Das Emirat Katar ist eine Monarchie, das reichste Land der Erde, wendet die Sharia an und wird gerade von vier Staaten der arabischen Welt isoliert. Das hat vor allem mit dem Kampf um die Vormachtsstellung im Nahen Osten zu tun.

Zwei Mächte versuchen momentan die arabische Halbinsel unter ihren politischen Einfluss zu bekommen: Saudi-Arabien und der Iran. Der Konflikt ist vor allem religiös motiviert, hängt aber auch eng mit Entwicklungen der jüngeren Geschichte zusammen.

Ein schwelender Konflikt

Der Konflikt zwischen Saudi-Arabien und dem Iran eskalierte Anfang der 1980er Jahre. Die iranische Revolution und der Sturz des Schahs 1979 führten zu einer Radikalisierung aber auch Destabilisierung des Landes. Saddam Hussein versuchte die Schwäche seines Nachbarn auszunutzen und drang 1980 mit Truppen im Hoheitsgebiet der Islamischen Republik ein, um vor allem die lukrativen Ölquellen des Landes unter irakische Kontrolle zu bekommen.

Bei diesem Vorhaben wurde er auch von Saudi-Arabien unterstützt, denen er Teile des Irans versprach, sobald dieser eingenommen wäre. Acht Jahre dauerte der Krieg, und das vor allem, weil Nationen wie die USA, die UdSSR und das Vereinigte Königreich immer wieder Waffen an beide Seiten lieferten. Dieser Konflikt verstärkte die feindliche Haltung, die Saudi-Arabien und Iran zueinander hatten.

Während die Saudis die Nähe zu den westlichen Nationen suchten und sich als deren diplomatische Partner im Nahen Osten anboten, war der Iran von der restlichen Welt weitestgehend isoliert. In den vergangenen Jahren erfolgte eine Annäherung an Russland und China, der Barack Obama durch seine Außenpolitik entgegenwirken wollte. Donald Trump distanziert sich jedoch von den Integrationsversuchen seines Vorgängers und betonte mehrfach die enge Verbindung zu Saudi-Arabien.

Ideologie, Religion und Macht

Ein weiterer Grund für die Feindschaft der beiden Staaten liegt in ihrer religiösen Ausrichtung begründet. Während der Iran vor allem schiitisch geprägt ist, leben in Saudi-Arabien überwiegend Sunniten. Beide Regierungen versuchen aktiv, ihre Auslegungen des Islam in umliegenden Staaten zu verbreiten – unter anderem auch, indem sie terroristische Gruppierungen wie Al-Kaida, die Hisbollah oder den IS unterstützen, oder sich verdeckt oder offen an politischen Interventionen beteiligen.

Arabische Staaten, die politisch instabil sind, werden zunehmend in den Konflikt hineingezogen. Die Bürgerkriege im Jemen und in Syrien sowie die schwierige Lage im Libanon, stehen im direkten Zusammenhang mit dem Machtkampf auf der arabischen Halbinsel. Der Iran und Saudi-Arabien liefern sich – einfach gesagt – in der gesamten Region Stellvertreterkriege.

Seit 2016 haben sie die gegenseitigen diplomatischen Beziehungen vollständig abgebrochen und Diplomat*innen der jeweils anderen Nation aus ihrem Land verbannt.

Katar gerät zwischen die Fronten

An dieser Stelle kommt das Emirat Katar ins Spiel. Das stand bisher auf Seiten Saudi-Arabiens, hatte sich aber nicht so klar und deutlich vom Iran distanziert, wie die saudischen Machthaber es gern gesehen hätten. So hatte Katars Staatsoberhaupt Scheich Abdullah bin Nasser bin Chalifa Al Thani dem iranischen Staatspräsidenten Hassan Rohani zu seiner Wahl gratuliert und sich angeblich kritisch über die von Saudi-Arabien und seinen Verbündeten angestrebte Anti-Iran-Allianz geäußert.

Das war scheinbar zu viel für die saudi-arabische Regierung. Sie brachen gemeinsam mit Bahrein, Ägypten und den Vereinigten Arabischen Emirate den Kontakt zu dem Emirat ab, stoppten den Flugverkehr in die Hauptstadt Doha und schlossen alle Grenzen. Zudem kündigten sie an, auch den Flugraum und Seewege für Transporte von und nach Doha sperren zu wollen.

Das ist für die Einwohner Katars fatal. Das Emirat ist zwar aufgrund enormer Ölvorkommen das reichste Land der Welt, bleibt aber zugleich von den Auslandsimporten abhängig, vor allem wenn es um die Nahrungsmittel geht. Die Bevölkerung ist daher denkbar besorgt. Angeblich kommt es bereits in der Hauptstadt Doha zu Hamsterkäufen. Diese Situation nutzte wiederum der Iran aus, um sich als Retter in der Not anzubieten: Die iranische Regierung sicherte dem Emirat die Lieferung von Lebensmitteln über den Seeweg zu.

Offiziell begründeten die Staaten ihre Entscheidung damit, dass Katar Terrorismus finanzieren würde, der auch Saudi-Arabien und seine Verbündeten träfe – ein Vorwurf der bereits seit längerem auf dem Emirat lastet. Trotzdem ist die Härte des Embargos denkbar grausam, weshalb viele eher ein Abstrafen des Emirates vermuten. Das Embargo könnte Katar über kurz oder lang dazu zwingen, sich klar zwischen Saudi-Arabien und dem Iran zu entscheiden.