Von Politikverdrossenheit kann nicht die Rede sein: Vier von fünf Jugendlichen finden es wichtig, wählen zu gehen. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Bravo. Insgesamt 522 Jugendliche wurden nach ihren politischen Ansichten befragt. Wie die dpa berichtet, interessieren sich demnach ein Drittel der 14- bis 17-Jährigen ziemlich oder sehr stark für politische Themen, ein weiteres Drittel weniger stark oder gar nicht und das letzte Drittel mittelmäßig für Politik. Diese Verteilung entspricht etwa der von erwachsenen Befragten.

Es überrascht, dass mehr als jede*r dritte Jugendliche (35 Prozent) Merkel wählen würde, wenn sie direkt gewählt werden könnte. Zwar empfänden viele Befragte sie als traditionell, langweilig und "weit weg", doch strahle sie gleichzeitig Sicherheit und Kompetenz aus. Von der Bundeskanzlerin scheine etwas Mütterliches oder sogar Großmütterliches auszugehen, sagt YouGov-Sprecher Geißler. Auf Platz zwei der Beliebtheitskala und doch weit abgeschlagen folgt Gregor Gysi von den Linken. Sechs Prozent finden ihn als Politiker ansprechend.

Und was ist mit Martin Schulz, Merkels größtem Widersacher im Wahlkampf? Der ist unter den Jugendlichen kaum bekannt: Fast die Hälfte kann Martin Schulz nicht einschätzen und ein Drittel kennt ihn gar nicht. Diejenigen, die ihn kennen, halten ihn zwar für moderner und weniger "weit weg", doch strahle er auch weniger Kompetenz aus und wirke unsympathischer. Nur jede*r Zehnte würde ihn wählen. Und wieder geht es hier den Jugendlichen ähnlich wie vielen Erwachsenen.

Insgesamt fühlten sich aber eine*r von vier Jugendlichen von keiner Partei wirklich vertreten. 18 Prozent fühlten sich von der Union und zwölf Prozent von der SPD am besten vertreten. Danach folgen die Grünen (elf), Linke (sechs), FDP (fünf) und AfD (drei Prozent). 39 Prozent stimmen mit der Wahl ihrer Eltern überein, 15 Prozent würden anders wählen.

Sicherheit und Demokratie sind wichtig

Was die Umfrage auch zeigt: Das Thema innere Sicherheit beschäftigt viele 14- bis 17-Jährige. 91 Prozent finden sie "eher wichtig" oder "wichtig". Danach folgen die Themen Schule und Ausbildung (87 Prozent), Zuwanderung und Geflüchtete (83 Prozent) sowie Umwelt- und Naturschutz (82 Prozent).

Auch Demokratie ist den meisten Jugendlichen wichtig. 71 Prozent sind mit der Staatsform zufrieden, nur vier Prozent wünschen sich eine andere Staatsform. Allerdings gaben auch nur 46 Prozent an, das politische System in Deutschland zu verstehen. Heißt also: Wer das politische System versteht, ist zufriedener mit Demokratie.

Was in der Politik passiert, bekommen die meisten in der Schule mit. 51 Prozent informieren sich dort häufig oder sehr häufig. 48 Prozent kommen übers Fernsehen mit dem Thema in Kontakt. 43 Prozent sprechen mit ihren Eltern, Freund*innen oder Bekannten. Erst danach kommen Nachrichten-Apps und soziale Netzwerke mit 36 beziehungsweise 32 Prozent. YouTube und Instagram spielen dabei die größte Rolle. Und wenig überraschend: Gedruckte Zeitungen und Zeitschriften nehmen nur 24 beziehungsweise 14 Prozent in die Hand, um sich über Politik zu informieren.

Die Umfrage bietet ein gutes Stimmungsbild, was die jungen Menschen in Deutschland angeht. Von den 61,5 Millionen wahlberechtigten Deutschen werden aber vor allem die Über-70-Jährigen die Wahl beeinflussen, sie machen den größten Anteil aus.