Wie nehmen junge Menschen in Deutschland Liebe, Leidenschaft und Sex heute im Vergleich zu älteren Generationen wahr? Allgemein lässt sich sagen: sie nehmen diese Dinge vor allem früher und schneller wahr.

Das ist nur eine Erkenntnis aus der großangelegten YouGov-Studie Wir Deutschen und die Liebe. Für die repräsentative Umfrage und das dazugehörige Buch, das heute erscheint, wurden rund 12.000 junge Menschen von 18 bis 24 zu ihren sexuellen und romantischen Erfahrungen befragt. Diese unterscheiden sich teils deutlich von solchen, die ältere Menschen (55 und älter) in ihrer Jugend machten.

Junge Menschen lernen sich heute anders kennen

Der Weg zur Partnerschaft ist erwartungsgemäß ein anderer als früher: Freund*innen und Bekannte sind mit 32 Prozent zwar immer noch führend als Vermittler von Partnerschaften, allerdings weniger als noch bei der älteren Generation (39 Prozent). Gleichauf liegt die Schule als Treffpunkt, danach folgen Partys – dort lernen sich 17 Prozent der jungen Menschen kennen. An vierter Stelle kommen die sozialen Netzwerke mit 12 Prozent. So lernen die Jungen zweimal so oft ihre Partner*innen über das Internet kennen als die Älteren (bei diesen waren das nur 5 Prozent).

Bars, Kneipen und Diskotheken spielen für die jungen Befragten nur noch eine geringe Rolle als Treffpunkt. Bei den Älteren lagen diese Orte auf Platz 2 mit 34 Prozent.

Junge Menschen verlieben sich heute deutlich schneller



Im Durchschnitt erlebten die heute 18- bis 24-Jährigen ihr erstes Liebesglück schon mit 13,5 Jahren. Bis zum vierzehnten Geburtstag war fast die Hälfte von ihnen (44 Prozent) mindestens schon einmal verliebt. Junge Menschen verlieben sich damit heute deutlich früher als noch vor 50 Jahren.

Bis zum ersten Zungenkuss dauert es im Durchschnitt allerdings noch eineinhalb Jahre. Liebesbriefe spielen heute im Leben der Jungen eine deutlich kleinere Rolle als bei den Älteren. Nur 28 Prozent der jungen Befragten haben schon einmal einen Liebesbrief geschrieben, aber 55 Prozent der Älteren.

Beim sogenannten Sexting, also dem Verschicken von Texten und Bildern mit sexuellen Inhalten, sind die jungen Menschen allerdings deutlich aktiver. Mehr als ein Drittel der Jungen sammelte damit schon Erfahrungen, aber nur jeder sechste Ältere (17 Prozent). Verschickt werden überwiegend Texte (77 Prozent), dann Bilder (62 Prozent), gefolgt von Videos (22 Prozent) und Sprachnachrichten (17 Prozent).
Junge Menschen machen sexuelle Erfahrungen heute früher
Die ersten sexuellen Erfahrungen erlebten die jungen Befragten schon mit 16,4 Jahren. Modeinteressierte, Menschen, die nach eigenen Angaben mit dem Herzen denken, und politisch Interessierte starteten einige Monate früher durch als der Durchschnitt.

Junge Frauen bewerten das erste Mal positiver, als ältere Frauen es in ihrer Erinnerung haben: Nur 16 Prozent der älteren Frauen erinnern sich an Glücksmomente beim ersten Mal, bei jungen Frauen sind es immerhin 27 Prozent.

Die junge Generation ist dank neuer Medien und Internet sexuell aufgeklärter als Ältere es in ihrer Jugend waren. Neben der Schule (49 Prozent) sind Medien und Filme (28 Prozent) und das Internet (25 Prozent) die wichtigsten Quellen der Aufklärung, 11 Prozent der Befragten wurden durch den Vater aufgeklärt. Nicht überraschend, dass die Jungen heutzutage schon mit 14,2 Jahren Kontakt mit Pornos haben. Die älteren Befragten machten diese Erfahrung damals erst mit 20,4 Jahren.
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Während mehr als ein Drittel der über 55-Jährigen angibt, in der Jugend nicht aufgeklärt worden zu sein, ist es bei den jungen Befragten nur noch knapp jeder Siebte. Allerdings scheint all das Wissen beim Kauf von Verhütungsmitteln wenig zu helfen: Rund 17 Prozent der jungen Befragten ist es peinlich, in der Drogerie oder Apotheke Verhütungsmittel zu kaufen.

Insgesamt scheinen die Deutschen unabhängig von ihrem Alter laut den Ergebnissen der Studie sexuell immer aufgeschlossener zu werden: Fast zwei Drittel sind etwa der Meinung, dass Kondome kostenlos an Jugendliche abgegeben werden sollten.