"Wenn Homosexualität als berechtigter Weg zur Sexualität anerkannt wird, besteht dann nicht die Gefahr, dass in Zukunft auch andere Arten fehlgeleiteter Sexualität (Pädophilie, Polygamie, Sodomie...) als normal anerkannt, gefördert und 'abgesegnet' werden?" So schreiben es zwei Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Hohenhausen in Nordrhein-Westfalen, berichtet die Neue Westfälische.

Landeskirche is not amused

Der Gemeindebrief, in dem diese Worte stehen, ist in dieser Woche neu veröffentlicht worden. Die Verfasser betonten, noch immer hinter ihren Worten zu stehen. Geschrieben hatten sie den Text im Jahr 2002. Jetzt schickten sie ihn erneut an die Gemeindemitglieder. Auslöser war ein Beschluss der Lippischen Landeskirche, demzufolge gleichgeschlechtliche Paare künftig den Segen in den Gemeinden empfangen dürfen.

Landessuperintendent Dietmar Arends fand die Aktion gar nicht witzig. "Wir haben die Diskussion darüber, wie das biblische Zeugnis auszulegen ist, intensiv geführt und kommen zu einem deutlich anderen Ergebnis", teilte er der Neuen Westfälischen mit. Die Gemeinden hätten durchaus das Recht, homosexuelle Paare an andere Gemeinden zu verweisen. Aber: "Gleichgeschlechtliche Orientierung mit Pädophilie, Sodomie und Polygamie in einem Atemzug als fehlgeleitete Sexualität zu bezeichnen, ist völlig inakzeptabel."

"Sie bilden die Liebe Christi zu seiner Gemeinde ab"

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) stellt den Landeskirchen die Entscheidung frei, ob gleichgeschlechtliche Paare gesegnet werden dürfen, nur mit einer Hochzeit verwechselt werden dürfe die Zeremonie auf keinen Fall. Der neue Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm schrieb im Juli 2013 bei Facebook:

"Ich selbst bin nach gewissenhafter Prüfung und unter Einbezug vieler dichter und sehr persönlicher Erfahrungen mit anderen Menschen, die sich durch die traditionelle Position abgewertet fühlen, zu dem Ergebnis gekommen, dass wir die Kennzeichnung von Homosexualität als 'Sünde' hinter uns lassen müssen."

Die Landeskirchen, wenigstens die nördlichen, teilen seine Einstellung. Der Landesbischoff von Berlin, Markus Dröge, sagte im Spiegel: "Wenn Menschen, gleich welcher sexuellen Orientierung, dauerhaft und wechselseitig Verantwortung füreinander übernehmen, wollen wir als evangelische Kirche diese Verlässlichkeit fördern und begleiten." Heißt: Die evangelische Kirche will dabei sein, wenn die Welt sich modernisiert.

In der Mitteilung der Lippischen Landeskirche klingt die Begründung übrigens ganz wunderbar romantisch: "Im Nachdenken über das, was die Bibel zum Thema Familie und auch Homosexualität sagt, ist deutlich geworden, dass es die eine, zeitlose Wahrheit in diesen Fragen nicht gibt. Wenn Christinnen und Christen gleichen Geschlechts für ihre Partnerschaft den Segen Gottes erbitten, so tun sie dies auf der Grundlage der Liebe und der Fürsorge und Verantwortung für einander; sie bilden darin die Liebe Christi zu seiner Gemeinde ab."