Schließlich geht er und lässt die Kamera am Strand zurück. Danach wird sie von den Wellen ins Wasser gezogen und tritt ihre Reise an. Bis sie schließlich auf der friesischen Insel Hallig Süderoog nahe Schleswig-Holstein angeschwemmt wird.

Der Hallig-Bewohner Roland Spreer findet die Kamera und fischt sie aus dem Wasser. Seine Kinder entdecken, dass die Kamera fünf Stunden im Meer aufgezeichnet hat. Knapp zwei Monate war sie in der Nordsee unterwegs, wie der Timecode im Video verrät.

Um den Jungen zu finden, veröffentlicht Holger Spreer, der Sohn des Finders, einen Zusammenschnitt der Odyssee bei Facebook. Mehr als 36.000-mal wurde das Video bereits angeklickt, der dazugehörige Junge aber noch nicht gefunden.

Schließlich steigt auch ein Mitarbeiter der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) in die vermeintliche Detektivgeschichte ein. Er kontaktiert seine britischen Kolleg*innen und diese sind sich sicher: Die letzten Bilder vom Festland stammen aus der Thornwick Bay in East Yorkshire. Das bedeutet, die Kamera hat einen Weg von 800 bis 900 Kilometer zurückgelegt. Ein Facebook-User wiederum findet auf Google Earth sogar den konkreten Strand.

Mithilfe einer Software, welche sonst die Suchgebiete von Schiffbrüchigen berechnet, konnte auch die exakte Route der Kamera nachvollzogen werden. Auf der Reise machte sie auch einen Abstecher über Dänemark. "Über einen so langen Zeitraum den Weg zu berechnen, das hatten wir noch nie gemacht", erklärt Christian Stipeldey von der DGzRS. Auch dass die Kamera ausgerechnet auf der Hallig Süderoog entdeckt wurde, stellt ein kleines Wunder dar, denn dort leben ständig nur zwei Bewohner*innen. "Vielleicht bekommt der kleine Junge am Ende ja sogar seine Kamera wieder", hofft Hallig-Bewohner Roland Spreer. Nun muss die Flaschenpost der etwas anderen Art aber erst mal seinen Weg zu seinem Eigentümer zurückfinden – vielleicht ja als ein Weihnachtsgeschenk.

Deutschlandfunk Nova stellt in einem Radiobeitrag dazu die Frage in den Raum, ob die Geschichte vielleicht zu schön ist, um wahr zu sein, und es sich um eine geschickte Guerilla-Vermarktung des Kameraherstellers handeln könnte. Mit Sicherheit kann das natürlich nicht ausgeschlossen werden. Es bleibt also nur zu hoffen, dass diese wunderbare Geschichte wirklich so passiert ist.