überhaupt, warum hat er den Preis bekommen und warum ist das umstritten?

Wer ist Juan Manuel Santos?

Juan Manuel Santos ist Politiker der kolumbianischen Partei Partido Social de Unidad Nacional (deutsch: Soziale Partei der Nationalen Einheit) und seit 2010 der amtierende Präsident Kolumbiens.

Warum hat er den Friedensnobelpreis bekommen?

Den Friedensnobelpreis bekam Juan Manuel Santos für seinen Einsatz für den Friedensvertrag mit der marxistischen Guerrilla-Organisation Farc (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia). Das Nobelpreiskomitee begründete seine Entscheidung damit, dass es ein Zeichen setzen wolle: Der kolumbianische Friedensprozess müsse weitergehen. Denn: Am 2. Oktober 2016 hatte sich die Bevölkerung Kolumbiens in einem Referendum mit knappen 50,2 Prozent überraschend gegen den Friedensvertrag ausgesprochen. Nur 37 Prozent der Wahlberechtigten beteiligten sich an der Abstimmung.

Ok, aber was ist eigentlich diese Farc?

Die Farc ist eine kolumbianische Guerillabewegung, die seit 1964 einen bewaffneten Kampf gegen die kolumbianische Regierung führt. Auslöser der Auseinandersetzung war die ungleiche Verteilung des kolumbianischen Landbesitzes. Das starke Gefälle zwischen Arm und Reich ist bis heute Motor des Konflikts: Kolumbien ist im weltweiten Vergleich eines der Länder, das die größten sozialen Ungleichheiten aufweist. Mehr als 200.000 Tote und fünf Millionen Vertriebene forderte der Bürgerkrieg zwischen Guerilla und der Regierung seit 1964. Seit vier Jahren verhandeln die Guerilla-Führung und die kolumbianische Regierung im neutralen Kuba über einen Friedensvertrag. Die Kämpfer*innen sollen nach etwa 50 Jahren die Waffen niederlegen und die Farc zu einer zivilen politischen Kraft umgewandelt werden.

Nach vier Jahren stand 2016 endlich ein ausgehandelter Friedensvertrag. Über ihn ließ Präsident Santos, der großer Befürworter des Friedensvertrags ist, vergangene Woche die kolumbianische Bevölkerung abstimmen. Die Frage lautete: "Unterstützen Sie das endgültige Abkommen zur Beendigung des Konflikts und den Aufbau eines stabilen und dauerhaften Friedens?" Die Antwort der Bevölkerung war, zur Überraschung vieler: Nein – nicht unter diesen Bedingungen.

Warum war der Friedensvertrag so umstritten?

Hierfür gibt es mehrere Gründe. Zum einen gab es bereits vor dem Referendum einige Kritik an den Bedingungen der Friedensverträge. Insbesondere die dort festgehaltenen Strafnachlässe für Guerillas und eine geplante politische Beteiligung der Farc zählten zu den Hauptkritikpunkten. Im ausgehandelten Friedensvertrag steht, dass nur Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit mit Gefängnisstrafen geahndet werden sollen. Für den Tatbestand der Rebellion sowie alle damit zusammenhängenden Verbrechen gilt dagegen Amnestie.

Hinzu kam, dass die Bevölkerung ein erneutes Aufkeimen von Gewalt und Kriminalität befürchtete. Zu oft hatte sie in der Vergangenheit erlebt, dass Friedensprozesse mit der Farc scheiterten und zu Ausschreitungen führten. Denn die Farc kontrolliert nicht nur den Koka-Anbau, sondern finanzierte sich bisher unter anderem mit Entführungen und Schutzgelderpressungen. Während die Kämpfe bisher vor allem in ländlicheren Regionen stattfanden, gibt es nun die Befürchtung, dass sie sich in die Städte verlagern könnten.

Außerdem gelang es Santos bisher nicht, sich gegen seinen stärksten Kritiker Álvaro Uribe Vélez im Volk zu behaupten. Der ehemalige Präsident Kolumbiens hatte sich öffentlich gegen die Friedensverträge ausgesprochen, weil sie seiner Ansicht nach zu nachlässig seien. Uribe genießt immer noch ein hohes Ansehen im Land und ist vor allem für sein hartes Vorgehen gegen die Farc bekannt.

Wie geht es jetzt weiter?

Der Waffenstillstand mit der Farc wurde zunächst bis zum 31. Oktober verlängert. Unmittelbar nach der Ablehnung des Vertrages durch die kolumbianische Bevölkerung, kündigte Santos an, die Friedensverhandlungen nicht abzubrechen, sondern weiterzuverhandeln. Diverse Gegner*innen des Abkommens (darunter auch Álvaro Uribe) sollen bei einer Überarbeitung des 297 Seiten starken Dokuments miteinbezogen werden. Ob sich die Farc auf schärfere Bedingungen einlassen wird, bleibt abzuwarten.